Mehr als 1,55 Dollar Euro legt zu
16.06.2008, 16:40 UhrDer Euro ist wieder über die Marke von 1,55 US-Dollar geklettert. Gestützt wurde die Gemeinschaftswährung von einem steigenden Ölpreis, unerwartet schwachen US-Konjunkturdaten und Zinserhöhungsspekulationen für die Euro-Zone. Der Euro stieg bis auf 1,5517 US-Dollar, nachdem er im frühen Geschäft zeitweise zu 1,5347 US-Dollar gehandelt worden war. Auch am Rentenmarkt zog die Nachfrage deutlich an. Der Bund-Future gewann 50 Ticks auf 110,37 Zähler. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 4,599 Prozent.
Der Ölpreis schnellte in einem äußerst volatilen Geschäft nach oben. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI kletterte bis auf 139,89 US-Dollar und lag damit mehr als fünf US-Dollar über dem Schlusskurs vom Freitag. Ein steigender Ölpreis ist in den vergangenen Wochen oftmals mit Kursverlusten beim Dollar einhergegangen.
Schwache Konjunkturdaten
Die Konjunkturdynamik im Großraum New York hat sich im Juni überraschend stark eingetrübt. Der Index der New Yorker Fed für das Verarbeitende Gewerbe fiel auf minus 8,7 Punkte, erwartet worden waren minus 2,0 Zähler. "Das ist schon ein kleiner Dämpfer, denn der Markt hatte ja eher auf eine gewisse Erholung in den USA gesetzt", kommentierte Analyst Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. Dies habe den Dollar weiter unter Druck gesetzt. Zudem trieben die schwachen US-Daten die Kurse an den Rentenmärkten nach oben. Anleger am Anleihenmarkt hätten sich zuletzt zu einseitig an Inflationsdaten und Zinserhöhungserwartungen orientiert und damit die Renditen steigen lassen, sagte Sartoris. Schon rein technisch sei nach dem jüngsten Ausverkauf eine Kurserholung angesagt.
"Von einer Rendite von 3,60 Prozent im März sind wir innerhalb kürzester Zeit auf 4,70 Prozent gestiegen", so Sartoris. Um diesen Trend fortzusetzen, fehlten nun positive Konjunkturnachrichten. Verbessern sich die konjunkturellen Aussichten, schichten Anleger üblicherweise von Festverzinslichen in Aktien um. Dies führt zu fallenden Kursen am Rentenmarkt; entsprechend ziehen die Renditen an.
Zinsspekulationen
Der Euro erhielt auch Unterstützung von den jüngsten Inflationszahlen aus Brüssel. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone ist im Mai auf ein Rekordniveau von 3,7 Prozent gestiegen, Analysten hatten im Schnitt 3,6 Prozent prognostiziert. Die EU-Kommission bekräftigte daraufhin ihre Einschätzung, wonach die Gefahren für die Preisstabilität derzeit den größten Anlass zur Sorge bieten und fachte damit die Zinserhöhungsspekulationen weiter an. "Die Inflation ist unsere größte ökonomische Sorge", sagte eine Sprecherin der Kommission in Brüssel.
Die Mitgliedsländer müssten mit besonderer Sorgfalt darauf achten, eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern. EZB-Chef Jean-Claude Trichet hatte nach dem jüngsten Zinsentscheid eine Zinserhöhung im Juli ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Seit dem Ausbruch der US-Immobilienkrise vor fast einem Jahr hält die europäische Notenbank den Zins konstant bei 4,0 Prozent. Die US-Notenbank hat dagegen die Zinsen massiv gesenkt, um den Finanzsektor und die Wirtschaft zu stützen.
Die EZB legte den Referenzwert des Euro mit 1,5459 (Freitag: 1,5336) US-Dollar fest. Im Referenzkursverfahren der Banken EuroFX wurde der Wert mit 1,5468 (1,5327) US-Dollar ermittelt. Die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen fiel auf 4,73 (4,75) Prozent. Der Rex-Rentenindex lag 0,2 Prozent höher bei 113,7843 Zählern.
Quelle: ntv.de