Ein Schock kommt selten allein Eon verhagelt dickes Dax-Plus
13.11.2012, 17:50 Uhr
Im Dax läuft's derzeit nicht rund. Die Anleger haben zuviele Sorgen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Scharfe Kursabschläge im Energiesektor lasten schwer auf dem deutschen Aktienmarkt: Ein schwacher Ausblick drückt die Aktien des Energieversorgers Eon im Dax ans Indexende. Zudem trübt sich die Stimmung zusehends ein. Der ZEW-Index sorgt nicht für die erhoffte Ablenkung. Am Ende reicht dann auch eine positive Wall-Street-Eröffnung nicht mehr aus.
Trotz anziehender Kurse an der Wall Street hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag überwiegend im Minus geschlossen. Die Verluste hielten sich aber in Grenzen, nachdem am Vormittag ein überraschend negativer ZEW-Index und ein Rekord-Kurseinbruch des Index-Schwergewichts Eon den Leitindex zeitweise bis auf 7075 Punkte gedrückt hatten.
Der Dax ging unverändert bei 7169 Punkten aus dem Handel. Der MDax verlor 0,2 Prozent auf 11.297 Zähler. Der TecDax schloss ebenfalls 0,2 Prozent tiefer bei 805 Stellen. Der Dow wies am Abend MEZ ein Plus von 0,5 Prozent aif 12.871 Zähler auf.
Von ZEW bis Griechenland
"Offenbar ist unterhalb von 7100 Punkten erstes Kaufinteresse aufgeflackert", sagte ein Börsianer. "Die Frage ist nun, wie weit uns diese technische Erholung trägt." Mehrere Händler sagten, Hoffnungen auf eine Einigung bei der Frage der Auszahlung weiterer Hilfen an Griechenland hätten die Stimmung der Anleger aufgehellt. Auslöser sei ein Bericht der "Bild"-Zeitung, dem zufolge die Bundesregierung eine Bündelung der Zahlungen plant. Einige Investoren werteten dies als Zeichen, dass eine Einigung näher rücke.
Belastend wirkte der ZEW-Index: Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten und institutionellen Anlegern für Deutschland haben sich im November entgegen den Erwartungen nicht gebessert. Das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sank auf minus 15,7 von minus 11,5 im Oktober. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf minus 10,0 erwartet.
"Wie in den Vormonaten zeigt der negative Saldo an, dass die Finanzmarktexperten eher mit einer Verschlechterung als mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage im nächsten halben Jahr rechnen", teilte das ZEW mit. Es war der erste Rückgang des Index seit August.
"Angesichts der schwachen Wirtschaftsdaten in jüngster Vergangenheit sind die anhaltenden Konjunktursorgen nachvollziehbar", kommentierte Volkswirt Bernd Hartmann von der VP Bank die Entwicklung. Der Blick auf die enttäuschende Entwicklung der Auftragseingänge lasse erahnen, dass die Wirtschaft doch in einer tieferen Wachstumsdelle steckt, als bisher angenommen. "Derzeit deutet einiges darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal abnehmen wird."
Eon bereitet Sorgen
Größter Belastungsfaktor für den Dax blieb aber der Zwischenbericht des größten deutschen Energieversorgers Eon: Die Papiere fielen um 11,5 Prozent. Trotz Zuwächsen in den ersten neun Monaten dieses Jahres stellt Teyssen die in Frage. Dass bringe viel Unsicherheit in den Markt, sagte ein Börsianer. Auch zahlreiche Analysten äußerten sich negativ. Eon dürfte weiterhin mit ordentlich Gegenwind zu kämpfen haben, schrieb etwa Citi-Analystin Sofia Savvantidou. Dazu zählten sinkende Strompreise und stärkere Regulierungsmaßnahmen unter anderem in Osteuropa, den Niederlanden und Russland. Eon hatte , die Anteilseigner auf die neue Lage vorzubereiten.
Der Eon-Sog erfasste auch RWE: "Bei Eon ist das Thema nun fast durch, bei RWE fürchtet man sich noch davor", meinte ein Händler mit Blick auf die am Mittwoch anstehenden RWE-Zahlen. Obwohl die Eon-Prognose- und Dividendensenkung erwartet worden sei, sei besonders belastend, dass der Versorger "noch überhaupt keine Guidance" für die künftigen Dividenden gegeben habe, hieß es. Erst bis März 2013 sollen neue Mittelfristziele vorgelegt werden. Die Aktien von RWE gaben 1,2 Prozent nach.
Abwärts ging es auch für K+S: Das schwächelnde Geschäft mit Auftausalz hat dem Unternehmen im dritten Quartal zu schaffen gemacht. Die Papiere verloren 4,5 Prozent. Der Salz- und Düngemittelkonzern äußerte sich mit Blick auf die Perspektiven bei Kali- und Magnesiumprodukten für das laufende Jahr etwas vorsichtiger. Während das Kaligeschäft durch anhaltende Preisverhandlungen mit China und Indien belastet werde, habe der außergewöhnlich milde Winter zu Beginn des Jahres die Nachfrage nach Auftausalz sowohl in Europa als auch in Nordamerika gedrückt, teilte der Dax-Konzern mit.
Hinter der ersten Reihe verhilft die Bestätigung der Prognose den Aktien des Hamburger Hafen- und Logistikkonzerns HHLA in die Gewinnzone. Die Papiere schlossen im MDax 0.6 Prozent fester. Trotz Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis in den ersten neun Monaten hielt der Vorstand an seinen Planungen für das Gesamtjahr fest. Stefan Kick, Analyst bei Silvia Quandt Research, äußerte sich allerdings skeptisch: Der konjunkturelle Gegenwind könnte die Aktien mittelfristig belasten, schrieb er in einem Kommentar. Er bewertet die Papiere mit "Neutral" und gab als Kursziel die runde Marke von 20 Euro aus.
Unerwartet gut laufende Geschäfte des Windturbinenbauers Nordex schoben die Aktien am Ende um 5,3 Prozent ins Plus. Nordex hat es dank eines starken Europa-Geschäfts im dritten Quartal wieder in die Gewinnzone geschafft, blieb allerdings mit dem Ausblick vorsichtig.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts