Bruchlandung in New York Dow unter 6800
02.03.2009, 22:32 UhrAn den US-Börsen hat sich die Talfahrt der vergangenen Woche fortgesetzt. Der Dow Jones Industrial sackte zum ersten Mal seit 1997 wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 7000 Punkten. Die Stimmung wurde Händlern zufolge von einer milliardenschweren Finanzspritze für American International Group (AIG) belastet. "AIG erinnert die Anleger nachdrücklich daran, dass die Probleme bei weitem nicht gelöst sind", sagte Stratege Peter Cardillo von Avalon Partners. AIG nährt die Furcht vor nötigen Verstaatlichungen im Finanzsektor, kommentierte ein Händler
Bis Handelsschluss verlor der Dow Jones 4,2 Prozent auf 6.763 Zähler. Ähnlich sah es beim marktbreiten S&P 500 aus, der 4,6 Prozent auf 700 Punkte abgab und damit auf ein Tief wie zuletzt im Dezember 1996 fiel. An der Technologiebörse Nasdaq verlor der Composite 3,9 Prozent auf 1.322 Zähler
Die veröffentlichten Konjunkturdaten gaben keine eindeutige Richtung vor. Während sich der ISM-Einkaufsmanagerindex überraschend stark aufhellte, gingen die Bauausgaben deutlicher zurück als erwartet. Die Konsumausgaben waren unterdessen im Januar nach sechs Rückgängen in Folge erstmals wieder gestiegen. Die persönlichen Einnahmen erhöhten sich ebenfalls
Die Aktien von AIG entzogen sich allerdings der negativen Stimmung und sprangen zunächst um knapp 17 Prozent, schlossen dann aber unverändert. Allerdings waren die Titel seit Jahresbeginn im Tief bereits um rund 75 Prozent eingebrochen. Die US-Notenbank gab bekannt, dass das Finanzministerium eine neue Kreditlinie über 30 Milliarden Dollar für den schwer angeschlagenen US-Versicherer einrichten werde, um dessen Kapitalbasis zu stärken. AIG musste zudem einen Verlust von knapp 100 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr vermelden - 62 Milliarden Dollar davon fielen alleine im vierten Quartal an.
Die übrigen Finanztitel entwickelten sich dagegen schwach. Aktien der mittlerweile teilverstaatlichten Citigroup büßten 20,0 Prozent ein, Bank of America sackten am Dow-Ende um 8,1 Prozent ab. Auch JPMorgan gehörten mit einem Minus von 7,4 Prozent zu den größten Verlierern.
Aktien von Lockheed Martin verloren 4,8 Prozent. Goldman Sachs hatte die Aktien in einer Branchenstudie von der "Conviction Buy List" gestrichen und den gesamten Rüstungssektor auf "Neutral" abgestuft. Die Staatsausgaben für diesen Bereich dürften 2010 ihren Höhepunkt sehen und danach deutlich zurückgefahren werden, so die Analysten. Rüstungsausgaben stünden bei Präsident Barack Obama ganz unten auf der Prioritätenliste.
Unter den Technologietiteln rutschten Dish Networks nach Zahlen um 11,7 Prozent ab. Der Satelliten-TV-Anbieter hat im vierten Quartal zwar den Gewinn gesteigert und damit die Markterwartungen erfüllt. Der Verlust von 102.000 Kunden enttäuschte allerdings - Analysten hatten mit Kundenzuwächsen um 20.000 gerechnet.
Dell Computer drehten nach Anfangsgewinnen mit 1,2 Prozent ins Minus. Händler verwiesen auf einen positiven Kommentar im Anlegermagazin "Barron's". Die Aktie sei derzeit weit entfernt von ihren Höchstständen im Jahr 2000, und das, obwohl der PC-Hersteller über Barmittelreserven in Höhe von 9,5 Mrd. US-Dollar verfüge. Zudem habe Dell in einem niedergeschlagenen Markt 2008 immer noch Umsätze von 2,5 Mrd. US-Dollar erzielt. Sollten die ambitionierten Kosteneinsparungen sowie die Einführung neuer Produkte wie geplant verlaufen, könne die Aktie wieder auf 20 Dollar steigen, so "Barron's".
Quelle: ntv.de