Marktberichte

Nach der EZB soll Fed fluten Euro nimmt Kurs auf 1,28 Dollar

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(Foto: dpa)

Das Anleihenkaufprogramm wirkt am Devisenmarkt nach und schiebt den Euro weiter nach oben. Hinzu kommen Spekulationen, dass die Fed schon bald mit einer neuen Runde ultralockerer Geldpolitik nachziehen könnte.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank und die Spekulation auf eine dritte Geldspritze für die US-Wirtschaft durch die Federal Reserve haben den Euro am Freitag in die Höhe getrieben. Der Kurs der Gemeinschaftswährung kletterte auf bis zu 1,2791 Dollar und markierte damit den höchsten Stand seit dreieinhalb Monaten. Anleger setzten auf einen weiter fallenden Dollar, nachdem Daten vom US-Arbeitsmarkt unerwartet schlecht ausgefallenen waren. Die US-Notenbank hatte erklärt, der heimischen Wirtschaft mit einer neuen Runde der geldpolitischen Lockerung (Quantitative Easing 3) unter die Arme zu greifen, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht bessert.

Analysten waren sich uneins darüber, ob die Chancen auf neue Fed-Hilfen nun tatsächlich gestiegen sind. Eugen Keller vom Bankhaus Metzler hält Spekulationen darüber für verfrüht. "Die Arbeitslosenquote ist schließlich gefallen. Ein Teil des Marktes setzt aber wohl darauf, deshalb hält sich der Euro auch so stark." Auch Matthew Lifson, Händler bei der Cambridge Mercantile Group, verwies auf die niedrigere Arbeitslosenquote, die im August auf 8,1 von 8,3 Prozent zurückgegangen ist. "Das ist der Punkt, der der Fed die größten Sorgen bereitet. Ich glaube nicht, dass die Notenbank auf diese Daten hin handeln wird." Dagegen rechnet Volkswirt David Sloan damit, dass die Fed sehr wohl über weitere Maßnahmen nachdenkt. "Das ist ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht und erhöht die Chancen auf QE3", sagte er. Die Zahl der Beschäftigten stieg in den USA um 96.000, Ökonomen hatten ein Plus von 125.000 erwartet.

Wichtigster Kurstreiber für den Euro blieb aber die Entscheidung der EZB vom Vortag, unter bestimmten Bedingungen Anleihen krisengeschüttelter Länder der Eurozone zu kaufen, um so deren Zinslast zu drücken. EZB-Präsident Mario Draghi habe mit der Ankündigung umfassender Hilfen das Risiko für Euro-Anleger reduziert, sagten Devisenhändler.

Zum Schweizer Franken kletterte der Euro auf den höchsten Stand seit acht Monaten. Die Gemeinschaftswährung legte auf der Handelsplattform EBS auf bis zu 1,2156 Franken zu. Händler machten für den Anstieg neben der EZB-Ankündigung auch Spekulationen verantwortlich, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die aktuelle Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken bald anheben könnte. Die SNB hatte diese Marke ausgegeben, um die heimische Währung gegenüber dem Euro nicht zu stark werden zu lassen. Ein hoher Franken-Kurs belastet beispielsweise die Schweizer Exportwirtschaft.

Die US-Währung geriet im Gegenzug unter Druck. Der Dollar-Index, der gegenüber einem Korb von sechs anderen wichtigen Währungen ermittelt wird, fiel auf 80,363 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit Mitte Mai.

Bund-Future macht Verluste wett

Am Rentenmarkt machte der richtungsweisende Bund-Future nach Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten seine Verluste wett. Der Terminkontrakt für Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit kletterte um sieben Ticks auf 140,24 Punkte, nachdem er zuvor auf bis zu 139,43 Zähler abgerutscht war. Händlern zufolge spekulierten Anleger auch hier darauf, dass die US-Notenbank heimische Anleihen kauft. Die Kurse von deutschen und US-Anleihen bewegen sich häufig parallel zueinander.

Entspannung zeichnete sich bei spanischen Bonds ab. Die Zinsen für Papiere mit zehnjähriger Laufzeit fielen erstmals seit Mai unter die Marke von sechs Prozent auf bis zu 5,783 Prozent. Händler sprachen davon, dass das Vertrauen in die Anleihen nach den EZB-Maßnahmen allmählich zurückkehre. Für italienische Papiere mit gleicher Laufzeit fielen die Zinsen auf 5,049 Prozent und damit auf das niedrigste Niveau seit Ende März.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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