Marktberichte

Nach Arbeitsmarktdaten Euro auf Achterbahnfahrt

Am Devisenmarkt wendet sich im Vorfeld wichtiger US-Arbeitsmarktdaten das Blatt. Während starke Vorlagen eine positive Überraschung bei der US-Beschäftigung erwarten lassen, wächst die Skepsis an den gelockerten Geldleihe-Regeln für Portugal bei der EZB.

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(Foto: dpa)

Die Furcht vor einer neuen Rezession in den USA treibt am Freitag die Anleger am Renten- und Devisenmarkt in als sicher geltende Anlagen. Unerwartet schlecht ausgefallene Daten vom US-Arbeitsmarkt führen an den Finanzmärkten zu heftigen Kursreaktionen und lassen Spekulationen aufkommen, dass die US-Notenbank Federal Reserve doch noch ein weiteres Konjunkturprogramm auflegen könnte.

Der Euro erlebt ein heftiges Auf und Ab. Zunächst fiel er nach Veröffentlichung der US-Daten deutlich auf bis zu 1,4204 Dollar, hat dann einen Großteil seiner Verluste wieder wettgemacht und notiert am späten Nachmittag wiederum mit 1,4250 Dollar schwächer als am Vortag. Einige Händler begründen die zwischenzeitliche Erholung damit, dass Anleger den Kursrutsch zum Wiedereinstieg nutzten. Andere Marktbeobachter weisen darauf hin, dass Investoren womöglich auf ein neues Hilfsprogramm der US-Notenbank Federal Reserve spekulierten, was den Dollar schwächen dürfte.

"Man stellt sich die Frage, ob die Erholung in den USA passe ist und nun eine neue Rezession droht", sagte Devisenanalyst Mario Mattera vom Bankhaus Metzler. Die Federal Reserve werde die Lage über den Sommer hinweg sehr genau beobachten und dann womöglich über neue Maßnahmen entscheiden. Dass die Notenbank ihre Geldpolitik aber ein drittes Mal genauso lockern werde wie beim sogenannten "Quantitative Easing (QE) 1 und 2", sei aber zweifelhaft. "Schließlich haben die beiden ersten Programme am Jobmarkt nachweislich keine Wirkung gezeigt", sagte Mattera.

Außerhalb der Landwirtschaft wurden in den USA im Juni unter dem Strich insgesamt nur 18.000 Stellen geschaffen, wie das Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Im Vormonat war der Stellenaufbau mit revidiert 25.000 kaum höher ausgefallen. Von Reuters befragte Analysten hatten für Juni ein Plus von 90.000 erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg mit 9,2 Prozent sogar leicht. "Die Zahlen unterstreichen, dass sich die US-Wirtschaft derzeit in einer Wachstumsdelle befindet. Von einer spürbaren Belebung am Arbeitsmarkt kann keine Rede sein", schrieb Helaba-Analystin Viola Stork in einem Kommentar.

"Angriff auf Italien"

Am Freitagvormittag war zunächst Italien ins Visier der Finanzmärkte geraten. Die Furcht vor einem Übergreifen der Schuldenkrise trieb die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen auf den höchsten Wert seit Einführung des Euro. Die Kosten für eine Versicherung italienischer Schulden legten ebenfalls zu. Fünfjährige Credit Dafault Swaps (CDS) auf italienische Anleihen stiegen dem Datenanbieter Markit zufolge um 24 Basispunkte auf 243 Basispunkte. Damit kostet es 243.000 Euro, um ein zehn Mio. Euro schweres Schuldenpaket aus Italien abzusichern. Italienische Bankentitel, allen voran Unicredit, hatten zuvor deutlich nachgegeben. Händlern zufolge gab es Spekulationen darauf, dass nach Griechenland, Irland und Portugal nun auch Italien Hilfe von außen benötigen könnte, um die Schuldenprobleme in den Griff zu bekommen. "Es gibt einen Angriff auf Italien, das ist ganz klar", sagte ein Händler in Mailand. Italien drückt in der Euro-Zone nach Griechenland die größte Schuldenlast gemessen am Bruttoinlandsprodukt: Sie entspricht 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Der in unsicheren Zeiten gefragte Bund-Future sprang um 140 Ticks auf 127,35 Punkte nach oben. Der Dollar fiel zum Yen um 0,9 Prozent auf bis zu 80,54 Yen.

Quelle: ntv.de, rts

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