Marktberichte

Haushaltsnotstand verunsichert Händler Dow pendelt und schließt im Minus

Im Kapitol nichts Neues.

Im Kapitol nichts Neues.

(Foto: dpa)

Der Streit um die US-Finanzen ist ungelöst und die Händler mögen sich noch nicht an die Unsicherheit gewöhnen. An der Wall Street ist deshalb Bewegung drin, in der Tendenz geht es nach unten. Längst warnen auch Konzerne wie Boeing oder United Technologies. Ihre Papiere verlieren deutlich an Wert.

Der sich nunmehr über drei Tage hinziehende Haushaltsnotstand in den USA setzt den New Yorker Börsen zu. Die wichtigsten Indizes gaben am Donnerstag deutlich nach, als die Hoffnungen auf einen nur kurzen Stillstand der US-Verwaltung immer mehr schwanden. Vor allem sorgte die Anleger, dass der Etat-Konflikt die Verhandlungen über die als noch umstrittener geltende Anhebung der Schuldengrenze belasten könnte.

"Die Vorstellung, dass die weltgrößte Volkswirtschaft zahlungsunfähig wird, scheint absurd", sagte ein Händler. "Aber Investoren fangen an, das Unerwartete einzupreisen." Die Misere lastete an den US-Börsen vor allem auf Industriekonzernen und Versorgern. "Viele sehen das aktuelle Niveau als eine gute Kaufgelegenheit, doch solange die politische Unsicherheit dominiert, will sich keiner an den Markt wagen", so Stratege Sam Stovall von S&P Capital IQ.

Der Dow-Jones-Index pendelte im Verlauf zwischen einem Hoch von 15.127 und einem Tief von 14.947 Zählern. Er schloss mit einem Minus von 0,9 Prozent auf 14.996 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gab 0,9 Prozent auf 1678 Stellen nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte 1,1 Prozent auf 3774 Punkte ein.

Wall Street klebt an Obamas Mund

Die US-Indizes weiteten ihre Verluste im Verlauf aus, als Präsident Barack Obama seinen Standpunkt im Haushaltsstreit bekräftigte. Er werde den Forderungen der Republikaner nach Abstrichen bei der Gesundheitsreform nicht nachgeben, um den den Haushaltsnotstand zu beenden, sagte Obama.

Etwas eingedämmt wurden die Kursverluste dagegen zwischenzeitlich durch einen Bericht der "New York Times". Demnach zeigt sich der republikanische Präsident des Repräsentantenhauses, John Boehner, entschlossen, eine Zahlungsunfähigkeit der USA zu verhindern. Doch ein Sprecher Boehners ruderte zurück, Obama ging die Republikaner scharf an, und letztlich blieben die Fronten bis Börsenschluss verhärtet.

Industriekonzerne wie Boeing oder United Technologies warnten vor Auswirkungen auf ihre Produktion. Beide sind auf Beamte angewiesen, die etwa die Herstellung von Rüstungsgütern überwachen oder neue Flugzeuge wie die Boeing 787 abnehmen. Die Papiere des EADS -Rivalen Boeing gaben 2,2 Prozent nach, die von United Technologies 1,3 Prozent. Der Versorger Exelon büßte 1,8 Prozent ein.

Keine Daten zum Arbeitsmarkt

Der Haushaltsstreit führt auch dazu, dass am Freitag vielbeachtete Kennzahlen zum US-Arbeitslosenmarkt nicht veröffentlicht werden. Das unerwartet schwache Wachstum des Dienstleistungssektor, das am Donnerstag trotz "shutdown" bekanntwurde, drückte auf die Stimmung der Anleger. Eine Schießerei am Parlamentsgebäude in Washington beschleunigte die Talfahrt der Indizes zeitweise noch.

Bei den Einzelwerten stand an der Börse Eli Lilly im Fokus. Der Pharmakonzern kündigte an, man werde die Kosten senken müssen, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Eli-Aktien lagen 3,5 Prozent im Minus.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 702 Millionen Aktien den Besitzer. 641 Werte legten zu, 2348 gaben nach und 84 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,8 Milliarden Aktien 659 Titel im Plus, 1857 im Minus und 92 unverändert.

Auch Öl und Gold im roten Bereich

Die politische Lähmung in den USA stützte den Euro, der die Gewinne vom Vortag leicht ausbaute und im späten US-Handel bei 1,3620 Dollar notierte. Zudem hat sich die politische Krise in Italien entspannt, was sich ebenfalls positiv auf die Gemeinschaftswährung auswirkte.

Der Ölpreis gab leicht nach. Zum Settlement mussten für einen Barrel der Sorte WTI 103,31 Dollar gezahlt werden, ein Minus von 0,8 Prozent. Auch hier habe der anhaltende US-Haushaltsstreit belastet, hieß es von einem Teilnehmer. Der auf ein Sechsmonatshoch gestiegene chinesische Service-Einkaufsmanagerindex für September stützte das Sentiment dagegen etwas.

Der Goldpreis zeigte sich mit einem leichten Minus. Zum Settlement kostete die Feinunze 1.317,60 Dollar, ein Abschlag von 0,2 Prozent. Teilnehmer sprachen von Gewinnmitnahmen, die allerdings durch eine Erholung nach dem schwachen ISM-Index teilweise wieder ausgeglichen wurden. "Die Daten stützen die Hoffnung, dass die US-Notenbank auch im Oktober keine Drosselung ihrer monatlichen Wertpapierkäufe vornehmen wird", so Analyst Dave Meger von Vision Financial Markets.

Quelle: ntv.de, jtw/DJ/rts

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