Inside Wall Street Einzelhandel liebt die Schule
17.07.2007, 18:51 UhrDie Börsenkolumne aus New York, von Lars Halter
Schüler von New York bis Kalifornien genießen derzeit die Sommerferien. Ganz wie ihre Altersgenossen in Deutschland liegen sie am Strand, toben in Disney-Land – und wollen ganz bestimmt nicht an die Schule denken. Ganz anders der Einzelhandel: Der rechnet jetzt schon aus, wie lukrativ der Beginn des neuen Schuljahres werden wird.
Die Branche hat Grund zum Jubel. Zu Beginn eines neuen Jahres rüsten Eltern ihre Kinder traditionell mit neuen Utensilien aus, vom Bleistift bis zum Laptop, aber auch mit neuen Klamotten und Schuhen. Laut einer aktuellen Umfrage geben sie dafür immer mehr Geld aus. Auf 18,4 Mrd. Dollar werden sich die Ausgaben in diesem Jahr summieren. Eine Familie mit schulpflichtigen Kindern lässt damit durchschnittlich 527 Dollar in den Läden – entsprechend kann die Branche kaum warten, bis nach wochenlanger Pause die Schulglocke wieder läutet.
Interessant ist, woher eine Steigerung von fast sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr kommt. Schließlich sind Schulhefte und Taschenrechner nicht derart dramatischer Inflation ausgesetzt. Vielmehr steigen mit dem Fortschritt auch die Vostellungen von Kindern und Eltern darüber, was man zu Beginn des neuen Schuljahres unbedingt braucht:
Bei immer jüngeren Schülern kommen Computer oder Laptops ins Haus, dazu Drucker und weitere Accessoires. Wer schon entsprechend bedient ist, kann sich unter Umständen auf ein neues Handy oder einen iPod freuen. Auch für solche Geräte, die den Unterricht eher hindern als fördern, steigen die Umsätze gegen Ende der Sommerferien massiv und im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent.
Für Kleidung auch, vor allem für Schuhe. Ein Umsatzwachstum von mehr als 10 Prozent wird erwartet, wenn die Kids die neueste Mode einfordern. Die suchen sie erwartungsgemäß selbst aus, ebenso wie viele andere Artikel. Mehr als die Hälfte der Einkäufe für das neue Schuljahr wird von den Schülern selbst ausgesucht, hat das Brancheninstitut des amerikanischen Einzelhandels NRF ermittelt.
Selbst bezahlen will der Nachwuchs hingegen nicht. Von den erwähnten 527 Dollar, die pro Familie ausgegeben werden, stammen im Schnitt magere 31 Dollar aus Teenager-Geldbeuteln – den Rest berappen die Eltern.
Diese wiederum werden immer preisbewusster, was direkt mit der inflationsbedingten Mehrbelastung an der Tankstelle und mit höheren Preisen für alles andere zu tun haben dürfte. Do stehen in diesem Jahr die sonst wenig angesagten Bürobedarfsläden und verschiedene Discount- und Billigketten ganz oben auf der Liste der angesteuerten Ziele. Im hochpreisigeren Fachhandel hingegen kaufen immer weniger Eltern ein.
Dabei ist das Wort ohnehin irreführend. Denn in bezug auf die Umfragen zum Schulbeginn schließt der „Fachhandel“ eher die Elektronikläden und Abercrombie & Fitch ein als Tante Annas Schul-Lädchen. Wo es Hefte und Schreibgerät gibt, Lineale und Schulranzen, da bleiben zu Beginn des neuen Schuljahres gerade noch 94 Dollar pro Haushalt liegen. Das ist weniger als ein Fünftel der gesamten Ausgaben im „Back-to-School“-Verkauf.
Quelle: ntv.de