S&P-Warnung drückt Türkische Lira Euro sieht die 1,33 von unten
12.09.2013, 11:14 Uhr
(Foto: REUTERS)
Schlechte Nachrichten von der europäischen Konjunkturfront drücken den Eurokurs knapp unter 1,33 Dollar. Hintergründige Zweifeln am EZB-Zinsversprechen verhindern einen größeren Kursrutsch. Eine Hiobsbotschaft für die türkische Währung kommt von der Ratingagentur S&P.
Nach unerfreulichen Konjunkturdaten aus der Eurozone ist der Eurokurs etwas zurückgekommen. Trotzdem hält er sich in der Nähe von 1,33 Dollar. Am Freitag war er noch 2 US-Cent weniger wert. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,3288 Dollar gehandelt. Der Euro war am Mittwochnachmittag erstmals in diesem Monat über die Marke von 1,33 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch noch auf 1,3268 (Dienstag: 1,3240) Dollar festgesetzt.
Europäische Daten enttäuschen
Nach enttäuschenden Zahlen aus den Schwergewichtsländern Deutschland, Frankreich und Italien hat auch die Industrieproduktion in der gesamten Eurozone im Juli einen Dämpfer einstecken müssen. Der Ausstoß der Unternehmen ging im Vergleich zu Juni um 1,5 Prozent zurück, wie die Statistiker von Eurostat mitteilten. Analysten hatten hingegen einen leichten Anstieg um 0,1 Prozent erwartet.
Die Juli-Daten trüben das Bild des einsetzenden Aufschwungs im zweiten Halbjahr und ein Ende der langen Malaise der Euro-Wirtschaft. Im Juni hatte der Sektor noch Hoffnung gemacht, der Ausstoß war gegenüber dem Vormonat um revidiert 0,6 Prozent gesteigert worden.
Der deutliche Rückgang zieht sich über die ganze Breite der industriellen Fertigung. Die Herstellung von Investitionsgütern sank um 2,6 Prozent, während bei den Gebrauchsgütern 2,2 Prozent weniger die Fabrikhallen verließen. Die Stromproduktion wurde um 1,6 Prozent gedrosselt.
Die stärksten Einbußen meldeten Irland mit minus 8,7 Prozent und Malta mit minus 6,7 Prozent. Deutschland liegt mit einem Rückgang um 2,3 Prozent im Mittelfeld der Verlierer. In Italien ergab sich ein Minus von 1,1 Prozent.
Auch im Jahresvergleich liefert die Industrie des Euroraums keine guten Nachrichten. Gegenüber Juli 2012 fiel die Produktion um 2,1 Prozent. Hier war nur ein Minus von 0,2 Prozent erwartet worden. Der Blick auf die gesamte EU zeigt für Juli, dass die Fertigung auf Monatssicht um 1,0 und auf Jahressicht um 1,7 Prozent gesunken ist.
Italien zahlt wieder höhere Zinsen
Italien wartete gleich auch noch mit einer zweiten schlechten Nachricht auf: Wegen der drohenden Regierungskrise musste das Land Investoren erneut mehr Zinsen bieten, um sich am Kapitalmarkt mit Geld eindecken zu können.
Die Renditen für dreijährige Staatsanleihen kletterten auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr. Die Durchschnittsrendite für die Papiere mit einer Laufzeit bis November 2016 erhöhte sich auf 2,72 Prozent nach 2,3 Prozent im Juli. Es wurden Bonds im Volumen von insgesamt vier Milliarden Euro begeben. Die Prämie liegt dennoch deutlich unter den Höchstständen von mehr als fünf Prozent, die das Land vergangenen Sommer berappen musste.
Auch die Renditen für neue, 15-jährige Anleihen kletterten so hoch wie seit März 2013 nicht mehr. Hintergrund für die höheren Risikoaufschläge ist die instabile politischen Lage - die Entscheidung über die Zukunft des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hängt weiter in der Luft. Sollte Berlusconi aus dem Parlament ausgeschlossen werden, könnte die Regierung platzen.
Hintergründige Zinszweifel
Die Commerzbank gab sich tendenziell etwas optimistischer für den Eurokurs. Die Experten erklärten den derzeitigen Eurokurs um die 1,33 Dollar in einem Kommentar damit, dass Zweifel an der sogenannten "Forward Guidance" der Europäischen Zentralbank (EZB) (also dem Versprechen andauernd niedriger Zinsen) die europäische Einheitswährung haben steigen lassen. Der Blick der Marktteilnehmer sei vollkommen auf die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks gerichtet.
So lange sich positive Konjunkturüberraschungen fortsetzen, dürfte der Markt auch Zweifel am Zinsversprechen der EZB hegen. Auf der anderen Seite dürften die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA kaum noch einen Spekulanten, der auf ein Auslaufen der Quantitativen Lockerung setze, hinter dem Ofen vorlocken. Der letzte Arbeitsmarktbericht sei so enttäuschend ausgefallen, dass der Markt die nicht so schnell verdauen werde.
Türkische Lira gibt nach
Eine Warnung der Ratingagentur S&P vor einer schlechteren Bonitätsbewertung der Türkei hat Investoren vorsichtiger werden lassen. Die türkische Währung notierte etwas schwächer: ein Dollar war für 2,024 (spätes Vortagesgeschäft: 2,01) türkische Lira zu haben. Händler sagten, auch die Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits im Juli die Währung belaste. Vor einer Woche war die Lira auf ein Rekordtief bei 2,084 gefallen.
Der türkische Aktienmarkt gab ebenfalls nach, der Leitindex lag 0,2 Prozent im Minus. Damit entwickelte er sich im Trend der europäischen Börsen.
S&P hat die Türkei wegen ihrer wirtschaftlichen und politischen Lage vor einer schlechteren Bewertung gewarnt. Zwar ließ die Agentur die Bonitätsnote unverändert bei "BBB" mit einem stabilen Ausblick. In einem Bericht über die Schwachstellen von Schwellenländern im europäischen Raum konstatierte S&P aber: "Nach unserer Einschätzung ist der wirtschaftliche Ausblick insbesondere für die Türkei unsicher."
Quelle: ntv.de, ddi/DJ