Job-Daten aus den USA Euro sackt steil ab
09.03.2012, 15:00 Uhr
Europa laboriert an seinen Problemen, der Aufschwung in den USA gewinnt an Breite.
(Foto: dpa)
Der mit Spannung erwarteten Februar-Bericht aus dem US-Arbeitsmarkt sorgt an den Devisenmärkten für eine Neubewertung der Lage. Währungsstrategen sehen die US-Wirtschaft in einem neuen Licht. Der Euro verliert rapide an Wert.
Der Kurs des Euro ist nach Veröffentlichung des offiziellen Regierungsberichts zur Lage am US-Arbeitsmarkt im Februar scharf abgerutscht. Die US-Wirtschaft schuf im Februar überraschend mehr neue Stellen als erwartet. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 227.000, teilte das Arbeitsministerium in Washington mit. Im Vorfeld befragte Analysten hatten ein Plus von 210.000 erwartet. Im Januar und Dezember entstanden zudem 61.000 mehr Arbeitsplätze als zunächst gemeldet. Die Arbeitslosenquote blieb mit 8,3 Prozent auf einem Drei-Jahres-Tief.
"Der Arbeitsmarkt liefert einen weiteren Hinweis dafür, dass der Aufschwung an Breite gewinnt", sagte Ryan Sweet von Moody's Analytics. Seit August entstanden etwa eine Million neue Jobs. Das Tempo ist aber nicht hoch genug, um das Heer der fast 24 Millionen Arbeitslosen oder nur geringfügig Beschäftigten merklich zu reduzieren. Der Arbeitsmarkt sei "von Normalität noch weit entfernt", stellte Notenbankchef Ben Bernanke jüngst fest. Dazu sei mehr Wachstum notwendig.
Der Kurs des Euro ging zur Veröffentlichung der neuen US-Daten auf steile Talfahrt. Auf ihrem Weg nach unten durchbrach die Gemeinschaftswährung die Marke von 1,32 und verbilligte sich bis auf 1,3157 Dollar. "Der Ausblick für den Euro ist alles andere als rosig", sagte Devisenstrategin Jane Foley von der Rabobank. "Es besteht die Gefahr, dass die Schuldenkrise den Euro erneut aus der Bahn wirft."
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3191 (Donnerstag: 1,3242) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7581 (0,7552) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83595 (0,83865) britische Pfund, 107,93 (108,18) japanische Yen und 1,2053 (1,2050) Schweizer Franken fest.
"Zuletzt hat sich eine hohe Erwartungshaltung aufgebaut, die den Euro gestern gestützt hat", beschrieb Ralf Umlauf, Marktstratege bei der Helaba, die Lage in Europa. Er geht davon aus, dass mit der Aktivierung des Zwangsklauseln (CAC) ein Kreditereignis ausgelöst wird. So lange hierüber keine Klarheit bestehe, herrsche Verunsicherung. Der Branchenverband der Swap-Händler (ISDA) berät am Nachmittag darüber, ob die Umschuldung in Griechenland zum Auslösen der Kreditausfallversicherungen (CDS) führt. Angeblich soll Währungskommissar Olli Rehn sich in Kürze zu dem Anleihetausch äußern.
Der Preis für Gold brach mit den Konjunktursignalen aus den USA ebenfalls steil ein. Zuletzt kostete die Feinunze 1680,40 Dollar und damit gut ein Prozent weniger als am Vorabend. In London war die Feinunze zuvor mit 1699,50 Dollar fixiert worden nach einem Nachmittagsfixing von 1677,50 Dollar am Tag zuvor.
Neben dem Arbeitsmarktbericht fanden weitere Konjunkturdaten aus den USA Beachtung: Importe in Rekordhöhe haben im Januar das Defizit in der US-Handelsbilanz nach oben getrieben. Die Einfuhren übertrafen die Ausfuhren um rund 52,6 Mrd. Dollar, teilte das US-Handelsministerium mit. Dies ist das höchste Defizit seit Oktober 2008. Experten hatten nur mit 49 Mrd. Dollar gerechnet. Die Importe kletterten um 2,1 Prozent auf den bisherigen Höchststand von 233,4 Mrd. Dollar, vor allem die Einfuhren aus China legten kräftig um 4,7 Prozent auf 34,4 Mrd. Dollar zu. Die Exporte stiegen um 1,4 Prozent auf 180,8 Milliarden Dollar.
Das US-Handelsbilanzdefizit wird an den Märkten mit großer Aufmerksamkeit beobachtet. Weil die USA mehr konsumieren als sie produzieren, muss die Lücke durch massive Kapitalzuflüsse aus dem Ausland geschlossen werden. China ist der größte ausländische Schuldner der Vereinigten Staaten.
Quelle: ntv.de, dpa/rts