Devisen-Ausblick Euro ringt nach Luft
25.04.2010, 13:51 UhrDie sich immer weiter zuspitzende Krise um die griechischen Haushalts- und Refinanzierungsprobleme erreicht mittlerweile eine Dimension, die den Gemeinsamen Währungsraum an sich gefährdet. An eine nachhaltige Erholung des Euro ist vor diesem Hintergrund nicht einmal zu denken.
Immerhin könnte die Einigung zwischen Athen und der EU sowie dem IWF auf ein an harte Bedingungen und strenge Überwachungen gebundenes Rettungspaket kurzfristig für etwas nachlassenden Abgabedruck sorgen.
Unmittelbar danach würde sich der Markt allerdings der nächsten Wackelkandidaten besinnen und die Gemeinschaftswährung abermals auf Talfahrt schicken. Besonders geeignet wäre hier zunächst Spanien, ein völlig anderes Kaliber als das vergleichsweise kleine Griechenland. Angriffsfläche böten die Iberer und ihr robust in die Immobilienentwickler des Landes investiertes Bankensystem allemal.
Laut den Kreditanalysten des UniCredit haben sie Darlehen über 325 Mrd Euro in dieses Segment vergeben. Die jährlich zu erbringenden Zinszahlungen daraus beliefen sich auf 15 Mrd Euro. Angesichts eines angeschlagenen Immobilienmarkts ein wohl kaum zu leistender Schuldendienst. Und auch die häufig praktizierte Rückzahlung mittels fertiggestellter Objekte dürfte angesichts sinkender Häuserpreise herausfordernd sein.
Rückzug aus spanischen Staatsanleihen
Einer Analyse der UBS zufolge haben die spanischen Kreditinstitute womöglich bereits damit begonnen, sich aus den Staatsanleihen des Landes zu verabschieden. Bereits im Januar und im Februar hätten sie im Gegensatz zu den Banken anderer Länder des Gemeinsamen Währungsgebiets netto Euro-Staatsanleihen verkauft. Insgesamt hätten die Häuser auf der iberischen Halbinsel die Bestände um 15,1 Mrd. Euro reduziert. Davon seien 2,3 Mrd. Euro auf spanische Schuldtitel entfallen.
"Dies ist das erste Mal seitdem die EZB bei ihren Tendergeschäften zur Vollzuteilung übergegangen ist, dass wir mehrere Monate in Folge Rückgänge bei den spanischen Beständen gesehen haben", schreiben die Analysten. Zwar sei diese Summe insgesamt vergleichsweise gering. Angesichts der wichtigen Rolle der spanischen Banken für die Nachfrage von Staatsanleihen des Landes könne allerdings bereits ein längeres Aussetzen der Käufe ein signifikantes Risiko für die Spreads auf spanische Schuldtitel bedeuten.
Im Schlussquartal des vergangenen Jahres hätten die Kreditinstitute immerhin rund 63 Prozent der spanischen Netto-Anleihe-Emission aufgenommen. Obwohl zwei Verkaufsmonate in Folge sicher noch keinen Trend etablierten, gelte es, auf weitere Anzeichen einer sinkenden Inlandsnachfrage zu achten.
Und angesichts der Tatsache, dass bereits die Probleme Griechenlands den Euroraum bis an die Zerreißgrenze belastet haben, könnte eine vergleichbare Krise in Spanien angesichts des weitaus höheren Einsatzes dem Gemeinsamen Währungsgebiet den Rest geben. Noch dazu hat die Glaubwürdigkeit der EZB unter der griechischen Tragödie gelitten, die Verlängerung der Ausnahmeregeln für Sicherheiten bei Tendergeschäften ist bei so manchem Beobachter als Sündenfall aufgefasst worden.
Wer in diesem Fall Rücksicht auf kleinere Länder nimmt, übt sie womöglich auch bei der Geldpolitik und verzögert eigentlich nötige Zinsanhebungen, um die Konjunktur in schwächeren Mitgliedsstaaten nicht abzuwürgen. Dies geschieht dann allerdings womöglich um den Preis höherer Inflationsraten. Im Deutschland, das aus guten historischen Gründen die Geldentwertung so fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, dürfte dies die Debatte über Sinn und Unsinn des Euro erst richtig entfachen.
Quelle: ntv.de, Jörg E. Jäger, DJ