Marktberichte

Devisen-Vorschau Euro gefangen

Der Euro kann die Schwäche der US-Konjunktur nicht für sich nutzen.

Der Euro kann die Schwäche der US-Konjunktur nicht für sich nutzen.

(Foto: REUTERS)

Der Euro wird weiterhin durch die Griechenland-Krise ausgebremst. Da nützen auch vergleichsweise schlechte US-Konjunkturdaten nichts. Wenn überhaupt, wird es in der kommenden Woche wohl nur einen langsamen Anstieg geben.

Wäre da nicht die griechische Krise, würde der Euro wohl in der kommenden Woche steigen. Die jüngsten US-Daten waren fast allesamt schlecht, in den USA machen sich bereits erste Stimmen bemerkbar, die auf ein "Quantitative Easing 3" setzen, also auf eine weitere Quantitative Lockerung in der Geldpolitik.

Eine geldpolitische Normalisierung durch die US-Notenbank Federal Reserve ist in weite Ferne gerückt. Dagegen hat die Europäische Zentralbank (EZB) klar gemacht, dass sie gegen ein weiteres "debt monetizing" ist, also gegen eine weitere Schuldenfinanzierung mit der Notenbankpresse. Außerdem erwartet der Markt eine zweite Leitzinserhöhung durch die EZB im Juli.

Nun zeigt der Devisenterminmarkt allerdings erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der Euro-Entwicklung. Denn die 3-Monats-Puts auf den Euro, mit denen sich Marktteilnehmer gegen einen fallenden Euro absichern, sind deutlich teurer als die 3-Monats-Calls, mit denen Anleger auf einen steigenden Euro beziehungsweise auf einen fallenden Dollar setzen. Der Markt rechnet also mit vergleichsweise langsamen Anstiegsphasen für den Euro, sichert sich aber gegen mögliche scharfe schnelle Rückschläge des Euro ab.

Und das liegt an der Eurozone-Schuldenkrise. Marktteilnehmer sind sich bewusst, dass "politische Schocks" in Form von nicht angekündigten Stellungnahmen von Politikern wie Jean-Claude Juncker, Wolfgang Schäuble oder Olli Rehn den Euro jederzeit stark bewegen könnten, wie das auch in der nun ablaufenden Woche der Fall war. Der Schlüssel für die Euro-Entwicklung in der kommenden Woche, der wird aber beim Internationalen Währungsfonds (IWF) gesehen.

Sollte der IWF die Kredite an Griechenland wie zuletzt befürchtet kündigen, dürfte dies den Euro stark belasten. Denn dann wäre der Default vermutlich eingeleitet, da die Eurozonen-Länder wohl kaum die IWF-Tranchen aus den vergangenen beiden Hilfspaketen übernehmen und zugleich frisches Geld nachschießen dürften.

Grundlage für die IWF-Entscheidung ist der Bericht der "Troika", der Vertreter von Eurozone, EZB und IWF nach ihrem Athen-Besuch. Sie werden vermutlich feststellen, dass Griechenland den Auflagen nicht vollständig nachgekommen ist.

Allerdings wäre das laut Marktteilnehmern noch kein Grund für das Einleiten des Defaults. Auch andere Länder wie die Ukraine oder Ungarn haben IWF-Auflagen in der ersten Überprüfung nicht vollständig erfüllt und dann bis zur zweiten Überprüfung nachgebessert. Sollte der IWF diese Politik aus der Präsidentschaft von Dominique Strauss-Kahn fortsetzen und eine Beteiligung am nächsten Hilfspaket signalisieren, dürfte das den Euro in einem Umfeld schwacher US-Daten eher stärken.

Ein Default würde dagegen starke Risiken für den Euro bergen. Zum einen ist nach wie vor unklar, wie stark einzelne Banken unter einer Umstrukturierung leiden würden. Außerdem dürfte ein Default das Vertrauen in das gesamte Bail-Out-Konzept der Eurozone untergraben: Und das bedeutet Ansteckungsgefahr in Richtung Portugal und Irland.

Insofern könnte eine Unterstützung eines weiteren Hilfsprogramms für Griechenland durch den IWF einen weiteren Zeitgewinn bringen. Dann könnte hinter den Kulissen über eine "weiche" Umstrukturierung auf freiwilliger Basis verhandelt werden als Voraussetzung für eine längerfristige Lösung der griechischen Krise. Der Euro dürfte weiter steigen. Dann könnten die US-Daten in den Blick geraten, und damit Verbrauchervertrauen, Chicago-Einkaufsmanager-Index und Case-Shiller-Hauspreis-Index am Dienstag, die ISM-Indizes am Mittwoch und Freitag sowie die Berichte zum US-Arbeitsmarkt am Mittwoch, Donnerstag und Freitag.

Zum Schluss ein Blick auf den Schweizer Franken, der als der "letzte sichere Hafen" am Devisenmarkt gilt. Er ist zuletzt auf neue Rekordstände gestiegen. Aus technischer Sicht hat der Euro mit dem Fall unter 1,24 EUR/CHF neue Verkaufssignale zum Franken erzeugt. Aus dem seit dem Beginn der Euro-Krise etablierten Trendkanal lassen sich bereits Kurse von 1,18 EUR/CHF ableiten.

Zwar gilt der Franken fundamental als stark überbewertet. Aber auch bei einer Entspannung der Griechenland-Krise dürfte der Franken vermutlich nur vorübergehend etwas Luft ablassen. Denn die schweizerische Währung profitiert dem Vernehmen nach nicht nur von Zuflüssen aus der Eurozone, und hier besonders aus den Peripherie-Staaten, sondern auch von Zuflüssen aus den Krisenregionen Nordafrikas und Arabiens.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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