Franken bricht ein Euro unter 1,40 Dollar
06.09.2011, 17:50 UhrDie Schweizerische Nationalbank setzt dem Höhenflug des Franken mit der Anbindung an den Euro ein jähes Ende. Mit der Festlegung eines Mindestkursziels von 1,20 Franken sorgt die SNB dafür, dass die heimische Währung gegenüber Euro, Dollar und Yen auf Talfahrt geht.
Der Euro hat mit heftigen Kursbewegungen auf eine massive Intervention der Schweizerischen Nationalbank reagiert. Nach der überraschenden Ankündigung der SNB, einen Wechselkurs von unter 1,20 Franken je Euro künftig nicht mehr zu tolerieren, sprang die Gemeinschaftswährung in einer ersten Reaktion auf ein Tageshoch bei 1,4275 Dollar. Im weiteren Handelsverlauf musste der Euro die Kursgewinne aber wieder abgeben und stand im Nachmittagshandel bei 1,3990 Dollar.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,4099 (Montag: 1,4126) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7093 (0,7079) Euro.
Gegen den Franken wertete der Euro massiv auf. Angestrebt wird ein Wechselkurs von mindestens 1,20 Franken; die Notenbank ist nach eigenen Aussagen bereit, für dieses Ziel unbeschränkt Devisen zu kaufen. Damit reagiert die SNB auf die starke Aufwertung des Franken, der in den vergangenen Monaten immer stärker von den Anlegern als "sicherer Hafen" gesucht wurde und die heimische Wirtschaft schwer belastet. Am Nachmittag notierte der Euro mit 1,2016 Franken knapp über der frisch eingezogenen Währungsgrenze.
Der hohe Franken hatte zuletzt für Gewinnwarnungen von schweizerischen Unternehmen gesorgt, so am Vortag bei Clariant. Die gegenwärtige massive Überbewertung des Frankens stelle "eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar" und berge das "Risiko einer deflationären Entwicklung", erklärte die Nationalbank.
Der Wert des Schweizer Franken ist seit Beginn des Jahres angesichts der Sorge um den Euro und den Dollar erheblich gestiegen. Der Franken wird wegen seiner Stabilität als Anlage geschätzt und legte seit Jahresbeginn um neun Prozent gegenüber dem Euro und um 14 Prozent gegenüber dem Dollar zu. Nach einer Studie des Dachverbands der Schweizer Wirtschaft fürchten 20 Prozent der Exportunternehmen wegen des Höhenflugs des Franken um ihre Existenz.
Die Ausgabe eines Kursziels von 1,20 Franken sei eine klare Aussage und der ultimative Schritt der SNB, sagte Analyst Mario Mattera von der Metzler Bank. "Der Devisenmarkt wird aber testen, ob die SNB auch da ist, das heißt, wir werden sicher Versuche sehen, die Marke von 1,20 Franken zu testen." Allessandro Bee von der Bank Sarasin geht davon aus, dass die Maßnahmen der SNB funktionieren werden. "Man wird es sich zweimal überlegen, gegen dieses Ziel zu spekulieren, weil die SNB mit dem Rücken zur Wand steht." Langfristig berge der Schritt aber Inflationsrisiken.
Quelle: ntv.de, DJ/rts/AFP