Schweizer Exporteure ärgern sich Euro fällt zum Franken
20.12.2010, 16:50 UhrDer Euro stabilisiert sich über der Marke von 1,31 Dollar. Mangels fundamentaler Impulse steht abermals die europäische Schuldenkrise im Blickpunkt - das bekommt auch der Franken zu spüren.
Anleger am Renten- und Devisenmarkt sind zu Beginn der Weihnachtswoche auf Nummer sicher gegangen und haben ihr Geld in Schweizer Franken und deutschen Bundesanleihen angelegt. Auslöser waren Händlern zufolge die weiterschwelende europäische Staatsschuldenkrise und politisch-militärische Spannungen zwischen Nord- und Südkorea.
Für einen Euro wurden mit 1,2674 Franken zeitweilig so wenig wie noch nie zuvor gezahlt. "Solange die Unsicherheit anhält, wird der Schweizer Franken weiter als sicherer Hafen gefragt sein", sagte ein Händler. "Es hält derzeit auch niemand gegen die Aufwertung, auch von der Schweizer Nationalbank war zuletzt nichts in diese Richtung zu vernehmen." Das Rekordhoch markierte die Schweizer Währung im frühen Geschäft, als die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel wegen eines Militärmanövers des Südens stiegen. "Als sich die Lage wieder beruhigte, atmete man auch den Märkten wieder durch und der Franken stieg nicht weiter an", sagte ein Händler. Nordkorea äußerte sich in einer ersten Reaktion nach der Militärübung des Südens ungewöhnlich zurückhaltend.
Die europäische Gemeinschaftswährung fiel im Vergleich zum US-Handelsschluss am Freitag um gut einen halben US-Cent auf 1,3111 Dollar. Analysten zufolge herrschte am Markt noch immer Enttäuschung darüber, dass die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel vergangenen Freitag keine schärferen Maßnahmen gegen die Schuldenkrise ergriffen. "Das Überleben des Euro hängt in erster Linie davon ab, ob die Europäer bereit sind, ein Lenkungssystem einzuführen, das versicherungsähnliche Solidarität und gegenseitige Aufsicht garantiert", hieß es in einem Marktkommentar von Axa Investment Managers. Für Unruhe am Markt sorgten laut Händlern unter anderem Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie hatte einen irische Gesetzentwurf zur Bankenrettung kritisiert.
Am Rentenmarkt kletterte der Bund-Future um 86 Ticks auf 125,24 Zähler. Die dem Terminkontrakt zugrundeliegende zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 2,964 Prozent. Händler führten den Kursanstieg allerdings nicht nur auf die Suche nach sicheren Anlagen zurück. Auch der jüngste Kursrückgang ermuntere Investoren zur Rückkehr in den Markt. Mitte November notierte der Bund-Future noch bei gut 130 Basispunkte.
Unterdessen wuchs das Misstrauen von Investoren am Markt für Kreditderivate gegenüber französischen Staatsschulden. Fünfjährige Kreditausfallversicherungen (CDS) auf Staatsanleihen Frankreichs verteuerten sich dem Datenanbieter Markit zufolge um drei auf 107 Basispunkte und waren damit so teuer wie noch nie zuvor. "Es machen einige Gerüchte über eine Herabstufung die Runde", sagte Markit-Analyst Gavan Nolan. "Die Gerüchte kursieren seit einigen Wochen. Ich glaube nicht, dass es eine spezifische Quelle gab." 107 Basispunkte bedeutet, dass es 107.000 Euro kostet, französische Staatsanleihen im Volumen von zehn Millionen Euro gegen einen Ausfall abzusichern.
Quelle: ntv.de, rts