Anhaltende Nervosität Euro anfällig
29.11.2011, 17:20 Uhr
Verschoben: Euro-Werbung in Athen
(Foto: AP)
Nachdem der Markt zunächst positiv auf die Auktion italienischer Anleihen reagiert, kommen im Verlauf Bedenken hoch und der Euro rutscht wieder unter die Marke von 1,34 Dollar. Auch devisenfernere Themen wie die Insolvenz von American Airlines machen die Anleger nervös.
Die Anleger am Rentenmarkt halten sich angesichts des hohen Kapitalbedarfs der Staaten weiter bedeckt. Zwar konnte Italien bei einer Anleihenbegebung Milliarden von Euro einsammeln, musste dafür aber einen relativ hohen Preis zahlen. Die Renditen zehnjähriger italienischer Anleihen notierten am frühen Nachmittag mit 7,4 Prozent höher als am Vorabend mit 7,28 Prozent. Für weitere Unsicherheit sorgte, dass die EZB ihre Anleihenkäufe nicht wie geplant neutralisieren konnte.
"Die Sensibilität der Märkte ist derzeit sehr groß", sagte ein Händler. Angespannt werde auch der Antrag der US-Fluggesellschaft American Airlines auf Gläubigerschutz betrachtet. Dass sich US-Airlines in der Insolvenz restrukturierten und die EZB nicht so viel Geld wie geplant abschöpfen könne, sei zwar schon häufiger vorgekommen. "Im Moment machen solche Nachrichten aber die Anleger nervös", sagte ein weiterer Händler. Und das bekomme der Euro als erster zu spüren. Die europäische Währung rutschte wieder in Richtung 1,33 Dollar, nachdem sie zuvor noch bis auf 1,3442 Dollar geklettert war.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft seit vorigem Jahr an den Märkten Anleihen von krisengeschüttelten Ländern wie Italien und Spanien. Anders als die Notenbanken der USA und Großbritannien schöpft sie das Geld später aber wieder ab, um so eine Ausweitung der Geldmenge zu verhindern und der Inflation vorzubeugen. Die Fed und die Bank of England (BoE) haben dagegen quasi die Notenpresse angeworfen.
Hohe Kosten für Italien kaum tragbar
Italien hatte bei der Auktion 7,5 Mrd. Euro in verschiedenen Laufzeiten aufgenommen - geplant war ein Volumen von fünf bis acht Mio. Euro. Die Überzeichnung lag meist bei etwa 1,5. Die Rendite dreijähriger Papiere war mit 7,89 Prozent deutlich höher als die Renditen von Papieren mit neun und zehn Jahren Laufzeit, die bei 7,28 Prozent und 7,56 Prozent lagen.
"Alles in allem ist das ganz solide", erklärte Marc Ostwald, Stratege bei Monument Securities in London. "Die Auktion hat gezeigt, dass Italien sich weiter am Markt refinanzieren kann - wenn auch zu hohen Kosten", erklärte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Aber langfristig sei das nicht haltbar. "Die Auktion zeigt, wie dringend eine Lösung für die Euro-Schuldenkrise ist", erklärte Zinsstratege Marius Gero Daheim von der BayernLB.
Auch Belgien zapfte den Kapitalmarkt wieder an und stieß dabei auf extrem hohes Interesse. So überstieg die Nachfrage nach dreimonatigen Geldmarktpapieren das Angebot um deutlich mehr als das Fünfeinhalbfache. Bei den sechsmonatigen Titeln lag die Nachfrage immerhin noch um das 2,76-fache über dem Angebot. Am Wochenende hatte es in Brüssel beim Haushaltsstreit einen Durchbruch gegeben, was die Anleger mit Anleihe-Käufen honorierten. Entsprechend gaben die zuletzt stark gestiegenen Renditen belgischer Papiere wieder nach. Belgien komme am Markt auch deshalb besser davon als Italien, da man mit nicht so hohem Refinanzierungsvolumen zu rechnen habe. "Schließlich geht es da um andere Beträge als in Italien. Vor dem, was da noch auf uns zukommt, haben viele einfach Angst", erklärte der Händler. Viele institutionelle Anleger hätten sich derzeit auch aus regulatorischen Gründen von Staatsanleihen verabschiedet.
Trotz der Unsicherheit waren deutsche Anleihen nicht en vogue. Der Bund-Future rutschte in der Spitze nach der italienischen Auktion um 50 Ticks auf 133,38 Punkte ab, erholte sich später aber rasch wieder. Am Nachmittag lag er noch 28 Ticks im Minus. Die Rendite der für die Euro-Zone richtungweisenden zehnjährigen Bundesanleihe stieg in der Spitze auf 2,289 Prozent von 2,258 Prozent am Vorabend und pendelte sich am Nachmittag bei 2,269 Prozent ein. Seit der desaströsen Auktion von Bundesanleihen in der vorigen Woche sind die deutschen Renditen auf dem Vormarsch.
Quelle: ntv.de, rts/DJ