Positive Reaktion auf EU-Gipfel Euro mit Freudensprung
27.10.2011, 22:00 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Devisenanleger reagieren positiv auf die Beschlüsse von Brüssel. Der Euro präsentiert sich deutlich fester und startet einen Angriff auf eine psychologisch wichtige Marke.
Erleichtert, aber nicht euphorisch haben die Anleger am Devisenmarkt auf das weitreichende Maßnahmenpaket der Euro-Länder zur Bekämpfung der Schuldenkrise reagiert. Die Gemeinschaftswährung kletterte am Donnerstag bis zum Abend um über 2 Cent und bewegte sich mit 1,4189 Dollar nur knapp unterhalb der 1,42er Marke. Der Euro erhielt am Nachmittag einen zusätzlichen Schub durch Deckungskäufe.

"Towards a stronger European economic governance": An einem EU-Gebäude in Brüssel gibt dieses fassadenhohe Banner die Marschrichtung aus.
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Für HSBC-Trinkaus-Analyst Rainer Sartoris ist nach wie vor skeptisch: "Mit den nun verkündeten Maßnahmen rückt eine Stabilisierung der Krisen-Situation zwar näher, aber jedem muss klar sein, dass die Lösung des Schuldendilemmas in der Euro-Zone noch ein weiter Weg ist." Auch aus Sicht von Janwillem Acket, Chefvolkswirt bei Julius Bär, bleibt die Euro-Zone "eine Riesenbaustelle, an der an vielen Ecken und Enden noch gewerkelt werden muss".
Die Beschlüsse des Brüsseler Euro-Gipfels sehen unter anderem einen Schuldenschnitt für Griechenland von 50 Prozent, Eckpunkte zur Stärkung der Banken und einen effektiveren Einsatz der Mittel des Rettungsfonds EFSF vor. Wie genau die Hebelung des EFSF aber funktionieren soll, ist noch unklar: "Die Politiker müssen jetzt möglichst zügig die Details nachliefern, sonst könnte die Erleichterung schnell wieder in Verunsicherung umschlagen", sagte Sartoris.
Für die Analysten der Commerzbank ist der EFSF-Hebel allerdings ein großer Schwachpunkt in dem Rettungskonzept: Eine Absicherung der Neuemissionen von 20 bis 25 Prozent "könnten von den Investoren als nicht ausreichend angesehen werden, wenn die Gefahr eines Schuldenschnitts besteht", hieß es in einem Kommentar. Die entscheidende Frage sei also, ob die Anleger es als attraktiv genug betrachten, ihr Geld in Anleihen von problembeladenen Ländern aus dem Euro-Raum zu stecken.
Italiens CDS und Renditen im Rückwärtsgang
Am Kredit- und Anleihenmarkt machte sich nach den Gipfelbeschlüssen etwas Entspannung breit. Die Kosten für die Kreditausfallversicherungen (CDS) Italiens und Spaniens, die sich zu zusätzlichen Reformschritten verpflichtet haben, gingen zurück. Die zuletzt eher verschmähten zehnjährigen Anleihen aus den beiden hoch verschuldeten Ländern machten wieder Boden gut.
Die Rendite der italienischen Anleihen fiel zeitweise auf 5,728 Prozent nach 5,930 Prozent am Mittwoch. Entsprechend verringerten sich die Risikoaufschläge zu den vergleichbaren deutschen Pendants , die in der Spitze bei 2,204 (Vortag: 2,048) Prozent rentierten.
Quelle: ntv.de, wne/rts