Marktberichte

Inside Wall Street Druck auf Kreditkarten-Schuldner

Die amerikanischen Verbraucher haben es nicht leicht. Sie sind bis über beide Ohren verschuldet, die Banken rücken kaum frische Kredite raus, und jetzt ziehen auch noch die Gläubiger die Schrauben an. Kurz bevor neue Verbraucherschutzgesetze greifen, schämen sich Kreditkarten-Anbieter nicht, die Kundenverträge zu überarbeiten.

Manchem Schuldner steht damit in den nächsten Tagen ein Schock bevor. Einige Anbieter, darunter die Chase Bank, schrauben die Mindestraten hoch, die künftig monatlich abgezahlt werden müssen. Statt der bisherigen zwei Prozent werden nun fünf Prozent fällig – aus einer monatlichen Rate von 100 Dollar werden damit beispielsweise 250 Dollar, was manchen Verbraucher schon wieder vor Probleme stellen wird.

Die Kreditkarten-Anbieter machen neue Regeln.

Die Kreditkarten-Anbieter machen neue Regeln.

(Foto: REUTERS)

Unterm Strich ist das natürlich gar nicht so schlecht. Der Verbraucher zahlt immerhin seine Schulden schneller ab und spart dadurch eine Menge Zinsen – doch das ist nicht das Motiv hinter der Anhebung. Vielmehr wollen die Banken ihre Risiken mit Verbraucherkrediten senken. Dass der Zeitpunkt alles andere als günstig ist und der durchschnittliche Amerikaner nicht zuletzt wegen des katastrophalen Arbeitsmarktes gewaltig unter Druck steht, ist der Branche egal.

Doch nicht nur die Zahlungsraten werden dieser Tage quer durch den Finanzsektor erhöht. Auch die Überziehungszinsen steigen, denn zur Zeit können die Unternehmen solche Schritte noch recht leicht durchsetzen. Bereits in den nächsten Tagen wird sich das ändern, wenn der erste Teil eines Gesetzes greift, mit dem die Bürger vor Abzock-Praktiken auf dem Kreditmarkt geschützt werden sollen.

Zu den neuen Regeln gehört, dass Banken die Kunden satte 45 Tage vor einer Anhebung der Zinsen warnen müssen – das ist dreimal so früher wie zur Zeit. Auch müssen Rechnungen künftig nicht zwei, sondern drei Wochen vor dem Fälligkeitsdatum versandt werden. So werden massive Strafzahlungen durch verspätete Postlieferungen ausgeschlossen.

Weitere Unannehmlichkeiten für die Branche. Um Kunden unter 21 Jahren darf man nicht mehr werben. Die brauchen künftig die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten, um eine Kreditkarte zu eröffnen – es sei denn, sie können ein festes Einkommen nachweisen, von dem die Schulden abgezahlt werden können. Höhere Zinsen können ferner nicht mehr rückwirkend auf bestehende Schulden angewandt werden, und Zahlungen in gemischten Kreditportfolios müssen immer zuerst mit den höher verzinsten Schulden verrechnet werden.

Im nächsten Jahr kommen weitere Vorschriften auf den Markt. Die meisten klingen völlig selbstverständlich. Dass sie für die Branche plötzlich ein Besorgnis erregendes Hindernis darstellen, zeigt wieder einmal, wie sehr die Finanzdienstleister in der Vergangenheit gegen allen Verstand, gegen jede gesellschaftliche Regel und rein auf hohe Profite hin gearbeitet haben.

Quelle: ntv.de

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