Marktberichte

Japan klopft den Yen weich Euro rauscht abwärts

Historischer Moment für Marktberichterstatter: Am Morgen durchbricht der Dollar in Tokio die symbolische 100-Yen-Level.

Historischer Moment für Marktberichterstatter: Am Morgen durchbricht der Dollar in Tokio die symbolische 100-Yen-Level.

(Foto: REUTERS)

An den Devisenmärkten reichen derzeit kleinere Impulse, um größere Bewegungen auszulösen. Mit der Freude über den US-Arbeitsmarkt zieht der Dollar kräftig an, der Euro sackt am Nachmittag steil nach unten. Die japanische Währung verliert immer weiter an Stärke.

Der Euro hat seine Talfahrt vor dem Wochenende beschleunigt und ist zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen gefallen. Die Gemeinschaftswährung notierte bei 1,2940 Dollar nach 1,3043 Dollar am Vorabend in New York - am Mittwoch hatte er zweitweise noch bei 1,3194 Dollar notiert.

"Es ist eher eine Dollar-Stärke als eine Euro-Schwäche", sagte ein Händler in Frankfurt. Offenbar seien einige Anleger auf dem falschen Fuß erwischt worden, die angenommen hätten, dass es nicht deutlich unter die Marke von 1,30 Dollar gehen werde. Zudem würden manche Investoren ihre Positionen im Euro vor dem Wochenende lieber glattstellen.

Der Dollar konnte auch gegenüber anderen Währungen zulegen: Der entsprechende Index kletterte um 0,6 Prozent, zum Yen legte der Greenback auf bis zu 101,90 Yen zu. Zuletzt hatten überraschend gute Daten vom US-Arbeitsmarkt der US-Devise Auftrieb gegeben.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA war in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit fast fünfeinhalb Jahren gefallen, wie am Donnerstag aus den Daten des Arbeitsministeriums hervorging. Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen bezweifelt allerdings, dass die Rally beim Dollar vor diesem Hintergrund lange anhält.

"Zwar verringert jede gute Zahl vom Arbeitsmarkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed noch expansiver wird", sagte die Coba-Währungsexpertin. Solange sich die Erholung des Arbeitsmarktes aber nicht soweit beschleunige, dass sich ein Zurückfahren der quantitativen Lockerungen abzeichne, dürfte die große Wende für den Greenback vorerst ausbleiben, schrieb sie in einem aktuellen Marktkommentar.

Früheren Angaben zufolge beabsichtigt der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, die lockere Geldpolitik der Fed erst dann zurückzufahren, wenn die Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent gefallen ist. Das dürfte nach Ansicht der meisten Marktteilnehmer noch eine Weile dauern - im April lag sie bei 7,5 Prozent.

Mit aller geldpolitischer Macht

Mit dem kurzfristigen Lichtblick am US-Arbeitsmarkt gewinnt die Abwertung des Yen weiter an Fahrt: Die guten US-Arbeitsmarktzahlen wirken am Devisenmarkt nach und stützen den Dollar. Der Greenback hält sich über der Schwelle von 100 Yen, diese hatte er am Donnerstag erstmals seit April 2009 überwunden.

Damit hat die japanische Währung seit Jahresbeginn 15 Prozent gegenüber dem Dollar eingebüßt. Der Yen ist seit Ende 2012 auf Abwärtskurs, seitdem Ministerpräsident Shinzo Abe angekündigt hatte, das Land aus der Deflation zu führen, und die Notenbank die Geldpolitik weiter gelockert hatte. Die Währungshüter hatten erst Anfang April angekündigt, in weniger als zwei Jahren 1,4 Billionen Dollar in den Kreislauf pumpen zu wollen - vor allem über den Ankauf von Staatsanleihen, börsengehandelten Indexfonds und Immobilienfonds. Der Leitzins spielt dagegen vorerst keine Rolle mehr.

Auswirkungen am Bond-Markt

Jetzt, wo die 100-Yen-Marke durchbrochen sei, dürfte der nächste Widerstand erst wieder bei 105 Yen liegen, prognostizierte Kathy Lien von BK Asset Management in New York. Marktbeobachter gehen davon aus, dass japanische Investoren wegen der rückläufigen Renditen bei den Staatsanleihen des Landes verstärkt auf US-Staatstitel umschwenken könnten, was den Yen weiter belasten dürfte. Daten der Regierung zeigten am Freitag bereits, dass die heimischen Investoren in den vergangenen zwei Wochen verstärkt bei ausländischen Bonds zugegriffen haben.

Am Donnerstag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Referenzkurs für den Euro auf 1,3142 Dollar festgelegt. Der Dollar kostete damit 0,7609 Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/jga/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen