Dollar-Status "angekratzt" Euro tanzt um die 1,50
22.10.2009, 17:09 UhrTrotz fallender Aktienkurse bleiben die Anleger am Donnerstag am Devisenmarkt dem Euro treu. Die Gemeinschaftswährung notiert am Nachmittag in der Nähe der Marke von 1,50 Dollar.
Der Kurs des Euro ist am Donnerstag wieder unter die Marke von 1,50 US-Dollar gefallen. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 1,4977 Dollar gehandelt. Ein Dollar war 0,6676 Euro wert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,5000 (Mittwoch: 1,4921) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,6667 (0,6702) Euro.
"Vor allem die schwächeren Aktienmärkte haben den Euro belastet", sagte Devisenexperte Rainer Sartoris vom Bankhaus HSBC Trinkaus. Die Aktienkurse sind nach enttäuschenden Unternehmensdaten gefallen. Noch am Mittwoch war der Euro erstmals seit 14 Monaten über die Marke von 1,50 Dollar gestiegen. Viele Anleger seien offensichtlich auch enttäuscht gewesen, dass es nicht zu Anschlusskäufen gekommen sei. Dies habe Gewinnmitnahmen ausgelöst.
"Der Aufwärtstrend für den Euro bleibt aber intakt", sagte Sartoris. Er könnte sich daher in den nächsten Tagen auch wieder in Richtung seines alten Rekordstandes von 1,6038 US-Dollar vom Juli 2008 bewegen. Von politischer Seite erwartet Sartoris derzeit keinen Widerstand gegen den Euro-Anstieg. Die US-Regierung habe derzeit kein großes Interesse an einem starken Dollar. Eine geordnete Abwertung des Dollar stärke die Exportkraft der USA.
Seit gut einem Jahr hat der Dollar vor allem von seiner Rolle als Weltreservewährung profitiert, da viele Anleger in Krisenzeiten auf Nummer sicher gehen wollten. Der Dollar stieg immer dann, wenn die Aktienkurse, die als Barometer für die Risikobereitschaft der Anleger gelten, fielen - und umgekehrt.
Auch ein enttäuschender Wochenbericht vom US-Arbeitsmarkt stützte den Dollar kaum. "Zuletzt war der Euro meist im Würgegriff der Aktien. Jetzt scheint sich diese Abhängigkeit etwas zu lockern", fasste Mario Mattera, Analyst beim Bankhaus Metzler in Frankfurt, die Lage zusammen. Dies zeige, dass der Status des Dollar als Weltreservewährung angekratzt sei.
Viele Marktteilnehmer unterstellten zudem der US-Regierung, trotz gegenteiliger Bekenntnisse durchaus einen schwächeren Dollar zu befürworten. Damit könnten die USA ihren Export stützten. "Auch angesichts der hohen Defizite kommt den USA der schwache Dollar ganz gelegen", erklärte Mattera.
Die Gründe der Dollar-Schwäche
Ein weitere Faktor für die Dollarschwäche ist Händlern zufolge die Einschätzung, dass die US-Notenbank (Fed) die weltgrößte Volkswirtschaft noch für eine ganze Weile mit billigem Geld versorgen wird. Dem am Mittwochabend veröffentlichten Fed-Konjunkturbericht "Beige Book" zufolge kommt die US-Konjunktur langsam aus der tiefen Rezession heraus. Doch bleibt die Lage am Arbeitsmarkt schwierig. Der Fed-Chef von Boston, Eric Rosengren, sagte am Donnerstag dem TV-Sender CNBC, weitere Fortschritte seien nötig, um die Geldpolitik wieder zu straffen. Erst müssten sowohl der private Konsum als auch der Immobilienmarkt anziehen.
In Europa wird dagegen darauf gesetzt, dass die Notenbanken schon früher wieder die Geldschleusen drosseln könnten. Am Vortag hatte die Bank of England (BoE) solche Spekulationen genährt, indem sie die Wirtschaft als weniger schwach als zuvor einschätzte. Das Pfund Sterling war daraufhin zeitweise bis auf 1,6636 Dollar gestiegen. Enttäuschende Einzelhandelsdaten drückten die Währung am Donnerstag aber wieder auf 1,6565 Dollar.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,90530 (0,90010) britische Pfund, 136,90 (135,82) japanische Yen und 1,5105 (1,5112) Schweizer Franken fest. Am Nachmittag wurde die Feinunze Gold in London mit 1053,00 (1053,75) Dollar gefixt. Der Kilobarren kostete 22.775 (22.825) Euro.
Quelle: ntv.de, dpa/rts