Marktberichte

Debatte über Negativzinsen Euro richtet sich an Draghi auf

(Foto: REUTERS)

Spekulationen über einen negativen Einlagezins ziehen dem Euro den Boden unter den Füßen weg. Erst bei der 1,34er Marke stoppt der Fall. Doch die Gemeinschaftswährung erhält ein bisschen Hilfe.

Der Euro pendelt sich nach bewegtem Verlauf bei der Marke von 1,3462 Dollar ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3472 Dollar fest. Der Greenback kostete damit 0,7423 Euro.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Im frühen Handel war die Gemeinschaftswährung noch kurzzeitig unter die Marke von 1,34 Dollar gefallen. Stützung erfuhr sie dann von der EZB. Deren Chef Mario Draghi wies Spekulationen über einen negativen Zins im Euro-Raum zurück. "Bitte schließen Sie nicht aus dem was ich heute sage auf die Möglichkeit negativer Einlage-Zinsen", sagte er. Das Thema sei zwar bekannterweise auf der jüngsten Zinssitzung angesprochen worden. "Doch seither gibt es nichts Neues", fügte Draghi hinzu.

"Draghi wird aber einen Teufel tun, sich in der derzeitigen Inflationierung von Zentralbankreden weit aus dem Fenster zu lehnen", meint ein Händler. Nachhaltige Effekte dürften von Draghi deshalb nicht ausgehen.

Bundesbank horchte sich bereits um

Grund für die Schwäche zuvor waren Meldungen, die EZB erwäge, den Einlagezins auf minus 0,1 Prozent von derzeit 0,0 Prozent zu senken. Mit einem Strafzins könnten Banken dazu angeregt werden, mehr Kredite zu vergeben statt das Geld bei der EZB zu deponieren. Gegner fürchten, dass die Geldhäuser die Kosten auf die Kunden abwälzen.

Wie aus Bankenkreisen verlautete, hat sich die Bundesbank vor rund einem halben Jahr bei Geldhäusern umgehört, ob diese technisch für einen negativen Einlagezins gerüstet seien. Einige haben bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen. Beispiel Commerzbank: "Wir haben bereits im letzten Jahr die notwendigen Anpassungen vorgenommen, um auch negative Zinsen in unseren Handels- und Treasury-Systemen, aber auch in den Risiko- und Finanzanwendungen bearbeiten zu können", sagte eine Sprecherin der zweitgrößten deutschen Bank.

"Wir sind nun so aufgestellt, dass wir damit umgehen können", hieß es in einer weiteren deutschen Großbank. In einem anderen großen Geldhaus verweist man darauf, dass der negative Einlagezins eine "komplexe Angelegenheit" sei. "Wir brauchen eine Ansage der EZB", hieß es weiter. Die Bundesbank wollte sich nicht dazu äußern, ob sie sich bei den Instituten umgehört habe.

Geldhändler verweisen darauf, dass es in der Euro-Zone keine Erfahrung mit negativen Zinsen gibt. Im angrenzenden Dänemark wälzten die Institute den Strafzins für bei der Zentralbank geparktes Geld allerdings umgehend auf ihre Kunden ab. Die Folge: Steigende Kosten für Verbraucherkredite. Zugleich bereitet ein negativer Zins Banken Probleme, die ihre hausinternen IT-Systeme nicht rechtzeitig auf den unter null liegenden Wert anpassen.

Wait-and-see-Modus

Umgekehrt hatte der Dollar Rückenwind von neuen Aussagen der US-Notenbank erhalten. Laut Fed-Protokoll diskutierten die US-Währungshüter auf ihrer Sitzung Ende Oktober darüber, das 85 Milliarden Dollar schwere Kaufprogramm in den "kommenden Monaten" zu drosseln. Zudem haben die Ratsmitglieder eine umfangreiche Diskussion darüber geführt, wie das Ziel erreicht werden kann, die kurzfristigen Zinsen niedrig zu halten, auch lange nachdem das Kaufprogramm beendet ist.

Nach Meinung aus dem Handel haben die Aussagen allerdings nur wenig mehr Klarheit darüber gebracht, wann die Fed mit dem Einstieg in den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik beginnt. Die US-Notenbank sei weiter in einem "Wait-and-See-Modus", so ein Teilnehmer. Man wolle erst weitere Konjunkturdaten abwarten, um dann eine Entscheidung zu treffen, wann eine Drosselung der Wertpapierkäufe beginnen soll.

Australien erwägt Abwertung

Euro / Australischer Dollar
Euro / Australischer Dollar ,00

Unter Druck geriet derweil der Australische Dollar. Hintergrund sind Aussagen von Zentralbank-Gouverneur Stevens, wonach Interventionen eine Option zur Abwertung der Währung seien. Der Kurs des australischen Dollar sei zu hoch, sagte Stevens. Er warnte, dass ein starker und anhaltender Anstieg des Wechselkurses zu signifikanten strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft führen könnten, wozu auch eine höhere Arbeitslosigkeit gehören könne.

Auch wenn die Notenbank in den vergangenen fünf Jahren von Interventionen abgesehen habe, gehörten diese weiterhin zum Instrumentarium der RBA. "Unsere Position bleibt, dass Interventionen am Devisenmarkt, wenn sie zum rechten Zeitpunkt vernünftig eingesetzt werden, effektiv und hilfreich sein können," sagte Stevens.

Zum US-Dollar fällt die Währung auf ein Zweimonatstief von 0,9258. Als nächste Unterstützung wird 0,9233 genannt. Zum britischen Pfund sinkt der Austral-Dollar auf ein Siebenwochentief von 1,7380, zum kanadischen Dollar auf eine Sechswochentief von 0,9693. Auch zum Yen gibt er von 93,60 auf 93,30 nach, wobei diese Bewegung schwächer als gegenüber anderen Währungen ausfällt, da der Yen selbst unter Druck steht.

Auch Rubel könnte abgewertet werden

Mit Blick auf Russland teilte die Alfa Bank mit, dass das langsame Wirtschaftswachstum und die sich eintrübenden Konjunkturaussichten einer Abwertung der Landeswährung Rubel den Weg bereiteten. Die Bank sieht den Dollar zum Ende des kommenden Jahres bei 35 Rubel. Bislang war sie von 34 Rubel ausgegangen. Aktuell kostet der Dollar 32,95 Rubel.

Das Bekenntnis der russischen Zentralbank, ab 2015 ein konkretes Inflationsziel anzustreben, verschaffe der Währung mehr Spielraum. Ein schwächerer Rubel würde überdies der russischen Wirtschaft zugute kommen. Nach dem Ende der Olympischen Winterspiele in Sotschi dürfte ein schwächeres Wirtschaftswachstum in Verbindung mit saisonbedingten Zahlungsbilanzeffekten und einer geringeren Bereitschaft, den Rubel zu stützen, die Abwertung der russischen Währung beschleunigen, prognostiziert Alfa.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ

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