Marktberichte

Trotz Spanien und Köhler Euro pendelt sich ein

Der Paukenschlag von Fitch mit der Bonitäts-Herabstufung Spaniens tangiert den Euro nur noch periphär. Die Marke von 1,23 Dollar hält. Insgesamt betrachtet, fällt der Monat Mai für die europäische Gemeinschaftswährung aber desaströs aus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler und Warnungen aus China vor einem Rückfall in den Abschwung sind am Euro abgeperlt. "Wichtige Marktteilnehmer in London und New York sind wegen Feiertagen nicht dabei, deshalb gibt es nur wenig Handelsaktivitäten", sagte ein Rentenhändler. Der Euro pendelte am Nachmittag um 1,23 Dollar nach 1,2267 Dollar zum US-Handelsschluss am Freitag.

Bundespräsident Köhler war am Mittag vollkommen überraschend zurückgetreten. Über die Auswirkungen auf den Euro waren sich Experten uneins, eine klare Marktreaktion wurde erst mit dem Beginn des asiatischen Handels in der Nacht zu Dienstag erwartet.

Kein US-Handel, kein Kursrutsch   

Einigen Händler zufolge haben die Feiertage in den USA und Großbritannien dem Euro einen Kursrutsch erspart. Trotz des relativ geringen politischen Gewichts eines Bundespräsidenten wäre der Rücktritt des international anerkannten ehemaligen IWF-Chefs ein weiterer Unsicherheitsfaktor in einem ohnehin derzeit politisch angeschlagenen Europa, hieß es. "Der Rücktritt von Köhler ist ein schlechtes Omen für die schwarz-gelbe Koalition", sagte Fidel Helmer, Leiter des Wertpapierhandels bei Hauck & Aufhäuser.

Gelassen zeigte sich dagegen Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Der Köhler-Rücktritt spielt für den Markt keine Rolle", sagte er. Den Akteuren sei bewusst, dass die entscheidende Figur der deutschen Politik Bundeskanzlerin Angela Merkel sei.

China lässt Euro kalt   

Weitgehend unbeeindruckt zeigte sich der Euro auch von Aussagen des chinesischen Ministerpräsident Wen Jiabao. Dieser hatte angesichts der Schuldenkrise in Europa vor einem erneuten Abschwung der Weltwirtschaft gewarnt. "Genau wegen dieser Befürchtungen stand der Euro ja zuletzt schon unter Druck, der Markt hat die Auswirkungen der Sparprogramme bereits eingepreist", sagte Umlauf. Die Gemeinschaftswährung hat im Mai rund 7,5 Prozent an Wert eingebüßt, sich vergangene Woche jedoch bei 1,23 Euro stabilisiert. Zuletzt hatte Spanien wie zuvor schon andere Euro-Mitgliedsstaaten ein drastisches Sparprogramm durch das Parlament geboxt. Die deutsche Bundesregierung kündigte am Montag "tiefgreifende Einsparungen" an.

Die Herabstufung der spanischen Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch hatte den Euro am Freitagabend zwar belastet, doch war dies am Montag bereits wieder verpufft. Händler verwiesen darauf, dass sich zuvor schon andere Ratingagenturen skeptisch zu Spanien geäußert hatten. Am Rentenmarkt blieben die Umsätze nach Worten von Händlern ebenfalls dünn, das Plus des Bund-Future von 23 Ticks auf 128,73 Zähler sei wenig aussagefähig. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf 2,655 Prozent.

Ein Mai zum Vergessen

Dennoch bleibt der Monat Mai für den Euro desaströs: Wegen der europäischen Schuldenkrise steht der Euro vor dem schwächsten Mai-Ergebnis seiner Geschichte. Mit knapp 1,23 Dollar kostete er 7,5 Prozent weniger als zum letzten Monatswechsel.

Seit Jahresbeginn hat die Gemeinschaftswährung sogar rund 14 Prozent an Wert eingebüßt. Dies ist ebenfalls ein Negativ-Rekord. Im Zuge der Schuldenkrise gab der Euro im Mai den sechsten Monat in Folge nach. Dies ist die längste Talfahrt seit zehn Jahren.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts

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