Italo-Sorgen drücken Gemeinschaftswährung Euro pendelt um 1,35
30.09.2013, 15:40 Uhr
Silvio Berlusconi.
(Foto: AP)
Die politische Krise in Italien lässt den Euro ächzen. Unter Umständen könnte die gesamte Rettungsstrategie für die Gemeinschaftswährung wieder in den Fokus rücken. Auch die sich offenbar in die Länge ziehende Regierungsbildung in Deutschland belastet. Zudem ist noch immer der Ausgang des US-Etatstreits offen.
Der Euro pendelt zu Wochenbeginn um die Marke von 1,35 Dollar. Angesichts der Verschärfung der politischen Krise in Italien war die Gemeinschaftswährung mit Abschlägen gestartet - kam dann aber zurück. Am Nachmittag zog der Euro dann allerings kräftig an und wurde in der Spitze zu 1,3550 Dollar gehandelt. Ein Händler sprach von charttechnischen Gründen. Fundamentale Nachrichten, die die Bewegung überzeugend erklären könnten, gebe es nicht. Im Anschluss bröckelte der Euro aber wieder ab und nährte sich der 1,3530er-Marke.
Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,3505 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7405 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83605 britische Pfund, 131,78 japanische Yen und 1,2225 Schweizer Franken fest.
Euro-Rettung könnte erneut in Fokus rücken
In Rom waren am Wochenende die Minister des Lagers von Silvio Berlusconi zurückgetreten, so dass die Regierung auseinanderzufallen droht. Regierungschef Enrico Letta will nun im Parlament die Vertrauensfrage stellen. Voraussichtlicher Termin ist Mittwoch. "Sollte in Italien durch einen Regierungswechsel, durch Neuwahlen oder sonstwie die Reformpolitik endgültig zu Grabe getragen werden, steht die Rettungsstrategie Europas mal wieder auf dem Prüfstand", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Auch die schleppenden Koalitionsverhandlungen in Berlin sorgen seiner Meinung nach für eine gewisse Euro-Skepsis von Investoren.
Laut Medienberichten wollen mehrere PdL-Parlamentarier die Partei verlassen, um ein Aus der Regierung Letta zu verhindern, hieß es zur Begründung des Euro-Sprungs am Nachmittag. Gegen eine fundamentale Erklärung spricht indessen, dass Dax, Euro-Stoxx-50 sowie die Börse in Mailand auf unverändertem Niveau im Minus liegen.
US-Anleihen gesucht
Der Greenback läuft indessen mit den düsteren Aussichten für die US-Politik nach unten, er verliert zu Yen, Pfund Sterling wie zum Franken. Die US-Anleihen sind dagegen als sicherer Hafen gefragt. Mit der Rendite der zehnjährigen Papiere geht es um rund einen Basispunkt nach unten auf 2,61 Prozent.
Nach Ansicht der Citigroup dürften sich Anleger bald die fundamentalen Aussichten des Euro zum Pfund Sterling näher anschauen. Die Bank erwartet, dass der Euro zum Pfund nachgibt. Die für Dienstag angesetzten britischen Einkaufsmanagerindizes dürften in der Nähe ihrer jüngsten Hochs verharren und den Eindruck unterstreichen, dass sich die britische Wirtschaft erhole. Der ungewisse Ausgang des Misstrauensvotums in Rom am Mittwoch dürfte die Anleihemärkte an der Peripherie der Eurozone ebenso wie den Euro belasten. Daher dürfte der Euro zum Pfund kurzfristig unter Druck stehen.
Societe Generale (SocGen) empfiehlt indes Anlegern, die die aktuelle Stärke des Yen und des Schweizer Franken zu nutzen und beide Währungen gegen den US-Dollar zu verkaufen. Das aktuelle globale Konjunkturumfeld lasse erwarten, dass es im vierten Quartal zu einer breiten "Risiko-Rally" komme. Diese dürfte mit einem Anstieg des Dollar zu Euro und Yen einhergehen. Aktuell laste der US-Haushaltsstreit auf dem Dollar. Der Konflikt dürfte auf kurze Sicht die Risikoaversion befeuern, sagt die Bank.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ