Marktberichte

"Wir werden überschwemmt" Euro gerät unter Druck

Im fernöstlichen Devisenhandel beginnt die neue Woche mit Tiefständen im Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung. Der Euro gibt deutlich nach. Händler verweisen auf die schwachen Konjunkturdaten aus den USA und die neuen Unruheherde in der europäischen Schuldenkrise.

Der Euro ist zu Wochenbeginn unter die Marke von 1,42 US-Dollar gefallen. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,4150 Dollar und damit etwas weniger als am Freitagabend. Ein Dollar war zuletzt 0,7067 Euro wert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagmittag noch auf 1,4255 (Donnerstag: 1,4285) Dollar festgesetzt.

"Da ist ein so großer Vertrauensverlust am Markt"

"Da ist ein so großer Vertrauensverlust am Markt"

(Foto: REUTERS)

Der Euro wird nach Ansicht von Beobachtern derzeit vor allem durch zwei Faktoren belastet: Zum einen sorgen immer ungünstigere Konjunkturdaten aus großen Industrieländern für eine hohe Risikoscheu unter den Anlegern, was den Dollar stützt. Zum anderen lastet die ungelöste Schuldenkrise auf der europäischen Währung. Für Verunsicherung sorgt insbesondere die Lage in Griechenland. Der größte Schuldensünder Europas kann seine Haushaltsziele, die Grundlage der internationalen Hilfszahlungen sind, in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht einhalten.

Die anhaltenden Sorgen der Anleger über die Schuldenkrise in Europa hatten den Euro zu Wochenbeginn im fernöstlichen Handel auf den tiefsten Stand seit drei Wochen gedrückt. Ein Euro kostete dort zeitweise 1,4152 Dollar nach einem New Yorker Schlusskurs am Freitag von 1,4203 Dollar. Auch die schwachen US-Arbeitsmarktdaten belasteten weiterhin den Risikoappetit der Investoren und damit auch die Gemeinschaftswährung, hieß es. Ein Dollar kostete 76,78 Yen und 0,7904 Schweizer Franken. Ein Euro war gleichzeitig für 108,74 Yen und 1,1184 Schweizer Franken zu haben.

Vor dem Wochenende hatten europäische Renten- und Devisenanleger Beobachtern zufolge nur ein Ziel: ihr Geld in Sicherheit bringen. Die wackelige Finanzierung einiger Euro-Länder und neue Belege für die Flaute der weltgrößten Volkswirtschaft ließen jegliches Vertrauen in eine Erholung des Finanzmarktes dahinschmelzen. Besonders gefragt waren die bewährten Geldparkplätze in Krisenzeiten: Bundesanleihen, US-Anleihen und der Schweizer Franken. Im Gegenzug gerieten Anleihen aus Athen, Rom und Spanien unter Druck.

"Wir werden überschwemmt mit schlechten Nachrichten", sagte Sal Arnuk, Chefhändler bei der amerikanischen Themis Trading. "Wir haben die Entwicklungen in , zeichnen sich ab. Die Fed fragt die über das 'Wall Street Journal', ob sie durchkommt, wenn die Dinge richtig schlecht werden. Da ist ein so großer Vertrauensverlust am Markt, und die haben es nur noch schlimmer gemacht."

Die Schwäche der USA

In der weltgrößten Volkswirtschaft sind im August keine neuen Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen worden, die Zahl für den Vormonat wurde zudem nach unten revidiert. Volkswirte hatten im Schnitt mit 75.000 neuen Arbeitsplätzen im August gerechnet. "Quintessenz ist, je schlimmer die Daten, desto höher wird die Chance, dass wir ein zusätzliches Anleihenkaufprogramm sehen werden", sagte Währungsstratege Brian Dolan von der US-amerikanischen Gesellschaft Forex. Dem Dollar werde das zum Schweizer Franken und zum japanischen Yen den Rücken stärken.

Aus der Eurozone war unterdessen zu hören, dass Griechenland das Defizit-Ziel für 2011 nicht schaffen werde. Statt der anvisierten 7,6 Prozent könnte das Defizit laut einem Regierungsvertreter bei 8,2 Prozent liegen. Für Investoren war das ein Unsicherheitsfaktor mehr vor dem Hintergrund der Diskussion, inwiefern Kredite an das Mittelmeerland mit Sicherheiten hinterlegt werden sollen.

Der Euro war am Freitag bereits zeitweise unter 1,42 Dollar gefallen und hatte damit so günstig wie seit drei Wochen nicht mehr notiert. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel erstmals unter zwei bis auf 1,976 Prozent. Die Rendite dreißigjähriger Papiere lag zeitweise unter drei Prozent. Deren US-Pendants warfen mit 3,34 Prozent so wenig ab wie zuletzt im Februar 2009.

Greift die Schweiz erneut ein?

Der Schweizer Franken hatte vor dem Wochenende zu Dollar und Euro zeitweise rund 3 Prozent an Wert gewonnen. Händler erklärten die Bewegung auch damit, dass auf volkswirtschaftliche Trends spezialisierte Hedgefonds die Gemeinschaftswährung und den Greenback verkauften und stattdessen ihr Kapital in der als sicher geltenden Währung des Alpenlandes anlegten.

Unter Experten wurde darüber diskutiert, ob die Schweizerische Nationalbank erneut eingreifen wird. In den vergangenen Wochen hatte sie mehrmals interveniert, um den Höhenflug des Franken zu stoppen. Bislang gebe es aber keine Anzeichen für ein erneutes Eingreifen der SNB, hieß es von Händlern.

Quelle: ntv.de, rts

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