Marktberichte

Inside Wall Street Etwas Bescheidenheit angebracht

Die Börsenkolumne aus New York – von Lars Halter

Dass Amerikas Bosse zu viel verdienen, ist bekannt und wird seit Jahren fast täglich verurteilt. Allein, geändert hat das bislang nichts. Erst in den vergangenen Wochen scheinen einige Unternehmen Handlungsbedarf erkannt zu haben, einige Chefs müssen ihren Learjet-Lifestyle zurückschrauben. Etwas Bescheidenheit steht Corporate America gut, denn das Lohn- und Gehaltsverhältnis zwischen Chefs und Angestellten ist längst außer Kontrolle geraten. Während der durchschnittliche Chef in Deutschland 20 Mal so viel verdient wie sein Angestellter, verdienst der amerikanische CEO im Schnitt 411 Mal so viel wie seine Mitarbeiter.

Das war nicht immer so, wie eine andere Statistik zeigt. In den 1990er Jahren fraß die Vergütung für den Boss durchschnittlich fünf Prozent des Unternehmensgewinns auf. Zwischen 2000 und 2002 waren es 12,5 Prozent. Aktuell, so schätzen Experten, dürfte sich dieser Wert auf zehn Prozent leicht reduziert haben.

Den größten Teil seines Gehalts schleppt der CEO wohlgemerkt nicht in Koffern nach Hause oder zur Bank. Der Löwenanteil eines geschickt verhandelten Kompensationspakets besteht in den USA auch Aktien und Optionen sowie besonderen Vergünstigungen. Abgesehen von der ständigen Bereitschaft des firmeneigenen Jets freut sich manch ein Boss über bezahlte Mitgliedschaften im Country Club oder auf dem Golfplatz, über wertvolle Kunstwerke als Dauerleihgaben für das standesgemäß zu schmückende Appartement.

Für Schlagzeilen sorgte vor einigen Jahren das Abfindungspaket für die GE-Legende Jack Welch, dem das Unternehmen lebenslang sogar Geld für Spenden an soziale und kulturelle Zwecke zustecken sollte.

Solche Extras lassen sich in Verhandlungen heute immer schwerer durchsetzen. Manch ein Boss muss sogar bereits ausgehandelte Vergünstigungen abgeben. Mark Fields von Ford etwa. Der Top-Manager war bisher dafür zuständig, dem Automobilriesen Maßnahmen zur Kostensenkung zu finden. Dass seine wöchentlichen Flüge im Privatjet zur Familie in Florida mit 900.000 Dollar eine außergewöhnliche Aufwendung in 2006 darstellten, scheint man nun erkannt zu haben. Fields fliegt in Zukunft Linie. Immer noch auf Firmenkosten, versteht sich, aber für geschätzte 90.000 Dollar im Jahr - also für ein Zehntel des bisherigen Aufwands.

Quelle: ntv.de

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