Schwache Kreditvergabe Euro taucht mal kurz ab
26.09.2013, 16:29 Uhr
Der Staat als Wirtschaftsmotor: Sollte in Washington der Etat einfrieren, drohen Konsequenzen für die US-Konjunktur.
(Foto: REUTERS)
Eine schwache Kreditvergabe im Euroraum lässt den Euro-Kurs wieder unter 1,35 Dollar fallen. Devisenexperten rechnen fest mit einer Kehrtwende, sobald die Zahlungsprobleme in den USA wieder in den Fokus rücken.
Der Euro ist am Donnerstag leicht unter Druck geraten. Schwache Daten zur Kreditvergabe im Euroraum und Aussagen eines Vertreters der US-Notenbank drückten die Gemeinschaftswährung unter die Marke von 1,35 US-Dollar. Zuletzt stand der Euro bei 1,3486 Dollar.
Die Geschäftsbanken im Euroraum geben das billige Geld, das die Europäische Zentralbank (EZB) ihnen anbietet, nicht in Form von Darlehen weiter. Im August reichten die Institute 2,0 Prozent weniger Kredite an Unternehmen und Verbraucher aus als im Vorjahresmonat, wie neue Zahlen zeigen. Auch das als Wegweiser für die Konjunktur geltende Wachstum der Geldmenge bleibt schwach.
Zusätzlich belastet wurde der Euro durch Aussagen des US-Notenbankers Jeffrey Lacker. Der Chef der regionalen Notenbank von Richmond forderte eine Drosselung des milliardenschweren Anleihekäufe, mit denen die Fed das Wachstum stützt, spätestens im Dezember. Die Aussicht auf weniger Billiggeld aus der Notenpresse gab dem Dollar Kursauftrieb gegenüber anderen großen Währungen.
In den USA gab es unterdessen eine neue Schätzung zum Wachstum im zweiten Quartal. Danach legte das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten mit einer Jahresrate von 2,5 Prozent zu und damit deutlich stärker als im ersten Quartal. Ebenfalls positiv: In der Vorwoche gab es weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe.
Die vorbörslich veröffentlichten Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe fielen besser als erwartet aus. In der vergangenen Woche beantragten nur 305.000 Amerikaner erstmals Arbeitslosenhilfe. Volkswirte hatten mit 330.000 gerechnet.
Noch am Vortag hatte der Streit im US-Kongress über den Staatshaushalt den Dollar unter Druck gesetzt und den Euro um etwa einen halben US-Cent auf zeitweise 1,3530 Dollar klettern lassen.
Countdown in den USA
Die dramatischen Etatfragen aus dem US-Staatshaushalt drängen sich immer mehr in den Vordergrund: Sollten sich die Politiker im US-Kongress nicht bald auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen, droht den Vereinigten Staaten ab Mitte Oktober die technische Zahlungsunfähigkeit.
Beobachter sehen die Ausgangslage mit Besorgnis: Die USA stehen zwar nicht zum ersten Mal vor einem solchen Budget-Patt. Bereits im Sommer vor zwei Jahren und zuletzt zum Jahreswechsel 2012/13 kam es in der US-Hauptstadt zu einer bedrohlichen Zuspitzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen. Beide Male konnte eine Staatspleite erst nach extrem zähen Verhandlungen abgewendet, oder besser, aufgeschoben werden.
Doch angesichts der verhärteten Fronten zwischen den beiden parteipolitisch verfestigten Lagern von Demokraten und Republikanern erscheint es Analysten diesmal mehr als fraglich, ob es diesmal zu einer rechtzeitigen Lösung kommen kann und wie eine solche Einigung aussehen könnte.
Der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze im US-Etat hatte in den vergangenen Jahren teils erhebliche Spannungen an den Weltmärkten ausgelöst. Sollte die US-Verwaltung vorübergehend tatsächlich die Zahlungsfähigkeit verlieren, drohen Folgen für die seit Jahren mit großem finanziellem Aufwand seitens der US-Notenbank Fed angestrebte konjunkturelle Erholung der US-Wirtschaft.
Quelle: ntv.de, mmo/rts