Vorsichtiger Optimismus Euro erholt sich
12.05.2010, 13:40 UhrDie europäische Gemeinschaftswährung gewinnt zum Dollar leicht an Wert. Das spanische Sparprogramm sorgt für Unterstützung.
Der Euro ist auf Stabilisierungskurs und bewegt sich etwas über dem Niveau des späten Vortagesgeschäfts. Die Gemeinschaftswährung notierte um 1,2660 Dollar, nachdem sie im frühen asiatischen Geschäft bis auf 1,2606 Dollar nachgegeben hatte. Grund für die Erholung sind weitere Sparmaßnahmen in Spanien. Durch die Kürzungen, die unter anderem drastische Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst vorsehen, sollen zusätzliche 15 Mrd. Euro eingespart werden. Für Rückenwind sorgte außerdem, dass im ersten Quartal in Deutschland und Italien die Wirtschaft deutlich stärker als erwartet gewachsen ist.
Die Ankündigung von Ministerpräsident José Luis Zapatero dämpfte die Ängste vor einem Zahlungsausfall Spaniens. Sorgen um die Bonität Spaniens, Griechenlands und anderer Mitglieder der Eurozone belasten die Gemeinschaftswährung seit Monaten.
Der Markt bleibt aber skeptisch. "Schließlich gibt es bezüglich der Sparbemühungen Spaniens und anderer Staaten zahlreiche Unbekannte. Dazu gehören die Fragen, ob sie im geplanten Umfang umgesetzt werden können und welche Auswirkungen die Kürzungen auf die Konjunktur haben", sagte ein Devisenhändler. "Der Freude über die Rettung des Eurolandes in seiner jetzigen Form folgt nun offenbar die Frage nach dem Preis des Paktes", konstatierten die Analysten der HSH Nordbank. An den Finanzmärkten werde kurzfristig wohl nicht mehr mit einer Pleite eines Euro-Mitgliedslandes gerechnet, "dennoch scheint eine weitere Wachstumsverlangsamung durch die Konsolidierungsvorgaben vorgezeichnet zu sein."
Auch die Analysten der Commerzbank äußerten sich zurückhaltend zu den Perspektiven der Gemeinschaftswährung. Sie bezweifelten, dass der am Wochenende beschlossene 750 Milliarden Euro schwere Rettungsschirm für strauchelnde EU-Länder zu solideren Staatsfinanzen führen werde. "Vielmehr ist zu befürchten, dass der Spardruck in einigen Ländern tendenziell sinkt. Letztlich ist der Mechanismus nicht mehr als eine bloße Umschichtung innerhalb des Euroraums."
Aus charttechnischer Sicht sieht ein Händler für den Euro belastbare Unterstützungen beim Tief vom März 2009 bei 1,2450 Dollar und darunter beim Tief vom Oktober 2008 bei 1,2325 Dollar.
Im fernöstlichen Handel war der Euro unter Druck geraten. Devisenhändler führten dies auf anhaltende Zweifel am Markt zurück, ob hoch verschuldete Eurozonen-Staaten ihre Haushaltsdefizite trotz Sparmaßnahmen in den Griff bekommen.
Zu Wochenbeginn war der Euro noch bis knapp unter die Marke von 1,31 Dollar nach oben geschossen, doch schon bald hatte sich wieder Skepsis am Devisenmarkt breitgemacht. "Montag war eine Erholungsrally, und jetzt ist man wieder zurück in der Realität", sagte Devisenanalystin Antje Praefcke von der Commerzbank. "Griechenland muss seine Finanzen konsolidieren, und der Euro ist immer noch nicht attraktiv." Analysten zufolge verunsichern die starken Schwankungen des Euro-Kurses Anleger zusätzlich.
Der Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, führte den zwischenzeitlichen Kursrückgang des Euro auch auf das Wirken von Spekulanten zurück, "die nicht bereit sind, kampflos das Feld zu räumen". Er gab allerdings zu bedenken, die Euro-Zone gehe das Thema Staatsverschuldung als einzige Region aggressiv an und bemühe sich um eine nachhaltige Lösung.
Quelle: ntv.de, DJ/rts