Marktberichte

Zwei Tage vor Draghis Auftritt Euro hält sich wacker

Gegenläufige Bewegungen: Für jede Richtungsentscheidung gibt es einen Grund und gute Argumente.

Gegenläufige Bewegungen: Für jede Richtungsentscheidung gibt es einen Grund und gute Argumente.

(Foto: AP)

Die Lage an den Devisenmärkten bietet alle Anzeichen für wachsende Spannung: Ende der Woche steht der nächste "Job Report" aus Washington an. Aller Voraussicht nach wird er Daten enthalten, die Klarheit über den Kurs der US-Notenbank schaffen. Zuvor meldet sich die EZB zu Wort.

Am Devisenmarkt herrscht relative Ruhe. Der Euro hält sich über der Marke von 1,30 Dollar. Am frühen Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,3025 Dollar, nachdem das Tageshoch bereits auf knapp 1,3080 Dollar gelautet hatte.

Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3017 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7682 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85790 britische Pfund, 130,08 japanische Yen und 1,2354 Schweizer Franken fest.

Marktteilnehmer sprechen von einem ruhigen Handel. Von den wenigen Konjunkturdaten dürften Auftragsdaten aus der amerikanischen Industrie die größte Beachtung finden. Für Bewegung im Tagesverlauf könnten auch Aussagen der US-Notenbankmitglieder William Dudley und Jerome Powell sorgen, sagte Stan Shamu von IG.

"Am Markt gibt es keine klare Meinung, ob gute Nachrichten von der Konjunktur endlich wieder auch gute Nachrichten für die Finanzmärkte sind. Diese Unklarheit lastet auf der Risikoneigung", sagt ein Händler. Brenda Kelly von IG Markets sieht es mit Blick auf die Auftragszahlen aus den USA am Nachmittag ähnlich: "An den Märkten geht die Angst um, dass solide Wachstumszahlen die Fed zu einer Reduzierung der Wertpapierkäufe veranlassen. Daher wird es spannend sein zu beobachten, wie die Märkte reagieren, sollten die Auftragszahlen die Erwartungen übertreffen."

Der überraschende Rücktritt des portugiesischen Finanzministers Vitor Gaspar sorgt für Diskussionen unter Anlegern. Gaspar gilt als Vertrauter von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und als Architekt des portugiesischen Sparprogramms. Für die Kursentwicklung habe dies allerdings keine große Rolle gespielt, sagten Händler. Der Grund für die Euro-Schwäche sei eher in einem unerwarteten Rückgang der Erzeugerpreise im Währungsraum zu finden, der auf eine anhaltende Wirtschaftsflaute hindeuten könne.

Bühne frei für die EZB

Im Handelsverlauf zu Wochenbeginn war der Euro-Kurs in seinem Verhältnis zum Dollar zeitweise deutlich zurückgewichen.. Zuvor hatte der Euro nach Ansicht von Marktbeobachtern noch von den besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus der Eurozone profitiert und war zeitweise kräftiger gestiegen.

Der zu Wochenbeginn veröffentlichte Einkaufsmanagerindex  für die Industrie der Eurozone war im Juni besser als erwartet ausgefallen. "Vor allem die überraschend positiv ausgefallenen Daten für die Eurokrisenländer Italien und Spanien haben den Euro gestützt", sagte Ulrich Leuchtmann, Devisenanalyst bei der Commerzbank. "Die sowieso schon geringe Wahrscheinlichkeit, dass die EZB die Geldpolitik nochmals weiter lockern wird, ist damit noch mehr gesunken."

Die Kursgewinne konnte der Euro jedoch nur teilweise verteidigen. Nachdem er zeitweise bis auf 1,3060 Dollar gestiegen war, geriet er im Nachmittagshandel wieder unter Druck. "Derzeit schaut der Markt weniger auf die Eurozone als vielmehr auf die USA", sagte Leuchtmann.

Gezeitenwende in den USA?

Der am Nachmittag veröffentlichte US-Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Juni hatte wieder einen Zuwachs der wirtschaftlichen Aktivität signalisiert. Trotz des anstehenden US-Nationalfeiertags am Donnerstag ("Independence Day") erwartet Leuchtmann eine spannende Woche. Schließlich wird die EZB an jenem Donnerstag ihre Zinsentscheidung bekanntgeben. Ende der Woche steht dann aus den USA der offizielle Bericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt auf der Tagesordnung. Hier rechnen Beobachter mit neuen Anhaltspunkten zum weiteren Vorgehen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).

Fed-Chef Ben Bernanke hatte zuletzt die Zielpunkte zur Entwicklung am Arbeitsmarkt bekräftigt: Die Fed wolle den Einstieg in den Ausstieg aus ihren multimilliardenschweren Konjunkturprogrammen einleiten, sobald die monatlich ermittelte Quote unter die Schwelle bei 6,5 Prozent fällt. Im Mai-Bericht lag die Arbeitslosenrate in den USA noch bei 7,6 Prozent.

Australischer Dollar verliert deutlich

Unterdessen lief der Austral-Dollar nach der Zinsentscheidung der australischen Notenbank in einer raschen Bewegung nach unten. Der unveränderte Zinssatz sei zwar ein "Non-Event", so die Commerzbank. Doch mit Aussagen zur heimischen Währung habe die Reserve Bank of Australia (RBA) die heimische Währung "zum Abschuss freigegeben". Der Australische Dollar habe seit Anfang April um rund 10 Prozent abgewertet, obwohl er auf hohen Niveaus bleibe, hieß es von der Notenbank. Es sei zudem möglich, dass der Wechselkurs weiter abwerte, was dabei helfen würde, das Gleichgewicht im Wachstum wiederherzustellen.

Die RBA habe hier darauf angespielt, dass der Boom im Bergbausektor nachlasse und andere Sektoren der Wirtschaft in die Bresche springen müssten, um diese Lücke zu schließen, erläuterte die Commerzbank. Aber gerade diese Sektoren, wie verarbeitendes Gewerbe, Export und Tourismus, litten unter dem nach wie vor festen Austral-Dollar. Daher könne ein niedrigerer Wechselkurs der Notenbank nur recht sein. Es gebe auch keine Anzeichen von anziehender Inflation, so dass ein niedrigerer Aussie auch keine Inflationssorgen schüre. Aktuell kostet der Austral-Dollar 0,9161 US-Dollar, während er vor der Zinsentscheidung noch bei 0,9223 US-Dollar stand.

Quelle: ntv.de, jga/mmo/rts/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen