Marktberichte

Brüsseler Gipfel sorgt für Härte Euro hat 1,27 im Blick

Das Ringen um die Zukunft des Euro ist noch nicht zu Ende.

Das Ringen um die Zukunft des Euro ist noch nicht zu Ende.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Beschlüsse des EU-Gipfels lösen an den Devisenmärkten positive Reaktionen aus: Der Kurs des Euro legt mit dem Ende der Verhandlungen kräftig zu. Die Investoren reagieren erleichtert auf die erzielte Einigung.

Die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Eindämmung der Schuldenkrise sind bei den Euro-Anlegern gut angekommen. Die Gemeinschaftswährung legte am Freitag in der Spitze auf 1,2692 US-Dollar zu. Am Nachmittag hielt sich der Eurokurs stabil oberhalb der Marke von 1,2650 Dollar.

Die 17 Staats- und Regierungschefs vereinbarten eine zentrale Bankenaufsicht für die Euro-Zone sowie eine Reihe von Maßnahmen, um den Zinsdruck von Ländern wie Italien und Spanien zu nehmen. "Es sieht so aus, als ob das Gipfeltreffen doch etwas liefern kann, was die Märkte beruhigt", sagte Ayako Sera, Volkswirt der Sumitomo Mitsui Trust Bank. Investoren hatten ihre Erwartungen an das Treffen im Vorfeld deutlich heruntergeschraubt, weil vor allem der Plan zum Ausbau der Eurozone zu einer Fiskalunion für Streit gesorgt hatte.

Am Rentenmarkt war die Freude über die Beschlüsse ebenfalls deutlich zu spüren: Die Renditen der spanischen und italienischen Anleihen gingen zurück. Spanische Bonds wurden mit 6,558 Prozent verzinst nach 6,915 Prozent im Vortagesgeschäft. Die Renditen ihrer italienischen Pendants fielen unter die Sechs-Prozent-Marke. Auch die Kosten der Kreditausfallversicherungen (CDS) für die beiden klammen Euro-Länder verringerten sich.

Viele offene Fragen

In einer dramatischen Nachtsitzung haben sich die Staats- und Regierungschefs der 17 Euroländer auf Hilfen für die bedrängten Länder Spanien und Italien geeinigt. Rom und Madrid haben akute Schwierigkeiten, sich frisches Geld zu besorgen. Ländern mit guter Haushaltsführung können vom Sommer an - ohne zusätzliche Sparprogramme - Unterstützung aus den Rettungsschirmen EFSF und ESM erhalten, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Details sollen die Euro-Kassenhüter Anfang Juli festlegen.

Analysten gingen allerdings nicht davon aus, dass die Euphorie an den Märkten lange anhalten dürfe: "Viele Anleger bejubeln die überraschende Aktivität der Regierungschefs. Schließlich war nicht viel erwartet worden", schrieb Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann in einem Kommentar. "Nur muss man sich auch klarmachen, dass die Beschlüsse mittel- bis langfristig problematisch sind." So könne etwa die direkte Banken-Rekapitalisierung zu einer Vergemeinschaftung der Staatsschulden durch die Hintertür verkommen, erklärte der Experte. "Banken- und Fiskalrisiken sind in der Peripherie eng verwoben. In solchen Ländern, in denen die Geschäftsbanken im großen Umfang Staatsanleihen kaufen, können die fiskalischen Probleme so auf den Bankensektor abgewälzt werden, der dann, ohne dass der Fiskus involviert wird, Kapital vom ESM erhält - womöglich ohne makroökonomische Auflagen."

Börsianer mahnten zudem zur Vorsicht, da die Gipfelbeschlüsse noch den parlamentarischen Prozess in den Mitgliedsländern durchlaufen müssen. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte nach Abschluss des EU-Gipfels, durch die Beschlüsse der Eurogruppe zum ESM ergäben sich inhaltlich keine Änderungen für die Gesetze, die im Bundestag zur Abstimmung stünden.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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