Bond-Erfolge für Rom und Madrid Euro steigt über 1,25 Dollar
28.08.2012, 17:30 Uhr
"Ein Einlenken Weidmanns ist aufgrund der Art seiner Kritik mehr oder weniger ausgeschlossen."
(Foto: dpa)
An den Devisenmärkten löst die reibungslose Kreditaufnahme zweier Euro-Staaten Erleichterung aus: Der Kurs der Gemeinschaftswährung zieht deutlich an. Eine EZB-Kennzahl signalisiert steigende Inflationsrisiken.
Vor der Ende der Woche beginnenden Notenbankerkonferenz in Jackson Hole haben sich die Investoren am Devisenmarkt nur in Maßen nach vorne gewagt. Die Gemeinschaftswährung kletterte am Dienstag - angetrieben von positiv aufgenommenen Anleihe-Auktionen Spaniens und Italiens - zwar bis auf 1,2573 Dollar nach rund 1,25 Dollar im New Yorker Vortagesgeschäft. Doch die psychologisch wichtige 1,26-Dollar-Marke blieb vorerst unerreicht.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2548 (Montag: 1,2530) Dollar fest. Zu anderen wichtigen Währungen hatte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,79470 (0,79244) britische Pfund, 98,59 (98,71) japanische Yen und 1,2010 (1,2010) Schweizer Franken festgelegt.
"Dass der Euro nicht weiter nach oben geht, liegt vor allem an der Unsicherheit rund um das Treffen in Jackson Hole", sagte Adam Myers, Währungsstratege bei der Credit Agricole. Anleger erhoffen sich von dem Treffen neue Hinweise auf das weitere geldpolitische Vorgehen der US-Notenbank Fed.
"Wer schon für Freitag auf das Anleihenkaufprogramm QE setzt dürfte enttäuscht werden", prognostizierte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Meinungsunterschiede im Offenmarktausschuss und die noch unklare Datenlage sprächen eher dafür, dass Fed-Chef Ben Bernanke "sich bedeckt hält und erst den Arbeitsmarktbericht für August abwartet". Sollte die Fed mit einer erneuten geldpolitischen Lockerung auf sich warten lasse, dürfte es an den Devisenmärkten vor allem für den Dollar bergauf gehen.
Freundlich stimmte die Euro-Anleger die erfolgreich verlaufenen Auktionen Spaniens und Italiens. Die Investoren seien erleichtert, sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. "Die Renditen gehen zurück, die gewünschten Volumina wurden abgesetzt", ergänzte Sebastian von Koss, Analyst bei HSBC Trinkaus. "Das dürfte vor allem auf die Spekulationen auf anstehende Bond-Käufe der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen sein, das hilft natürlich den Peripherie-Staaten."
Der Draghi-Effekt stützt
EZB-Präsident Mario Draghi hatte nach der Ratssitzung Anfang des Monats signalisiert, dass die EZB zu Anleihekäufen der Euro-Sorgenkinder grundsätzlich bereit ist. Investoren setzen seitdem darauf, dass eine Lösung der Schuldenprobleme in der Währungsunion näher rückt.
Die Rendite der zweijährigen italienischen Nullzins-Bonds lag bei der Auktion bei 3,06 Prozent, der niedrigsten Wert seit März. Spanien verkaufte Geldmarktpapiere und sammelte dabei rund 3,6 Mrd. Euro ein. Geplant war eine Spanne von 2,5 bis 3,5 Mrd. Euro. Bei der Auktion von Bonds mit drei Monaten Laufzeit fiel die durchschnittliche Rendite kräftig auf 0,946 von 2,43 Prozent im Juli. Die Rendite bei Sechs-Monats-Papieren sank auf 2,026 Prozent von 3,69 Prozent.
Gerüchte im Markt
Angetrieben wurde der Euro laut Händlern auch dadurch, dass eine große, nicht näher benannte US-Investment-Bank eine Euro/Dollar-Option gekauft haben soll, mit der sie auf eine steigende Gemeinschaftswährung setzt.
Relativ gelassen nahmen die Investoren die Tatsache auf, dass EZB-Präsident Mario Draghi seine Teilnahme an Notenbankerkonferenz in Jackson Hole überraschend abgesagt hat. "Ich glaube nicht, dass man daraus etwas ablesen kann. Draghi könnte dort voraussichtlich nichts sagen, was über seine bisherigen Äußerungen hinausgeht", sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Draghi hatte am Samstag bei dem Treffen in den USA eine Rede halten wollen.
Bundesanleihen gefragt
"Der September wird für den Devisenmarkt ein entscheidender Monat, da eine Reihe wichtiger Treffen anstehen", hieß es in einem Analystenkommentar von Barclays. Wie die EZB ihre Geldpolitik künftig gestalten wird, dürften die Anleger in der kommenden Woche erfahren, wenn der Rat zu seiner Zinssitzung zusammenkommt. In Jackson Hole in den Rocky Mountains trifft sich seit 35 Jahren immer Ende August die Zentralbankerelite der Welt, um in der Abgeschiedenheit der Berge über Probleme der Weltwirtschaft zu beraten und Ideen auszutauschen.
Bundesbankchef hatte sich am Wochenende offen gegen ein von Notenbankchef in Aussicht gestelltes neues Anleihenkaufprogramm ausgesprochen. Das sei "zu nah an einer Staatsfinanzierung durch die Notenpresse", so Weidmann. "Die nun offene Konfrontation birgt für die EZB erhebliche Risiken", schrieb die Commerzbank. "Diese Unsicherheit dürfte den Euro belasten, denn ein Einlenken Weidmanns ist aufgrund der Art seiner Kritik mehr oder weniger ausgeschlossen und der Euro zuletzt durch die Erwartung eines Eingreifens der EZB unterstützt."
EZB-Direktoriumsmitglied versuchte inzwischen, Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank zu zerstreuen. Die EZB werde nur innerhalb ihres Mandats operieren, versicherte Asmussen am Montagabend in Richtung von Weidmann und anderer Kritiker.
Eine andere Sichtweise der Entwicklung brachte Marktbeobachter Hendrik Leber bei n-tv ins Spiel. Im Hintergrundgespräch mit Börsenkorrespondent Frank Meyer beschrieb er eine "Abkopplung" der Märkte von den "Verlautbarungen der Politik". Am Beispiel des Euro wies er auf die historische Chance hin, dass staatliche Verschuldungspolitik erstmals nicht durch Inflation oder andere einschneidende Maßnahmen korrigiert werden müsste. Die Märkte hätten gelernt, die Politik zu disziplinieren, erklärte Leber. .
Zehnjährige Bonds aus Madrid und Rom
Am Rentenmarkt prägte am Dienstag die anhaltende Unsicherheit über mögliche Eingriffe der EZB das Geschehen: Die Renditen für zehnjährige italienische und spanische Anleihen kletterten auf 5,818 (Vortag: 5,715) Prozent beziehungsweise 6,501 Prozent (Vortag: 6,415) Prozent. Gefragt waren die gern als sicherer Hafen angesteuerten Bundesanleihen. Die Kurse stiegen, entsprechend fielen die Zinsen auf bis zu 1,330 Prozent nach 1,350 Prozent am Vortag.
Frische Kennzahlen aus den Erhebungen der EZB lieferten Experten am Vormittag neue Anhaltspunkte zur Lage im Währungsraum: Die Summe der Bankkredite an Firmen und Privathaushalte der Eurozone ist demnach im Juli nicht weiter geschrumpft. Das Kreditvolumen legte im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht um 0,1 Prozent zu, teilte die EZB mit. Analysten waren von einem Minus von 0,3 Prozent ausgegangen.
Das Wachstum der für die Zinspolitik der EZB wichtigen Geldmenge M3 lag dagegen bei 3,8 (Juni: 3,2) Prozent und damit weit über dem von den Analysten erwarteten Wert von 3,2 Prozent. Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (Mai bis Juli) erhöhte sich M3 um 3,4 (3,0) Prozent. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit. Ein stark wachsende Geldmenge signalisiert .
In London wurde der Preis für die Feinunze Gold am Nachmittag mit 1668,00 (Vortag: 1667,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 41 860,00 (41 960,00) Euro.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts