Griechenland und USA Euro unter 1,28 Dollar
05.11.2012, 11:01 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die europäische Gemeinmschaftswährung sinkt zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit gut einem Monat. Zum einen lastet die Debatte um einen Schuldenschnitt in Griechenland auf dem Euro. Zum anderen helfen gute US-Jobdaten dem Dollar auf die Sprünge.
Die Unsicherheit über einen weiteren Schuldenschnitt in Griechenland und ermutigende Konjunkturdaten aus den USA haben Anleger zum Wochenbeginn in den Dollar getrieben. Zu einem Korb aus sechs Währungen stieg der Greenback auf den höchsten Stand seit zwei Monaten. Der Euro fiel am Tag vor den US-Präsidentschaftswahlen auf 1,2765 Dollar zurück, den niedrigsten Stand seit dem elften September. Am Freitag hatte er noch über 1,28 Dollar notiert.
Für Verstimmung sorgte vor allem Griechenland: Die Abgeordneten in Athen sollen am Mittwoch über ein Spar- und Reformpaket abstimmen, mit dem eine Finanzierungslücke von 13,5 Mrd. Euro geschlossen werden soll. Griechenland muss die Maßnahmen auf den Weg bringen, um weitere 31,5 Mrd. Euro aus dem zweiten Hilfsprogramm des Euro-Rettungsschirms EFSF und des IWF zu bekommen. Unklar ist bislang aber, wie Griechenland auch langfristig wieder auf eine solide Finanzierungsbasis gestellt werden kann.
Da die Schulden wegen der tiefen Rezession weiter wachsen, wird heftig über einen zweiten Schuldenschnitt spekuliert - diesmal zulasten der staatlichen Gläubiger. Im Frühjahr hatten die privaten Gläubiger des Landes auf Forderungen von 100 Mrd. Euro verzichtet. "Sollte man der Situation in Athen nun mit einem weiteren Schuldenschnitt begegnen, wäre dies das mittelfristige Ende der europäischen Rettungsbemühungen mittels Rettungsschirm und Hilfsprogrammen", urteilte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Angesichts der unklaren Lage dürfte der Euro in den kommenden Tagen erst einmal unter Druck bleiben, prognostizierte der Experte.
Auch die HSBC, Europas größte Bank, warnte Investoren in einer Studie vor dem wieder erhöhten Risiko eines Auseinanderbrechens des Euro. Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding rät mit Blick auf Griechenland, sich auf eine neue Krisenwelle vorzubereiten.
Investoren hoffen auf klare Verhältnisse
Zur Euro-Schwäche trugen laut Marktexperten auch die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten bei. Die US-Wirtschaft schuf im Oktober mehr Jobs als erwartet. Investoren spekulierten nun darauf, dass die US-Notenbank Fed ihren geldpolitischen Lockerungskurs nicht noch stärker ausweiten dürfte - was dem Dollar entgegen kommen sollte. Zuletzt hatte die Fed Mitte September weitere Aufkäufe von Immobilienanleihen in großem Stil beschlossen, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen.
Großer Unsicherheitsfaktor für die Anleger war dagegen der Ausgang der US-Wahl. Sie interessiert vor allem, wie sich das Machtverhältnis von Demokraten und Republikanern entwickelt. Gegenwärtig ist das Repräsentantenhaus in der Hand der Republikaner und der Senat wird von den Demokraten kontrolliert. Das dürfte sich Umfragen zufolge nicht ändern. Sollte der neue Präsident keine klare Mehrheit im Kongress haben, drohen politischer Stillstand und enorme finanzielle Probleme. Der Dollar könnte in einer solchen politischen Konstellation ordentlich unter Druck geraten, prognostizieren Analysten.
Am Rentenmarkt zogen die Kurse der als sicherer Hafen geltenden Bundesanleihen an. Entsprechend zurück ging die Rendite - sie lag bei 1,424 Prozent nach 1,451 Prozent im Schlussgeschäft vom Freitag. Spanische und italienische Papiere wurden dagegen abgestoßen. Die Zinsen kletterten auf 5,771 beziehungsweise 5,020 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa/rts