Marktberichte

Bericht sorgt für Unruhe Euro sackt ab

(Foto: REUTERS)

Der Euro gibt am späten Abend seine Gewinne wieder ab. Grund ist ein Zeitungsbericht über eine mögliche Herabstufung Deutschland und weiterer "AAA"-Staaten durch Standard & Poor's. Die Gemeinschaftswährung sackt unter die Marke von 1,34 US-Dollar.

Der Euro hat am Montagabend deutlich nachgegeben und ist unter die Marke von 1,34 Dollar gefallen. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) will der "Financial Times" zufolge den Ausblick für alle 17 Mitglieder der Eurozone auf "negativ" setzen. Damit drohten auch den sechs bisher mit der Bestnote "AAA" versehenen Ländern Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Finnland und Luxemburg der Verlust ihres Topratings.

Die Gemeinschaftswährung fiel nach Bekanntwerden des Berichts unter 1,34 Dollar. Zuletzt notierte der Euro bei 1,3389 Dollar. Tagsüber habe die Hoffnung auf ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) vor ihrer Zinsentscheidung am Donnerstag der Währung noch geholfen, hieß es von Händlern. Die EZB hatte den Euro-Referenzkurs auf 1,3442 (Freitag: 1,3511) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,7439 (0,7401) Euro gekostet.

Stunden zuvor hatten die Devisenanleger noch positiv auf die italienischen Sparbemühungen reagiert. Sie würdigten das italienische Sparpaket als einen wichtigen Schritt in Richtung Haushaltskonsolidierung. Und sie setzten darauf, dass sich Angela Merkel und Nicolas Sarkozy bei ihrem Treffen auf eine gemeinsame Linie für den Euro-Gipfel Ende der Woche einigen.

"Man hat den Eindruck, dass in Italien jetzt eine einheitliche Linie gefahren wird, und das ist sehr positiv", sagte ein Händler. "Alle hoffen, dass vor Weihnachten noch der große Wurf gelingen könnte." Mit Blick auf den Euro-Gipfel Ende der Woche setzten Investoren darauf, dass von der Bundeskanzlerin und dem französischen Präsidenten eine "klare Ansage" über das weitere Vorgehen zur Bewältigung der Schuldenkrise komme. "Aber das Gefüge bleibt labil, das Misstrauen ist weiterhin hoch", schränkte der Händler ein.

Rendite italienischer Bonds fallen

Die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen ging bis auf 6,27 (spätes Vorwochengeschäft: 6,75) Prozent zurück. Die Risikoaufschläge italienischer Anleihen zur vergleichbaren Bundesanleihe fielen auf den niedrigsten Stand seit fünf Wochen, und auch die Kosten für eine Ausfallversicherung (CDS) verringerten sich.

Italiens Ministerpräsident Mario Monti hatte am Wochenende ein Sparpaket über insgesamt 30 Mrd. Euro vorgestellt. Das Paket beinhaltet eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, die Wiedereinführung der Immobiliensteuer und die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Zudem erhebt die Regierung eine Luxussteuer, und im Kampf gegen die Steuerhinterziehung sollen Bargeldzahlungen über 1000 Euro verboten werden.

Im Schlepptau der italienischen gingen auch die spanischen Renditen zurück. Zehnjährige Anleihen aus Madrid rentierten mit 5,258 (5,683) Prozent.

Was machen die Bubills?

Mit Erleichterung wurde eine Versteigerung unverzinslicher Schatzanweisungen (Bubills) des Bundes mit sechsmonatiger Laufzeit aufgenommen. Nach der verpatzten Auktion einer zehnjährigen Anleihe vor knapp zwei Wochen war diesmal die Nachfrage extrem hoch: Die Versteigerung war 3,8-fach überzeichnet. Die Durchschnittsrendite lag mit 0,0005 Prozent nahe Null. "Dies zeigt, dass die Auktion zehnjähriger Anleihen in den vorvergangenen Woche keine Trendwende war", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Bundesanleihen werden weiterhin als 'sicherer Hafen' gesehen. Trotz der Entspannung an den Finanzmärkten bleibt die Nachfrage nach Qualität hoch."   

Bundesanleihen gerieten angesichts der insgesamt eher risikobereiten Stimmung dennoch unter Abgabedruck, da Anleger ihre Gewinne realisierten. Zehnjährige Papiere rentierten mit 2,135 (2,087) Prozent.

Banken suchen EZB

Die Situation am europäischen Geldmarkt wird indes immer brenzliger. Die Übernacht-Einlagen bei der Europäischen Zentralbank sind zum Montag auf 333 Mrd. Euro von 314 Mrd. Euro angesprungen. Das ist der höchste Stand seit Juni 2010. Damals stand für die Banken erstmals die Rückzahlung hoher Ein-Jahres-Kredite der EZB an. Diese hatte das Institut auf dem Höhepunkt der Finanzkrise ausgegeben.

Das Volumen der von der EZB in Anspruch genommenen Übernacht-Kredite lag zum Montag bei 7 Mrd. Euro nach 8,6 Mrd. Euro. Auch diese Summe ist in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen. Beide Zahlen verdeutlichen die Vertrauenskrise am Geldmarkt: Die starken Häuser haben einen Liquiditätsüberschuss, aber statt ihr Geld an andere Institute zu verleihen, parken sie es lieber zu unattraktiven Zinsen bei der EZB.

Für eng mit den hochverschuldeten Staaten verbundene Institute wird es dagegen immer schwerer an Geld zu kommen, und ihnen bleibt nur der Weg zur EZB. "Daran zeigt sich ganz klar die Umverteilungsproblematik, die wir noch von der Pleite von Lehman kennen", sagte ein Händler.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts

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