S&P stuft Griechen-Bonität herab Euro bricht ein
09.05.2011, 17:00 UhrDie Gerüchte um angebliche Austrittspläne der Griechen aus dem Euro scheinen ad acta gelegt. Da sorgt S&P für neuen Wirbel: Die Ratingagentur stuft zum wiederholten Mal die Kreditwürdigkeit Griechenlands herunter. Der Euro reagiert - erst verhalten, dann deutlich.
Die Erholung des Euro ist nur von kurzer Dauer gewesen: Nachdem sich die Gemeinschaftswährung bis zum Mittag leicht über der 1,44-Dollar-Marke bewegt und sich von den Kursverlusten aufgrund von Gerüchten über einen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro erholt zeigte, sackten die Notierungen am Nachmittag deutlich ab. Am Abend stand der Euro bei 1,4279 Dollar. Das Tagestief lag bei 1,4254 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,4397 Dollar festgesetzt - nach noch 1,4501 Dollar am Freitag.
Auslöser ist die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P), die sich erneut der Bonität Griechenlands angenommen und diese wiederholt absenkt hat. Wie S&P mitteilte, liegt die Bonitätsnote für langlaufende Staatsanleihen des Landes nun bei "B" nach zuvor "BB-". Kurzlaufende Papiere werden mit "C" bewertet (zuvor: "B"). Der Ausblick für die Bonitätsnote der Papiere bleibe weiterhin "negativ", was bedeutet, dass weitere Abstufungen folgen können. Bereits Ende März hatte S&P Griechenland eine geringere Kreditwürdigkeit bescheinigt.
"Athen hat Ziele verfehlt"
Die Kreditwächter begründeten die jüngste Abstufung mit der Stimmungslage in der Eurozone, die eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen für 80 Mrd. Euro an Finanzhilfen von der EU-Kommission wahrscheinlicher erscheinen lasse. "Wir vermuten, dass die EU-Geberländer als Teil einer solchen Streckung eine ähnliche Behandlung kommerzieller Gläubiger in Form einer ähnlichen Verschiebung von Fälligkeiten ansteben würden", heißt es in der Mitteilung.
Zudem verwies S&P darauf, dass die griechische Regierung ihr Ziel einer Senkung des Haushaltsdefizits im vergangen Jahr verfehlt habe. Statt der angestebten Quote von 9,6 Prozent habe sich der Fehlbetrag in der Staatskasse auf 10,5% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) belaufen. Ob das Ziel für 2011 erreicht werde, sei indes ungewiss.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach Inkrafttreten des 110 Mrd. Euro schweren Hilfspakets von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) die Zugangsbeschränkungen für griechische Staatspapiere im Rahmen geldpolitischer Operationen aufgehoben. Herabstufungen haben damit zumindest in dieser Hinsicht kurzfristig keine Bedeutung.
Charttechniker mit bangen Blicken
Auch charttechnisch hat sich die Lage der Gemeinschaftswährung zum Greenback mittlerweile eingetrübt. Mit dem Rückfall bis auf 1,4311 Dollar gelte der Januar-Aufwärtstrend auch auf Wochenschlussbasis als unterschritten, sagt Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Somit drohten weitere Kursverluste und die angelaufene Korrektur könne das 38,2-Prozent-Retracement bei 1,4150 Dollar zum Ziel haben.
Quelle: ntv.de, rts