"Thanksgiving" in den USA Euro drückt nach oben
22.11.2012, 15:00 Uhr
Start ins Weihnachtsgeschäft: Die weltgrößte Volkswirtschaft beruht überwiegend auf der Kaufkraft ihrer Konsumenten.
(Foto: REUTERS)
Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung richtet sich jenseits der 1,28er Marke ein. Der Handel ist ruhig, Impulse aus den USA sind im Verlauf nicht zu erwarten.
Der Euro hat an die Gewinne seit Beginn der Woche angeknüpft und sich deutlich über der Marke von 1,28 Dollar etabliert. Die Hoffnung auf eine Lösung bei der Griechenland-Rettung hatte die Gemeinschaftswährung in der vergangenen Nacht zeitweise bis auf 1,2867 Dollar angetrieben und damit auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Wochen. Am Morgen rutschte der Euro zwar etwas zurück, arbeitete sich dann aber wieder vor.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,2893 (Mittwoch: 1,2805) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7756 (0,7809) Euro. Am Nachmittag tendierte die Gemeinschaftswährung bei 1,2884 Dollar. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,80770 (0,80370) britische Pfund, 106,42 (105,49) japanische Yen und 1,2045 (1,2041) Schweizer Franken fest.
Händer führten den Anstieg der Gemeinschaftswährung auf zwei Gründe zurück: Die Auktion spanischer Staatsanleihen und die Veröffentlichung von Einkaufsmanagerindizes der Eurozone.
Die Spreads fünfjähriger spanischer Anleihen haben sich zuletzt schon stark eingeengt, heute vor der Auktion noch einmal um sechs auf 315 Basispunkte", sagt ein Händler. Mit Blick auf die Zinsstrukturkurve seien fünf- und neunjährige spanische Anleihen "günstig" und somit für Investoren attraktiv. Dies belegten die Ergebnisse der Auktion. Sie spiegelen nach Ansicht des Händlers auch die Marktauffassung wider, dass das Anleihenkaufprogramm der EZB angesichts guter Möglichkeiten Spaniens zur Refinanzierung weiter auf Eis liege.
Die Einkaufsmanager-Indizes des Markit-Instituts für die Industrie in der Euro-Zone und in Deutschland waren für November etwas besser als befürchtet ausgefallen. Das sei zwar positiv, vermerkten Analysten. Allerdings signalisierten die Indizes mit Ständen unter 50 Punkten immer noch kein Wachstum.
Mit Blick auf die weitere Entwicklung in der Euro-Schuldenkrise sei das Kalkül des Devisenmarktes "mal wieder ganz einfach", sagte Lutz Karpowitz von der Commerzbank. "Früher oder später wird es wohl zu einer Lösung im Streit um weitere Hilfen für Griechenland kommen." Nach Einschätzung von Karpowitz ist es nämlich "sehr unwahrscheinlich", dass die Eurogruppe keine weiteren Mittel für Griechenland bereitstellen wird.
Im weiteren Handelsverlauf dürfte sich der Blick der Anleger auf den Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs richten. Bei dem Treffen geht es um die . Commerzbank-Experte Karpowitz geht aber nicht davon aus, dass der Gipfel größere Kursbewegungen am Devisenmarkt auslösen wird. Auch aus den USA sind wegen eines Feiertags keine weiteren Impulse für den Devisenhandel zu erwarten. In den USA wird diesem Feiertag in verschiedener Hinsicht besondere Bedeutung beigemessen: Abgesehen von der traditionellen Rolle im familiären Bereich, markiert Thanksgiving für den US-Einzelhandel und den privaten Konsum mit dem nachfolgenden " " auch den Start in das enorm wichtige Weihnachtsgeschäft.
Yen schwächer
Unterdessen verlor der Yen an Wert. Die Spekulation auf eine Senkung der schon extrem niedrigen Zinsen in Japan setzt der Währung offenbar weiter zu, Euro und Dollar zogen an. Der Euro kletterte bis auf 106,57 Yen von 105,87 Yen am Vorabend, der Dollar legte bis auf 82,82 Yen von 82,50 Yen zu. Beide Währungen lagen zum Yen damit zeitweise so hoch wie zuletzt im April. Japans Oppositionsführer Shinzo Abe, dessen Liberal-Demoraten bei den Wahlen im Dezember die besten Siegeschancen eingeräumt werden, hatte sich vor kurzem für Zinssenkungen notfalls auch unter null Prozent ausgesprochen. "Offensichtlich basiert die Yen-Schwäche auf der Spekulation, dass die Zinsen weiter sinken, wenn Abe gewinnt", erklärte ein Börsianer. Daneben mache sich Optimismus über eine Beilegung des Haushaltsstreits in den USA breit, und viele Anleger setzten auf eine Lösung der Griechenland-Probleme in der Euro-Zone in der nächsten Woche.
Da die jüngsten Kursgewinne des US-Dollars gegenüber dem Yen einer fundamentalen Grundlage entbehren, dürfte es bald zu einer Korrektur nach unten kommen, glaubt allerdings Junya Tanase, Devisenstratege bei JP Morgan Chase (JPM). "Der Yen befindet sich aktuell in einem derart starken Abwärtsmomentum, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn der Dollar noch um ein bis zwei Yen zulegt. Dennoch halten wir an unserer Einschätzung fest, dass der Dollar bald den Rückwärtsgang einlegen wird", sagte der Analyst.
Quelle: ntv.de, jga/AFP/DJ/dpa/rts