"Der EZB muss man alles zutrauen" Euro ringt mit der 1,34
08.02.2013, 15:45 Uhr
Stärker als beabsichtigt: Japans Finanzminister Taro Aso treibt den Yen.
(Foto: REUTERS)
Nach der milden Verbalintervention des europäischen Zentralbankchefs gleitet der Kurs der Gemeinschaftswährung zitternd zurück in alte Bahnen. In Japan muss sich der Yen noch von einer deutlich gröberen Aussage erholen.
Die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi zum Euro-Wechselkurs setzen der Gemeinschaftswährung weiter zu. Am frühen Nachmittag notiert der Euro zu Wochenschluss bei 1,3393 Dollar und damit nur noch knapp unter dem New Yorker Vortagesschluss von 1,3396 Dollar.
Draghi hatte nach der Zinssitzung des EZB-Rats angekündigt, die jüngste Aufwertung des Euro genau zu beobachten. "Die Äußerungen des EZB-Chefs mündeten offensichtlich in verstärkten Zinssenkungserwartungen", schrieb Helaba-Analyst Ralf Umlauf in einem Kommentar. Der Euro war nach der Pressekonferenz auf ein Zwei-Wochen-Tief von 1,3369 Dollar gefallen.
Nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann fiel die Reaktion auf Draghis Aussagen nur deshalb so heftig aus, "weil man in der Post-Krisen-Ära der EZB alles zutrauen muss". Die Marktreaktion sei vielleicht nicht angemessen, aber verständlich gewesen. Am Rentenmarkt kam der Bund-Future kaum vom Fleck. Der Terminkontrakt notierte nahezu unverändert bei 142,81 Punkten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) errechnete bei der Festlegung der täglichen Referenzkurse am Freitagnachmittag einen Wechselkurs von 1,3374 US-Dollar für den Euro. Ein Euro entspricht außerdem 123,52 Yen, 0,84635 Pfund Sterling und 1,2282 Schweizer Franken.
Absage an Hollandes Wechselkurspläne
Die Bundesregierung sprach sich unterdessen strikt gegen eine aktive Wechselkurspolitik der EZB zur Steuerung des Euro-Kurses ausgesprochen. Ein Regierungssprecher sagte, die Regierung sei der Auffassung, dass Wechselkurse die ökonomischen Fundamentaldaten widerspiegeln sollten: "Flexible Wechselkurse sind dafür am besten geeignet." Er betonte: "Grundsätzlich ist die Wechselkurspolitik ohnehin kein geeignetes Mittel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften."
Frankreichs Präsident Francois Hollande hatte das Thema am Dienstag auf die Tagesordnung gesetzt, indem er eine aktive Wechselkurspolitik für den Euro gefordert hatte. Der deutsche Regierungssprecher sagte, der Euro sei im historischen Vergleich nicht überbewertet. Die jüngste Aufwertung des Euro sei lediglich eine Gegenbewegung zu der massiven Abwertung im Zuge der Euro-Staatsschuldenkrise. Der jetzige Euro-Kurs zeige, dass das Vertrauen in den Euro-Raum an den Finanzmärkten zurückkehre.
Tokio entgleitet die Geldpolitik
Während in der Eurozone noch um die Unabhängigkeit der Notenbank gerungen wird, muss sich die Regierung in Tokio darum bemühen, die Auswirkungen ihrer indirekten Einflussnahme zu begrenzen. Japans Finanzminister Taro Aso sorgte vor dem Wochenende für Aufsehen mit der Aussage, die jüngste Abwertung der heimischen Währung sei deutlicher ausgefallen als beabsichtigt. Der Yen gewann daraufhin deutlich an Stärke.
Der Dollar fiel auf bis zu 92,15 Yen nach 93,62 Yen am Vorabend. Der Euro geriet im fernöstlichen Handel ebenfalls unter Druck und sank auf 123,52 Yen nach 125,42 Yen.
Die japanische Währung war zum Dollar in den vergangenen Wochen auf bis zu 78 von 90 Yen gefallen, nachdem die japanische Notenbank auf Druck der Regierung die Geldpolitik gelockert hatte, um die Deflation zu bekämpfen und die Exportwirtschaft zu stärken. Neben den Aussagen von Aso erhielt der Yen auch Auftrieb durch einen Bericht, demzufolge Ministerpräsident Shinzo Abe in seinem eigenen Kabinett auf Widerstand bei der Ernennung eines neuen Notenbankpräsidenten stoßen soll.
Nach Abes Willen soll der Nachfolger des bisherigen Zentralbankchefs Masaaki Shirakawa die Geldpolitik weiter lockern, was den Yen weiter schwächen dürfte.
Quelle: ntv.de, AFP/DJ/rts