Auktion unterstreicht Misstrauen Euro kämpft um die 1,30
14.12.2011, 18:45 UhrDer Euro setzt sein Kellerdasein fort. Die Gemeinschaftswährung rutscht nach den kräftigen Verlusten des Vortages weiter ab - unter die 1,30er Marke. Zuvor emittiert Italien fünfjährige Anleihen zu sehr hohen Zinsen. Einen Lichtblick gibt es dennoch: Das Land schafft das obere Volumenziel von 3 Mrd. Euro.
Nach der Emission fünfjähriger italienischer Anleihen zu rekordhohen Zinsen ist der Euro abgebröckelt. Er unterschritt die Marke von 1,30 US-Dollar, nachdem er unmittelbar vor der Auktion noch bei etwa 1,3050 Dollar gelegen hatte. Das Tagestief markierte der Euro bei 1,2945 Dollar. Am Abend notierte die Devise wieder um die 1,30.
Die erste Auktion länger laufender Staatsanleihen nach den EU-Gipfelbeschlüssen der vergangenen Woche zeige, dass das Misstrauen der Anleger über die Erfolgschancen des Brüsseler Pakets groß ist. Italien musste bei der Auktion die höchste Rendite seit Bestehen der Eurozone in Kauf nehmen, während die als "sicherer Hafen" geltenden deutschen Bundesanleihen zu historisch niedrigen Zinsen versteigert wurden.
Zwar erreichte Italien bei der Auktion das obere Volumenziel von 3 Milliarden Euro, die bereits bei der vorangegangenen Auktion gleicher Papiere am 14. November mit 6,29 Prozent hoch ausgefallene Rendite stieg jedoch nochmals auf nun 6,47 Prozent. Im Gegensatz dazu sank die Durchschnittsrendite der ebenfalls am Berichtstag versteigerten zweijährigen Bundesschatzanweisungen auf 0,29 Prozent von 0,39 Prozent.
Am Bond-Markt wird eine Rendite von 7 Prozent auf zehnjährige italienische Staatsanleihen als kritisch angesehen, nachdem die hoch verschuldeten Euroländer Griechenland, Irland und Portugal auf diesem Niveau vor einem Zahlungsausfall gerettet werden mussten. Dass die Auktions-Rendite der fünfjährigen Papiere ein neues Rekordhoch markiere, verschärfe die Sorgen über die weitere Finanzierungsfähigkeit Italiens daher einmal mehr, heißt es von Barclays.
Der Euro, der am Vorabend auf das niedrigste Niveau seit Anfang Januar eingebrochen war, kam nach den Auktionen mit etwas Verzögerung zwar erneut unter Druck, hielt sich zunächst aber über der Marke von 1,30 Dollar.
Flucht in die Qualität
Nach Einschätzung des Brokerhauses Newedge demonstrieren die Auktionen in Deutschland und Italien die Flucht der Anleger in sichere Anlagen. "Die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Schuldenkrise sind weiterhin hoch und der Markt scheint vor allem von der Flucht in Qualität getrieben zu sein", so die Newedge-Analysten.
Die gute Nachricht für Italien sei aber, dass die Prämie auf die neuen Papiere niedriger ausgefallen sei, als diejenige am Sekundärmarkt, die zuletzt bei 6,62 Prozent gelegen habe, merkte ein Analyst von Markit an und verwies zudem darauf dass die Kreditausfallversicherungen (CDS-Spreads) nach der Auktion weitestgehend unverändert geblieben seien.
Der Bund-Future legte im Gegenzug geringfügig auf 136,81 Punkte zu. "Die Renditen liegen weiterhin auf sehr hohen Niveaus, aber immerhin hat es diesmal nicht einen solch sprunghaften Anstieg wie bei den vorangegangen Auktionen gegeben", sagte ING-Analyst Alessandro Giansanti. "Vielleicht ist das der Anfang einer Stabilisierung der Zinsen." Volkswirtin Annalisa Piazza von Newedge äußerte sich skeptischer: "Die Verunsicherung über den Ausgang der Schuldenkrise bleibt hoch." Daher müsse mit einer anhaltenden "Flucht in die Qualität" - vor allem US- oder Bundesanleihen - gerechnet werden.
Quelle: ntv.de, DJ/rts