Zu viele Fragezeichen Euro-Skepsis an Asien-Börsen
05.10.2011, 11:45 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Instabile Banken und Politiker, die die Euro-Krise nicht in den Griff bekommen: Asiens Anleger bleiben verunsichert. Wenn dann auch noch der Yen wieder an Stärke gewinnt, fallen die Kurse.
Die europäische Schuldenkrise und die damit verbundenen Sorgen über die Stabilität der Finanzbranche haben am Mittwoch erneut die Börsen in Asien belastet. Tokio startete mit kleinen Aufschlägen in den Tag, doch die Bonitätsabstufung Italiens durch die Ratingagentur Moody's trübte die Stimmung ein.
Auch die Kursgewinne an der Wall Street nach einer Rede von Fed-Chef Ben Bernanke konnten viele Anleger nicht umstimmen. Die Schlussrally in New York sei lediglich von einem Zeitungsbericht über eine möglicherweise anstehende Rekapitalisierung der europäischen Banken ausgelöst worden, meinte ein Börsianer. Am negativen Gesamtbild habe dies nichts geändert.
Vor allem ausländische Investoren trennten sich von japanischen Papieren, hieß es. Der Markt in Asien teste Bernankes Entschlossenheit, wirtschaftliche Anreize zu schaffen, sagte Analyst Jonathan Barratt von Commodity Broking Services.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss mit einem Minus von knapp 0,9 Prozent auf 8382 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index fiel sogar um fast 1,4 Prozent auf 726 Zähler. Zwischenzeitlich gab der Topix auf den niedrigsten Stand seit März 2009 nach. Auch die übrigen asiatischen Börsen verbuchten Verluste. So fielen die Aktien in Südkorea, Singapur, Hongkong und Taiwan. Lediglich in Australien legte der Markt zu. Rohstoffwerte und Banken verzeichneten hier Gewinne.
Börsianer führten die Kursverluste auch auf den wieder stärkeren Yen zurück. Das führte vor allem bei Exportwerten zu negativen Vorzeichen. Angesichts der stark erhöhten Volatilität spiele es weiter auch keine Rolle, wie billig Aktien inzwischen bewertet seien, sagte ein Händler von Chuo Mitsui Asset Management zu den neuerlichen Kursverlusten.
Unter den exportsensitiven Aktien gaben Honda Motor um 0,3 Prozent nach und Toyota um 2 Prozent. TDK verbilligten sich um 3,7 Prozent, hier belastete möglicherweise auch eine Abstufung durch Credit Suisse. Die Analysten befürchten einen über den bisherigen Erwartungen liegenden Gewinnrückgang bei dem Technologieunternehmen wegen des starken Yen und einer schwachen PC-Nachfrage.
Der Bankensektor litt unterdessen unter der Bonitätsabstufung Italiens. Sumitomo Mitsui Financial Group kamen um 2,3 Prozent zurück und Mitsubishi UFJ Financial Group um 1,8 Prozent.
Enttäuschung über neues iPhone
Zu den größten Verlierern gehörten erneut Finanzwerte. Die Aktien der Mitsubishi UFJ gaben 1,8 Prozent und die Titel von Sumitomo Mitsui Financial 2,3 Prozent nach. "Es gibt zwar jetzt Hoffnungen, dass in Europa das Schlimmste verhindert werden kann, aber weil noch keine Entscheidungen gefällt wurden, bleiben noch jede Menge Unsicherheiten", erklärte Fumiyuki Nakanishi von SMBC Friend Securities.
Zu den Verlierern gehörten auch die Titel des Einzelhändlers Fast Retailing mit einem Minus von vier Prozent, nachdem das Unternehmen enttäuschende Verkaufszahlen vermeldet hatte.
Die Enttäuschung der Anleger über die Überarbeitung von Apples iPhone spiegelte sich auch in Tokio wider: Die Aktien der Softbank, bislang die einzige Firma mit einem iPhone-Vertrieb in Japan, gaben 4,4 Prozent nach. Die Papiere von KDDI büßten 0,9 Prozent ein. Der Händler soll das neue iPhone vertreiben.
Der Euro büßte im fernöstlichen Handel seine Vortagesgewinne wieder teilweise ein. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete 1,3302 Dollar nach einem New Yorker Niveau von 1,3341 Dollar im späten Geschäft. Händler sagten, die anhaltende Unsicherheit in der Schuldenkrise werde den Anstieg des Dollar weiterhin befeuern. Analysten von BNP Paribas warnten, der Euro könne trotz seines jüngsten Anstiegs unter die Marke von 1,30 Dollar fallen.
Verluste in Korea
Fehlende Kaufimpulse infolge der anhaltenden Staatsschuldenkrise in Europa führten trotz guter US-Vorgaben auch in Seoul zu Abschlägen. Der Markt vermisse weiter konkrete Pläne, wie die Schuldenkrise eingedämmt werden könne, hieß es. Auch die Abstufung der Bonität Italiens durch die Ratingagentur Moody's die Stimmung getrübt. Der Kospi schloss nach anfänglich nur leichten Einbußen mit 2,3 Prozent im Minus bei einem Stand von 1667 Punkten.
Unter Abgabedruck standen vor allem Bauwerte und Ölaktien. Ein Analyst von Daishin Securities verwies hierzu auf den schwachen Ölpreis. Samsung Engineering brachen um 10 Prozent ein, S-Oil sogar um 12 Prozent. Gegen den Trend zulegen konnten Technologiewerte, die Teilnehmern zufolge von der weniger begeisterten Reaktion des Marktes auf das überarbeitete iPhone von Apple profitiert hätten. Für Samsung Electronics ging es um 1,7 Prozent nach oben, LG Electronics legten 0,4 Prozent zu.
Quelle: ntv.de, rts