Zeitweise unter 1,30 Dollar Euro auf Talfahrt
04.05.2010, 21:37 UhrSorgen über die Haushaltslage Griechenlands und Spanien belasten weiterhin den Euro. "Derzeit spricht eigentlich alles für niedrigere Notierungen", heißt es in einer Studie der Commerzbank. So deuteten jüngste US-Daten auf eine zügige Erholung der amerikanischen Konjunktur hin.
Der Euro ist wegen der Unsicherheiten über die Finanzprobleme Griechenlands am Dienstagabend kurzfristig unter 1,30 Dollar gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit April 2009. Auf der Handelsplattform EBS sank die europäische Gemeinschaftswährung bis auf 1,2993 Dollar. Anschließend erholte sie sich wieder leicht und kletterte auf zuletzt 1,3009 Dollar. Gegenüber dem Dollar hat der Euro bislang in diesem Jahr rund neun Prozent an Wert eingebüßt.
Auslöser der neuerlichen Schwäche waren Gerüchte über eine Schieflage Spaniens sowie neuerlich aufgekochte Meldungen über Zweifel der Rating-Agentur Moody's an einem Ende der griechischen Refinanzierungsprobleme.
Die Unsicherheit bleibt
"Die Unsicherheit am Devisenmarkt ist trotz des am Wochenende vereinbarten Rettungspaketes für Griechenland immer noch da", sagte Viola Stork Devisenexperten bei der Landesbank Hessen-Thüringen. Es gebe weiterhin die Angst, dass die Krise auf weitere Länder wie Portugal und Spanien übergreifen könnte. Dies zeigten die immer noch hohen Risikoaufschläge für Anleihen dieser Länder. Auch Gerüchte sorgten immer wieder für Ausschläge am Devisenmarkt.
"Positive Meldungen gehen in diesem Umfeld unter", sagte Stork. So hat die Ratingagentur Fitch ihr Rating für Spanien bei der Bestnote "AAA" belassen. In der vergangenen Woche hatte noch eine Herabstung durch die Ratingagentur Standard & Poor's auf "AA" die Märkte belastet.
Nachdem der Euro schon zum Wochenauftakt um rund eineinhalb Cent nachgegeben hatte, rechnen Experten nicht mit einem Ende der Euro-Schwäche. "Das Hilfspaket für Athen ist zwar beschlossen, aber gesetzgeberisch noch nicht auf den Weg gebracht. Angesichts dieses Vakuums haben sich die Kreditausfallversicherungen für griechische Staatsanleihen noch nicht wirklich verbilligt und der Markt ist in dieser Phase nur zu bereit, sich auf solche Spekulationen einzulassen", sagte ein Devisenhändler.
"Derzeit spricht eigentlich alles für niedrigere Notierungen", heißt es in einer Studie der Commerzbank. So deuteten jüngste US-Daten auf eine zügige Erholung der amerikanischen Konjunktur hin. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes hatte mit 60,4 Punkten die Erwartungen der Marktteilnehmer übertroffen. Außerdem waren die Bauausgaben überraschend gestiegen.
US-Konjunktur gewinnt an Fahrt
"Der Euro bleibt labil", so ein Händler. Die Staatshaushalte in der Euro-Zone blieben im Blick und könnten den Euro jederzeit wieder belasten. Der Dollar werde dagegen zunehmend von der Erwartung einer Zinswende in den USA gestützt, heißt es. Ein starker US-Arbeitsmarktbericht am Freitag könnte die Erwartung einer Zinswende verstärken."Der Euro ist auf dem Weg zu tieferen Tiefs", sagte Ökonom John Horner von der Deutschen Bank. Investoren vermissten Details zu strukturellen Reformen der griechischen Wirtschaft und glaubhafte Sanktionen, falls Griechenlands die anspruchsvollen Defizit-Auflagen nicht einhalten sollte.
Schon zu Wochenbeginn hatten gute Konjunkturaussichten für die USA den Dollar gestärkt und den Euro unter 1,32 Dollar gedrückt. Die von manchen erwartete Erleichterungsrally des Euro nach dem vereinbarten Hilfspaket für das verschuldeten Griechenland blieb aus.
Das lag auch daran, dass die Europäischen Zentralbank angekündigt hatte, sie werde griechische Schuldentitel auch bei schlechter Bonität zur Refinanzierung annehmen. "Wer bei den Sicherheiten Rücksicht auf kleinere Staaten nimmt, muss sich den Verdacht gefallen lassen, auch bei den Zinsentscheidungen zu stark auf die Belange Einzelner zu achten und die Geldpolitik notfalls zu spät zu straffen", meinte ein Marktteilnehmer. Dies habe Folgen für die Rendite- und Inflationserwartungen der Investoren und belaste die Gemeinschaftswährung.
Quelle: ntv.de, rts/DJ/dpa