Lehman stürzt ab Dow verliert kräftig
09.09.2008, 22:18 UhrAm Dienstag haben die amerikanischen Börsen mit deutlichen Verlusten geschlossen. Der Rallye vom Montag ging schon früh die Luft aus, denn die Konjunkturdaten zeigten anhaltende Probleme am Immobilienmarkt. Zusätzlich belasteten Gerüchte um die Liquidität Lehmans die Indizes.
Der Dow-Jones-Index sackte um 280 Zähler oder 2,4 Prozent auf 11 231 Punkte ab. Der marktbreite S&P-500-Index fiel um 43 Zähler oder 3,4 Prozent auf 1225 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq gab um 60 Zähler oder 2,6 Prozent auf 2210 Punkte nach.
Die bestehenden Hausverkäufe waren im Juli deutlicher gesunken als erwartet. Sie gingen um 3,2 Prozent zurück, was dreimal so stark war wie erwartet. Allerdings gehen die Investoren davon aus, dass die Verkaufszahlen sich in den kommenden Monaten stabilisieren, was aber wohl an den zwangsversteigerten Immobilien liegen dürfte und nicht daran, dass die Nachfrage steigt.
Zusätzlich stieg das Inventar der Großhändler um 1,4 Prozent an, etwa doppelt so stark wie erwartet. Die Erwartungen für die Entwicklung am Arbeitsmarkt sanken aber auf den Stand von 2003. Dies zeigt, dass die Unternehmen mehr produzieren, aber Arbeitsplätze abbauen.
Der Ölpreis ging zwar um 4,24 Dollar auf 102,10 Dollar pro Fass zurück, doch dies trug noch zur Misere an den Märkten bei. Denn zu Beginn des OPEC-Treffens in Wien hatte Saudi-Arabien erklärt, die derzeitigen Fördermengen seien ausreichend. Dies erhöhte die Sorgen noch, dass das Wirtschaftswachstum weltweit sinkt und die Nachfrage deshalb zurückgeht.
Zusätzlich belastete der Finanzsektor die Indizes. Besonders die Investmentbank Lehman Brothers stürzte ab, denn nachdem die Gespräche mit der Korea Development Bank beendet sind, befürchteten die Anleger, dass das Finanzinstitut eine dringend benötigte Kapitalspritze nicht auftreiben kann. Um den Aktienkurs zu beruhigen, sollen die Quartalszahlen angeblich bereits am Abend statt kommende Woche bekannt gegeben werden. Die Aktie verbilligte sich um 45 Prozent.
Auch andere Finanzwerte gaben deutlich nach. So schlossen die Papiere von Citigroup um 7,1 Prozent im Minus, AIG sank um 19,6 Prozent und die Aktie von Wachovia gab um 14,5 Prozent nach, da die Bank von den Analysten bei Merrill Lynch abgestuft worden ist. Man erwarte nicht, dass Wachovia von der Rettung Fannies und Freddies profitiere, hieß es auf dem Parkett.
Die Aktien der Hypothekenbank Fannie Mae konnte nach dem steilen Fall vom Montag aber wieder etwas zulegen und sich damit dem Trend widersetzen. So stiegen die Papiere von Fannie Mae um 31 Prozent, Freddie Mac schloss dagegen unverändert.
Doch die Verlierer überwogen und die Häuserbauer wurden gleich doppelt getroffen. Zum Einen schauten die Anleger pessimistisch auf die Entwicklung am Immobilienmarkt und zusätzlich stuften die Analysten von Credit Suisse eine Reihe von ihnen ab. So sanken die Papiere von Toll Brothers um 8 Prozent, KB Homes gaben um 9 Prozent nach und die Aktie von Hovnanian fiel um 11,4 Prozent.
Die Befürchtung einiger Experten, dass die Regierung nach der Rettung der Hypothekenbanken zu mehr Rettungen gezwungen sei, schien sich ebenfalls zu bewahrheiten. Die Autobauer, die alle in heftigen Schwierigkeiten stecken, wollen ebenfalls Hilfe von der Regierung bekommen. Und die Abgeordneten signalisierten am Dienstag, dass man bereit wäre, 25 Milliarden, etwa halb so viel wie die Autobauer verlangen, als Entwicklungshilfe für neue, sparsame Modelle zu zahlen.
Auch die Technologiewerte gerieten heftig unter Druck, nachdem der Computerhersteller Apple neue iPod-Modelle vorgestellt hatte. Da bei den Geräten auch die Preise gesenkt wurden, gab die Aktie um 4,1 Prozent nach. Die Anleger zeigten sich aber erleichtert, dass Apple-Chef Steve Jobs zwar dünn aber gesund aussah. In den letzten Monaten waren Gerüchte über eine Krebserkrankung des Konzernchefs aufgetaucht.
Der Suchmaschinenbetreiber Google wird mit dem Fernsehnetzwerk NBC Universal zusammenarbeiten und in den kommenden Monaten Werbung für einige Sender des Netzwerks verkaufen. Die geplante Zusammenarbeit mit Konkurrent Yahoo scheint allerdings am Kartellrecht zu scheitern. Dadurch gaben die Papiere von Yahoo um 3,6 Prozent nach, die von Google um 0,3 Prozent.
Quelle: ntv.de