Zu viel Schuldenkrise auf einmal Euro gerät ins Taumeln
18.04.2011, 18:30 UhrFest im Griff der Schuldenkrise ist dem Euro zu Wochenbeginn die Luft ausgegangen. Die wachsenden Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands und die Sorge vor langwierigen Verhandlungen über das portugiesische Rettungspaket ließen die Gemeinschaftswährung bis auf 1,4206 Dollar fallen. Für einen kurzen Ausreißer nach oben sorgte am Nachmittag die Ratingagentur S&P, als sie der weltgrößten Volkswirtschaft USA mit dem Entzug der Top-Bonitätsnote drohte. Der Euro schaffte es kurzzeitig bis auf 1,4340 Dollar, bröckelte dann aber wieder ab. "Das angedachte Downgrade für die USA hat dem Euro kurz nach oben geholfen, aber letzten Endes zählen die Probleme vor der eigenen Haustür mehr", sagte ein Händler. Zum Höchstkurs der vergangenen Woche hat der Euro inzwischen gut 3 Cent verloren.
Die tagelangen Debatten darüber, wie Griechenland seine Schulden in den Griff bekommt, sind am Montag unter anderem durch Aussagen aus deutschen Regierungskreisen weiter angeheizt worden. Teile der Bundesregierung gingen davon aus, dass Griechenland es nicht ohne Umschuldung über den Sommer schaffe, hieß es aus den Kreisen. "So eine Aussage wird ernst genommen", sagte ein Händler. "Auf einzelne politische Stimmen, die immer nur dementieren, hört der Markt nicht mehr, da haben die Politiker ordentlich an Glaubwürdigkeit verloren."
Diese Einstellung war auch am Rentenmarkt spürbar: Die zehnjährigen griechischen Anleihen fielen um mehr als zwei Punkte auf 58,89 Zähler und rentierten mit über 14 Prozent. Zweijährige Papiere rentierten sogar zeitweise über 20 Prozent und damit so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro.
Portugals Rettung hängt an den Finnen
Neben der Umschuldungsdiskussion sorgte auch der Wahlerfolg der Euroskeptiker in Finnland für neue Unsicherheit. Investoren befürchten, dass nun bereits ausgehandelte Rettungspakete zur Disposition gestellt und die Verhandlungen mit Portugal erschwert werden könnten. In Finnland entscheidet das Parlament über die Zustimmung zu den milliardenschweren Rettungspaketen, und die "Wahren Finnen" sind nun zur drittstärksten Kraft aufgerückt. Sie haben sich bereits klar gegen Hilfen für Portugal ausgesprochen.
Am Markt wurden Befürchtungen laut, dass bei einem Ausscheren Finnlands auch andere Staaten aus der Solidargemeinschaft aussteigen könnten. Zehnjährige portugiesische Anleihen wurden abgestoßen und rentierten in der Spitze mit 9,447 Prozent so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro. Auch die spanischen Papiere gerieten wieder erheblich unter Druck. Die Rendite stieg auf 5,687 Prozent, blieb damit aber deutlich unter den Höchstständen vom Januar. "Im Moment kann Spanien noch eigenständig über sein Schicksal bestimmen, es ist nicht komplett dem Markt ausgeliefert", erläuterte Volkswirt Colin Ellis von BVCA.
Als Fels in der Brandung behaupteten sich die deutschen Staatsanleihen. Sicherheitsorientierte Anleger trieben die zehnjährige Bundesanleihe nach dem gesenkten Ausblick für die USA um 92 Ticks nach oben auf 93,70 Zähler, die Rendite lag bei 3,283 Prozent. Die zehnjährigen US-Papiere gaben zunächst nach, notierten am späten Nachmittag aber nahezu unverändert und rentierten mit 3,4246 Prozent. "Das war ein starker Warnschuss von S&P, dass das Dreifach-A-Rating nicht in Stein gemeißelt ist", sagte Analyst Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank. "Der Dollar ist und bleibt aber Weltleitwährung, und deshalb werden auch US-Treasuries weiter ihre Käufer finden."
Quelle: ntv.de, rts