Marktberichte

Draghi drückt Renditen Euro unter 1,26 Dollar

Einer der stärksten Wirtschaftsräume der Welt: Die Flaggen der EU-Mitglieder vor dem Europa-Parlament in Straßburg.

Einer der stärksten Wirtschaftsräume der Welt: Die Flaggen der EU-Mitglieder vor dem Europa-Parlament in Straßburg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Euro rutscht einige Stunden nach seinem Sprung über die Marke von 1,26 Dollar wieder unter die Kursschwelle. Devisenexperten messen dem jedoch vor der für Donnerstag erhofften Positionierung der EZB zu Staatsanleihenkäufen keine allzu große Bedeutung bei. Am Rentenmarkt hinterlassen Aussagen von EZB-Präsident Draghi allerdings deutliche Spuren.

Anhaltende Spekulationen um mögliche Staatsanleihenkäufe der EZB halten das Geschehen am Devisenmarkt weiter in Schach. Nachdem der Euro nach kolportierten nichtöffentlichen Aussagen von EZB-Präsident Draghi vor dem EU-Parlamentsausschuss in der Nacht über die Marke von 1,26 Dollar geklettert war, rutschte die Gemeinschaftswährung am Dienstag wieder unter diese Marke. Händler verwiesen auf technische Gründe.

Aufgrund einer Indiskretion eines EU-Parlamentariers wurden am Vortag Äußerungen von EZB-Präsident bekannt, wonach dieser den geplanten Kauf von Staatsanleihen finanziell angeschlagener Euroländer ausdrücklich verteidigt haben soll. Zudem sickerte durch, dass der Notenbankchef beim Kauf von Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren keine verbotene Staatsfinanzierung durch die Notenbank sehe.

Der Commerzbank zufolge zeichnet sich damit ab, dass die EZB ein "starkes" Programm im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise plant. Experten erwarten, dass Draghi auf der Pressekonferenz der EZB im Anschluss an die Zinsentscheidung am kommenden Donnerstag weitere Details zum geplanten Kaufprogramm für Staatsanleihen liefern wird. Mahnende Stimmen warnen hingegen vor überzogenen Erwartungen. Nach Einschätzung von Währungsstratege Adam Cole von RBC Capital Markets könnte der Euro ordentlich unter Druck geraten, wenn Draghi nur ein rohes Gerüst des Anleihenprogramms präsentiert.

Allgemein dämpfend wirkte nach Aussage von Händlern der für die Bonität der Eurozone. Einen unmittelbaren Zusammenhang zum Rückgang des Euro sehen Devisenexperten jedoch nicht. Die Benotung ist ohnehin vorwiegend von theoretischem Interesse. Bislang ist die EU nicht mit eigenen Schuldscheinen am Kapitalmarkt in Erscheinung getreten. Bisher gilt auf EU-Ebene - ganz im Gegensatz zur Politik in vielen Mitgliedsstaaten - noch die Vorgabe einer ausgeglichenen Haushaltsführung. Für die Diskussion um eine Einführung von Eurobonds oder EU-Anleihen dürfte die Moody's-Entscheidung dagegen größere Bedeutung haben.

Ankündigungen reichen

Deutlich klarerer Auswirkungen hatten hingegen die Hinweise Draghis auf Käufe von Staatsanleihen mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren: Die Renditen dieser kurzlaufenden Anleihen von kritisch eingestuften Euro-Staaten wie Spanien oder Italien gaben deutlich nach.

Die Rendite zweijähriger Anleihen aus Spanien fiel auf 3,2 von 3,5 Prozent am späten Vorabend, die auf italienische Papiere gab nach auf 2,5 von 2,7 Prozent. Auch bei zehnjährigen Titeln war die Entspannung spürbar, Kreditausfallversicherungen für beide Länder verbilligten sich. Spanien und Italien haben beide mit hohen Schulden zu kämpfen. Nach Einschätzung von Investoren könnte vor allem die Regierung in Madrid bald gezwungen sein, um Finanzhilfen zu bitten.

"In Reaktion auf die Aussagen von Draghi, wonach sich die EZB im Rahmen ihres Mandats bewegt und keine Finanzierungshilfe für Staaten leistet, wenn sie Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren kauft, gewinnen die Märkte etwas mehr Vertrauen", sagte Marktstratege Brian Barry von Investec.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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