Marktberichte

Bundesbank und China-Fonds Euro springt an

Die chinesische Zentralbank in Peking: Europa und die USA sind auf Hilfe von Außen angewiesen. Der IWF und die "Peoples Bank of China" (PBoC) bieten sich an.

Die chinesische Zentralbank in Peking: Europa und die USA sind auf Hilfe von Außen angewiesen. Der IWF und die "Peoples Bank of China" (PBoC) bieten sich an.

(Foto: REUTERS)

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Euro profitiert von Aussagen der Bundesbank zu bilateralen Kredite an den IWF. Die grundsätzliche Bereitschaft zur Vergabe der Kredite wird positiv zur Kenntnis genommen. Gut kommen auch Gerüchte um einen Milliardenfonds an, den China angeblich für Europa und die USA plant.

Der Euro macht bis Freitagmittag einen Satz nach oben gegen den Dollar und notiert über der Marke von 1,34 US-Dollar. Auslöser für die Bewegung sind Aussagen der Bundesbank über mögliche bilaterale Kredite an den IWF. Nachdem Mario Draghi anlässlich der EZB-Sitzung am Vortag zunächst für Enttäuschung an den Märkten sorgte, keimt nun doch wieder größere Hoffnung über ein stärkeres Engagement der Zentralbanken in der Schuldenkrise auf.

Die Briten spielen wie erwartet nicht mit: David Cameron in Brüssel.

Die Briten spielen wie erwartet nicht mit: David Cameron in Brüssel.

(Foto: AP)

Über eine solche Maßnahme sei zuletzt schon häufiger spekuliert worden, heißt es von einem Händler. Allerdings zeichneten sich hier nun konkrete Schritte ab. Laut der Bundesbank werden mit der Bundesregierung bereits Gespräche über die Modalitäten geführt. Am Morgen hatten die vorläufigen Ergebnisse des EU-Gipfels in Brüssel noch für Ernüchterung gesorgt und die Einheitswährung zeitweise unter die Marke von 1,33 US-Dollar gedrückt.

Zwar seien wenigstens von den Euro-Mitgliedsländern Schritte zu einer Fiskalunion und Schuldenbremsen vereinbart worden, heißt es. Die Gefahr weiterer Bonitäts-Abstufungen durch die Rating-Agenturen sei dennoch gestiegen. Neue Impulse könnten am Nachmittag aus den USA kommen, so vom Michigan-Index für das US-Verbrauchervertrauen und der Handelsbilanz.

Geld für Europa und USA

Rückenwind kam auch von der Aussicht auf verstärkte chinesische Investitionen. Man müsse aber abwarten, ob sich hinter den geplanten China-Fonds etwas fundamental neues verberge, sagte ein Frankfurter Aktienhändler. "Vielleicht schichten die Chinesen ihr Geld auch einfach nur um. Der Markt nimmt das aber erst einmal positiv auf."

Schon wieder eine lange Nacht in Brüssel: Jose Manuel Barroso und Herman Van Rompuy (r.).

Schon wieder eine lange Nacht in Brüssel: Jose Manuel Barroso und Herman Van Rompuy (r.).

(Foto: AP)

Die chinesische Zentralbank will nach Angaben von Insidern zwei Fonds im Gesamtvolumen von 300 Mrd. Dollar auflegen, um verstärkt in Europa und den USA zu investieren. Dazu solle ein neues Investmentvehikel geschaffen werden, unter dessen Dach die beiden Fonds verwaltet werden sollen, sagte mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ziel der beiden Fonds sei es, noch stärker im Ausland zu investieren und dabei höhere Renditen zu erzielen. Erste personelle Entscheidungen seien schon gefällt worden. Die genaue Ausgestaltung sei aber noch in der Diskussion.

Gipfel-Beschlüsse

In der Nacht hatten sich die EU-Regierungen darauf verständigt, dass für die 17 Euro-Staaten künftig verschärfte Sparauflagen gelten sollen, deren nationale Umsetzung unter anderem von Europäischen Gerichtshof überprüft werden wird. Zudem soll die Einleitung eines Strafverfahrens gegen Defizitsünder vereinfacht werden. Der Versuch eine Einigung aller 27 EU-Staaten über die Änderung der EU-Verträge zu erreichen, scheiterte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und EZB-Präsident Mario Draghi begrüßten die Beschlüsse des EU-Gipfels dennoch als sehr wichtige Schritte zur Stabilisierung der Eurozone. "Wir werden eine neue Fiskalunion in der Eurozone schaffen", sagte Merkel nach dem Ende der Verhandlungen. Auch Draghi sprach von einem sehr guten Ergebnis. Man werde nun die bilateralen Kredite an den IWF prüfen, damit dieser der Eurozone stärker helfen könne, fügte Merkel hinzu.

Experten skeptisch

Eine EU-Vertragsänderung im Rahmen der 27 Staaten scheiterte vor allem an Großbritannien. Bis März soll nun ein Vertrag mit mehr als 20 der 27 EU-Staaten geschlossen werden, in dem diese sich zu einer sehr viel größeren Haushaltsdisziplin und härteren Kontrollen verpflichten.

Trotz der Beschlüsse zeigten sich Devisen-Experten mit Blick auf die Schuldenkrise der Eurozone weiterhin skeptisch. "Ich denke, es ist noch ein weiter Weg hin zu einer Lösung und das Risiko einer Enttäuschung in den weiteren Verhandlungen bleibt hoch", sagte Annette Beacher vom kanadischen Finanzdienstleister TD Securities.

Auch die Experten des Bankhauses HSBC Trinkaus sehen in den Beschlüssen der vergangenen Nacht "wohl keinen Befreiungsschlag". Es bleibe fraglich, ob die angestrebte Lösung der 17 Eurostaaten und von sechs weiteren Staaten der Europäischen Union zu einer Beruhigung an den Finanzmärkten führen werde. Die Details der ausgehandelten Lösung dürften in den kommenden Wochen ebenso kritisch von den Finanzmarktteilnehmern begleitet werden wie die praktische Umsetzung der Beschlüsse, hieß es weiter bei der HSBC Trinkaus.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa/rts

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