Marktberichte

Zwischen Lissabon und Washington Euro hängt unter 1,32 Dollar

Bündelweise Bargeld in mittleren und großen Scheinen: Für praktisch arbeitende Notenbanker ist der Umgang mit großen Summen Alltag.

Bündelweise Bargeld in mittleren und großen Scheinen: Für praktisch arbeitende Notenbanker ist der Umgang mit großen Summen Alltag.

(Foto: REUTERS)

Die Regierungskrise in Portugal verliert an Schärfe, doch die Erleichterung an den Devisenmärkten währt nur kurz: Der Euro gibt seine frühen Kursgewinne wieder ab. Verstärkt nehmen Strategen die Wachstumsaussichten in den USA in den Blick. Ein Zinsentscheid in der Türkei sorgt für Diskussionen.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Die leichte Entspannung in der Regierungskrise in Portugal und Nachwehen von Seiten der US-Konjunkturfront haben dem Euro am Dienstag nur vorübergehend Auftrieb verliegen. Am frühen Nachmittag liegt der Kurs der Gemeinschaftswährung bei 1,3190 Dollar und damit nur leicht über dem Niveau des Vorabends.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3180 (Montag: 1,3166) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7587 (0,7595) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen errechnete die EZB Referenzkurse für einen Euro von 0,85955 (0,85900) britischen Pfund, 131,91 (131,47) japanischen Yen und 1,2387 (1,2370) Schweizer Franken.

Die aktuelle Zins-Erhöhung in der Türkei konnte die türkische Lira im Verhältnis zum Dollar unterdessen nur zeitweise antreiben. Börsianer äußerten sich enttäuscht über die Entscheidung der Notenbank, den Leitzins für Tagesgeld nur um 75 Basispunke auf 7,25 Prozent zu erhöhen.

Ein Dollar verbilligte sich zeitweise zwar auf 1,9081 von 1,9153 Lira zuvor. Doch gab die Lira im Verlauf wieder nach, so dass sich ein Dollar wieder auf 1,9123 Lira verteuerte. Die Notenbank beteuerte, dass sie zur Stützung der Lira zu weiteren Maßnahmen bereit wäre. Die Demonstrationen gegen Ministerpräsident Tayyip Erdogan hatten die türkische Lira unter Druck gesetzt. Zur Stützung der Landeswährung hat die Bank schon 6,6 Mrd. Dollar ausgegeben.

Im Vorfeld befragte Analysten hatten zuvor einstimmig mit einer Zinserhöhung gerechnet. Doch äußerten sich einige Börsianer über das Ausmaß enttäuscht. "Alles unter 100 Basispunkte ist eine Enttäuschung und wird die Lira nur kurzzeitig stützen können", sagte ein Händler. Ein anderer stimmte zu: "Das war das geringste, was sie machen konnten, eine vertane Chance."

Am Morgen hatte der Euro-Kurs dann nach Ansicht von Beobachtern von einem deutlichen Rückgang der Renditen portugiesischer Staatsanleihen profitiert. Die Gemeinschaftswährung kletterte bis auf 1,3207 Dollar nach 1,3183 Dollar im New Yorker Schlussgeschäft des Vortages. Neue Wirtschaftsdaten aus Spanien und Frankreich lieferten neue Anhaltspunkte zu den konjunkturellen Perspektiven im Euroraum.

Zu Wochenbeginn hatte die Nachricht, dass die portugiesische Regierung trotz der politischen Krise an der Macht bleibt, für Erleichterung am Rentenmarkt gesorgt. Neuwahlen hätten nach Einschätzung vieler Investoren die Reformbemühungen Portugals verzögern können. Das in einer tiefen Wirtschaftskrise steckende Land muss im Gegenzug für ein 78 Mrd. Euro umfassendes Hilfsprogramm von EU und IWF strikte Sparauflagen einhalten. Die Renditen zehnjähriger Bonds waren am Montag bis auf 6,379 Prozent zurückgegangen, nachdem sie zum Ausbruch der Krise Anfang Juli noch über 8 Prozent gelegen hatten.

Im frühen asiatischen Handel am Dienstag kostete die europäische Gemeinschaftswährung zeitweise 1,3183 Dollar. Schwache Daten vom US-Häusermarkt hatten zuvor den Dollar unter Druck gesetzt. Die Daten würden für eine Fortsetzung der sehr expansiven Geldpolitik der US-Notenbank sprechen, sagten Händler. Die Experten der Commerzbank verweisen auf die im Sommerloch geringere Marktliquidität, die derzeit zu stärkeren Kursausschlägen als sonst führe.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

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