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Inside Wall Street Eine Zukunft für Youngstown

Während der Industrialisierung war Youngstown/Ohio ein boomendes Wirtschaftszentrum. Mitten im stählernen Herzen der USA gelegen, zählte die Stadt in den 1930er Jahren mehr als 170.000 Einwohner; die meisten arbeiteten in den riesigen Fabriken vor Ort. Nach jahrzehntelangem Abschwung plant man jetzt einen Neuanfang.

Das Schicksal von Youngstown ist eine klassische Industrie-Tragödie, die der Arbeiter-Rocker Bruce Springsteen einst in einem Song verarbeitete: "Youngstown" ist einer der Titel auf dem melancholischen Album "The Ghost of Tom Joad". In Ohio hingegen bemüht man sich nach Kräften, die trübe Stimmung der letzten Jahrzehnte zu vertreiben. Nachdem die Stadt in fünfzig Jahren mehr als die Hälfte ihrer Einwohner verloren hat, ist jetzt "Plan 2010" in Kraft getreten.

Das ambitionierte Projekt soll Youngstown aus der Vergangenheit endlich in die Zukunft bringen, und das geschieht im ersten Schritt durch eine dramatische Verkleinerung. Seit einigen Monaten werden verlassene Häuser platt gemacht. Davon gibt es mehr als genug, zumal die Hypothekenkrise hier genauso hart zugeschlagen hat wie anderswo im Mittleren Westen. Die Zahl der Zwangsräumungen bei Immobilien ist im letzten Jahr um fast 200 Prozent gestiegen. Wohnungen werden geräumt, Häuser werden verlassen - und verrotten.

Mehr als tausend Gebäude sind nun bereits dem Bulldozer gewichen, ganze Straßenzüge sind verschwunden. Einige Hausbesitzer, die einzeln in sonst leeren Blocks wohnen, werden mit großzügigen finanziellen Angeboten zum Umzug bewegt. Wo einst graue Stein- und Betonburgen standen, entstehen dann Parks und Grünanlagen.

Für die Stadt ist das doppelt günstig: Zum einen spart man bares Geld, weil Polizei und Feuerwehr für weniger Fläche zuständig sind und der Müll aus weniger Straßen gekarrt werden muss. Zum anderen wird Youngstown durch die Parks attraktiver und zieht - hoffentlich - neue Bürger an.

Von der Vision, Youngstown wieder zu einer Metropole mit 150.000 Einwohnern zu machen, hat sich die Stadt verabschiedet. Das habe man lange genug versucht, meint Jay Williams, der engagierte Bürgermeiste von Youngstown. "Es gab hanebüchene Konzepte für unsere Rettung." Er nennt eine Zepellinfabrik, die nie gebaut wurde und einen Rüstungsbetrieb mit 5000 Arbeitsplätzen, der vom damaligen Präsidenten Bill Clinton zugesagt aber nie realisiert wurde.

Nachdem man dem Traum vom neuen Wachstum vergeblich träumte, scheint Youngstown die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: Weniger ist mehr. Aus der Industrie-Kapitale soll ein adrettes Städtchen werden.

Quelle: ntv.de

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