Zinsspekulationen treiben Euro auf Rekordkurs
26.10.2007, 10:49 UhrSpekulationen auf eine Zinssenkung in den USA in der nächsten Woche haben am Freitag den Dollar weiter geschwächt. Der Euro stieg auf 1,4377 (Vorabend 1,4332) US-Dollar und damit so hoch wie noch nie seit seiner Einführung an den Finanzmärkten 1999.
"Einige wollen die 1,44 Dollar sehen, da gibt es eine Reihe von Optionen drauf", sagte ein Händler. Auslöser der Dollarverkäufe seien die andauernden Spekulationen, wonach die US-Notenbank Fed am nächsten Mittwoch die Zinsen um mindestens 25 Basispunkte auf dann 4,50 Prozent senken wird. Damit würde der Zinsvorteil des Dollar zum Euro weiter schrumpfen. In der Euro-Zone liegt der Leitzins bei 4,00 Prozent. Viele Analysten schließen zudem angesichts von Inflationsgefahren hierzulande sogar Zinserhöhungen im nächsten Jahr immer noch nicht ganz aus.
"Die Zinssenkungserwartungen für die Fed-Sitzung nächste Woche sind sehr einseitig. Knapp 90 Prozent rechnen mit einer Senkung der US-Zinsen um 25 Basispunkte", erklärt Commerzbank-Analystin Antje Praefcke die Dollar-Schwäche. Sollte allerdings eine Zinssenkung ausbleiben, könnte es mit dem Dollar rasch wieder nach oben gehen. "Es ist sehr schwierig, unterstützende Faktoren für den Dollar zu finden", stimmte Niels Christensen von der Nordea-Bank in Kopenhagen zu. "Alle sind überzeugt, dass wir eine Zinssenkung von 25 Basispunkten bekommen, und einige spekulieren sogar auf eine Senkung von 50 Basispunkten", fügte er hinzu.
Juncker ist starker Euro lieber als schwacher
Auch die Politik scheint sich mit dem hohen Euro-Kurs mehr und mehr abzufinden. Ein starker Euro sei ihm lieber als ein schwacher, erklärte der Chefs der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker in einem Interview der "Börsen-Zeitung". Trotz der jüngsten Rekordjagd sehe er im derzeitigen Euro-Kurs noch keinen Grund zur Beunruhigung. Durch den höheren Wechselkurs verschlechtern sich die Wettbewerbschancen europäischer Firmen im Dollar-Raum, weshalb Verbände und Industrie regelmäßig vor einer zu großen Aufwertung der Gemeinschaftswährung warnen.
Auch zum Yen zog der Euro indessen an. Mit 164,25 Yen notierte der Euro deutlich über dem Vortagesschluss von 163,62 Yen.
An den Rentenmärkten bewegten sich die Kurse der Anleihen am Freitag kaum. Der Bund-Future pendelte meist um seinen Vortagesschluss von 113,97 Punkten. Die Rendite der dem Future zugrunde liegende zehnjährige Bundesanleihe notierte mit 4,165 Prozent kaum verändert auf dem Vortagesschlussniveau von 4,161 Prozent.
Quelle: ntv.de