Marktberichte

Kursverfall am Draghi-Tag Euro gerät ins Rutschen

(Foto: REUTERS)

Die Zinsentscheidungen in London und Frankfurt fallen nicht anders aus als erwartet - der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung gerät am Nachmittag dennoch unter Druck. Beobachter verweisen auf die Konjunktursignale aus dem Dollar-Raum.

Der Kurs des Euro ist wenige Stunden nach dem EZB-Zinsentscheid und der mit Spannung erwarteten Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi deutlich von seiner bisherigen Linie bei 1,32 Dollar zurückgekommen. Die Gemeinschaftswährung notiert am Abend bei 1,3119 Dollar und damit 0,64 Prozent unter dem Niveau des Vortages.

Ein möglicher Auslöser für den deutlichen Kursverfall: EZB-Chef Mario Draghi will die Zinsen eigenen Angaben zufolge falls nötig weiter senken. Dies habe der Gemeinschaftswährung kräftig zugesetzt, erklärten Beobachter. Am späten Nachmittag handelte der Euro bei 1,3125 US-Dollar und damit fast einen Cent unter seinem Tageshoch.

Der amtliche Referenzkurs zog dagegen an: Die Europäische Zentralbank (EZB) berechnete am frühen Nachmittag einen Wert von 1,3202 (Mittwoch: 1,3171) Dollar je Euro. Der Dollar kostete damit 0,7575 (0,7592) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84310 (0,84380) britische Pfund, 131,64 (131,06) japanische Yen und 1,2390 (1,2345) Schweizer Franken fest.

Der EZB-Leitzins bleibt bis auf weiteres unverändert: EZB-Chef Draghi bekräftigte nach dem Zinsentscheid die bisherige Haltung in der Zentralbank, die Geldpolitik so lange locker zu lassen, wie es nötig sei. Die EZB-Ökonomen rechnen in diesem Jahr mit einem nicht mehr ganz so starken Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Eurozone, senkten aber für 2014 ihre Wachstumsprognose leicht.

Europas Währungshüter bleiben damit trotz wirtschaftlicher Erholung bei ihrem Kurs des billigen Geldes. Draghi versucht sich mit der Bekräftigung langfristig niedriger Zinsen gegen den Anstieg der Geldmarktraten und Anleiherenditen im Euroraum zu stemmen.Zuvor hatte die EZB den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent bestätigt.

Zusätzlich belastet wurde der Euro durch überraschend robuste Konjunkturdaten aus den USA. Der ISM-Index - wichtiger und zuverlässiger Frühindikator für die weltgrößte Volkswirtschaft - stieg im Servicesektor auf den höchsten Stand seit Ende 2005. Vor dem mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktbericht am morgigen Freitag steigen die Erwartungen einer raschen Drosselung des ultralockeren Geldes durch die US-Notenbank Fed dadurch weiter. Die Annahme einer etwas weniger expansiven Geldpolitik lässt den Dollarkurs steigen.

Kräftige Bewegungen gab es auch im Handel mit Edelmetallen: Die Feinunze Gold wurde am frühen Nachmittag in London zunächst noch mit 1385,00 (1390,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete damit 33.360,00 (33 720,00) Euro. Am späten Nachmittag geriet dann auch der Goldpreis scharf unter Druck. Zuletzt notierte Gold bei 1367,80 Dollar.

Lässt China beim Yuan locker?

Die Volksrepublik China erwägt, den Wechselkurs seiner Währung erstmals teilweise freizugeben. Der Yuan solle im geplanten Zollfreigebiet der Wirtschaftsmetropole Shanghai frei gehandelt werden können, heißt es in Plänen der Regierung, die der  Nachrichtenagentur AFP vorlagen. Bislang kontrolliert China den Yuan-Wechselkurs genau. Die Dokumente  enthalten allerdings nicht die explizite Aussage, dass der  Wechselkurs dort künftig komplett vom Markt bestimmt werden soll. 

Bislang kontrolliert China die Geschäfte mit seiner Währung genau:  Die chinesische Zentralbank gibt täglich einen fixen Wechselkurs für den Yuan vor. Der Wert des Yuan wird somit nicht wie bei anderen Währungen üblich durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Westliche Staaten kritisieren, der Yuan sei dadurch unterbewertet. Das mache chinesische Exporte besonders billig und damit konkurrenzfähiger als Produkte anderer Staaten.

Die Freigabe des Wechselkurses soll im Zollfreigebiet von Schanghai  den Plänen zufolge nun als erster Test erfolgen. Bedingung sei, "dass das Risiko kontrolliert werden kann". Dies soll auch das Zollfreigebiet insgesamt aufwerten. Die chinesische Regierung hatte  die Einrichtung im vergangenen Monat beschlossen, sie soll der freien Wirtschaft in der Sonderverwaltungszone Hongkong Konkurrenz machen. Hinter dem Projekt steht vor allem der neue chinesische Regierungschef Li Keqiang.

Quelle: ntv.de, mmo/ddi/dpa/AFP

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