Italien-Auktion hilft nicht wirklich Euro ist angezählt
29.12.2011, 14:43 Uhr
Die Krise ist nicht vorbei. Italien muss weiter zittern.
(Foto: REUTERS)
Nach der mit Spannung erwarteten Auktion italienischer Staatsanleihen fällt der Wechselkurs von Euro zu Dollar wieder unter 1,29 Dollar. Die Refinanzierung für das hochverschuldete Land bleibt schwer. Italien kann deutlich weniger platzieren als geplant.
Zum Jahresende ist dem Euro am Donnerstag die Puste doch noch ausgegangen. Mit 1,2858 Dollar notierte die Gemeinschaftswährung zeitweise auf einem neuen Jahrestief und so niedrig wie zuletzt im September 2010. Die Auktion italienischer Staatsanleihen verlief zwar in etwa wie erwartet, vermochte dem Euro aber keinen Halt zu geben.

Italiens Regierungschef Mario Monti erklärt die Risikoaufschläge 10-jähriger italienischer Staatsanleihen.
(Foto: REUTERS)
Die Einschätzungen der Devisenexperten liefen etwas auseinander: "Mit gut 7 Mrd. Euro hat Italien deutlich weniger als die maximal angestrebten 8,5 Mrd. Euro platziert", sagte ein Händler. Angesichts der nach dem Dreijahrestender der Europäischen Zentralbank geradezu in Liquidität schwimmenden Banken sei dies enttäuschend. "Das nimmt in keiner Weise die Furcht vor großen italienischen Refinanzierungsproblemen im kommenden Jahr."
"Der Euro ist angezählt und dürfte zu Jahresbeginn weiter fallen", hieß es an anderer Stelle. Dabei hatte sich der Euro trotz der Schuldenkrise im Jahresverlauf noch recht gut behauptet. Viele Börsianer hatten angesichts den grundsätzlichen Zweifeln an der Zukunft der Euro-Zone mit stärkeren Kursverlusten gemessen am Vorjahresschluss von rund 1,33 Dollar gerechnet.
Auktion "nicht berauschend"
Ein anderer Händler zeigte sich dagegen recht zufrieden mit der Italien-Auktion. Sie sei insgesamt ganz gut gelaufen, "schließlich sind die Renditen etwas niedriger, und Italien hat etwa das aufnehmen können, was sie geplant haben. Berauschend sei das aber sicher auch nicht." Helaba-Analyst Ralf Umlauf erklärte, der vorangegangene Anstieg sei ein Ausdruck der tiefen Verunsicherung von Investoren gewesen. Nun kehre wieder etwas Normalität ein.
Italien hat insgesamt gut sieben Mrd. Euro über verschiedene Laufzeiten aufgenommen. Geplant war ein Volumen von fünf bis zu 8,5 Mrd. Euro. Die Renditen gingen gegenüber der letzten Auktion Ende November etwas zurück: auf 5,62 von 7,89 Prozent bei den dreijährigen und auf 6,98 von 7,56 Prozent bei den zehnjährigen Staatsanleihen.
Nach Angaben von Händlern griff die EZB nach der Auktion am Sekundärmarkt ein, wenn auch nur mit moderaten Aufkäufen. Die Renditen der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen lagen am Donnerstag wieder über sieben Prozent - ein Niveau, das für Euro-Länder als längerfristig untragbar gilt. Die Unsicherheit trieb wieder viele Anleger in deutsche Bundesanleihen. Der Bund-Future stieg um 53 Ticks auf 138,74 Punkte.
Verkäufe japanischer Exporteure und Privatanleger hatten schon in Fernost den Euro zum Yen auf nur noch knapp über 100 Yen gedrückt. Damit notierte der Euro zum Yen auf dem niedrigsten Niveau seit Juni 2001.
Blick in eine ungewisse Zukunft
Belastend für den Euro wirkte auch die Unsicherheit über weitere Herabstufungen der Kreditwürdigkeit von Euro-Ländern. Die Ratingagentur Standard & Poor's dürfte sich im Januar nach Einschätzung von Analysten zu einer ganzen Reihe von Euro-Ländern eher negativ äußern.
Außerdem belastete auch, dass der Interbanken-Handel der Euro-Banken einfach nicht in Gang kommt. "Da hatten sich viele nach dem Drei-Jahres-Tender vorige Woche etwas mehr von versprochen", erklärte ein Börsianer. Am Vorabend hatte dies vor allem in New York den Euro gedrückt, obwohl die EZB, die dies belegen, schon morgens vorlagen. Per Mittwochabend bunkerten die Banken zwar etwas weniger Geld bei der EZB als am Vortag. Doch rechneten Händler nicht mit einer nachhaltigen Entspannung.
Für die weitre Entwicklung des Euro sind viele Börsianer denn auch eher skeptisch - zumindest für den Jahresanfang 2012. "Der Trend spricht für einen schwächeren Euro", erklärte Carl Hammer, Währungsstratege der SEB in Stockholm. Wie viele andere auch rechnet die SEB damit, dass der Euro Ende März 2012 bei 1,25 Dollar liegen dürfte.
"Solange nichts geschieht wie eine Ausweitung der Rolle der Europäischen Zentralbank, bleibt es schwierig, sich gegen diesen Abwärtstrend zu stemmen", meinte ein ratloser Devisen-Händler einer großen japanischen Bank. Viele Investoren hofften darauf, dass die EZB mehr Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder kaufe und damit deren Finanzierung erleichtere. Deutschland hat einen solchen Schritt kategorisch ausgeschlossen.
Machtspiele am Golf von Hormus
Als weiteren Grund Grund für den Euro-Absturz machten Währungsexperten auch die Angst vor einer Eskalation der Lage am Persischen Golf aus. Dort hatte der Iran mit einer Sperre der Straße von Hormus gedroht, was die Öllieferungen in die Industrieländer behindern würde. Die US-Marine hatte darauf hin mitgeteilt, sie würde einen solchen Schritt nicht dulden. Dagegen spricht allerdings, dass der Ölpreis im Tagesverlauf leicht gesunken ist.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ