Schulden und Strauss-Kahn Euro versteckt sich
16.05.2011, 13:16 Uhr
(Foto: dpa)
Der Euro präsentiert sich während des Gipfeltreffens der Euro-Finanzminister nervös. Im Vorfeld des Treffens, auf dem es um Milliardenhilfen für schuldengeplagte Staaten geht, fällt die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Stand seit Anfang April. Die Festnahme des IWF-Chefs Strauss-Kahn ist dabei nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme.
Die Verhaftung von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat die Unsicherheit der Anleger über eine Lösung der Schuldenkrise in der Euro-Zone verstärkt und damit den Euro weiter geschwächt. Die Gemeinschaftswährung rutschte in der Spitze um fast einen US-Cent auf 1,4049 Dollar ab und notierte damit so niedrig wie seit Ende März nicht mehr. Bis gegen Mittag erholte sich der Euro leicht und pendelte um 1,41 Dollar.
Der Fall Strauss-Kahn - ihm wird versuchte Vergewaltigung vorgeworfen - hat nach Einschätzung von Börsianern kaum Auswirkung auf die Handlungsfähigkeit des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Er hat aber Einfluss auf die Psychologie", erklärte Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. "Er kommt zur Unzeit, da der IWF im Mittelpunkt der Schuldenkrise eine unanfechtbare tragende Position einnehmen muss."
Strauss-Kahn hätte am Montag eigentlich an einem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel teilnehmen sollen, bei dem es um die Krise in Griechenland und das Rettungspaket für das ebenfalls hoch verschuldete Portugal geht. Sein Fehlen mache eine schnelle und unorthodoxe Lösung der Schuldenkrise insgesamt unwahrscheinlicher, führten die Analysten der Metzler Bank in ihrem Kurzkommentar aus. Der IWF ist an dem Rettungspaket für Griechenland beteiligt. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny bezeichnete in Wien die Rolle es Fonds als sehr wichtig, was auch Strauss-Kahn zu verdanken sei.
Enttäuschung über EZB
Der Kursrückgang des Euro in diesem Monat ist allerdings nicht nur auf die Schuldenkrise zurückzuführen. Vielmehr hatte die Enttäuschung einiger Anleger über das Tempo der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) die derzeitige Talfahrt eingeleitet. Noch am 4. Mai - am Tag vor der entscheidenden EZB-Sitzung - hatte der Euro über 1,49 Dollar und damit auf einem 17-Monats-Hoch notiert.
Dazu hatte nicht zuletzt auch die Erkenntnis beigetragen, dass in den USA die Schuldenlage alles andere als beruhigend ist. Wie innerhalb der EU so streiten in den USA die beiden großen Parteien unerbittlich über den Weg aus der Misere. Da Demokraten und Republikaner sich bislang nicht auf eine Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze einigen konnten, erreichen die Vereinigten Staaten am Montag mit 1430 Milliarden Dollar ihr Limit zum Geldausgeben. Nur durch einige bilanztechnische Kniffs kann das US-Finanzministerium noch bis Anfang August die Schulden bedienen.
Somit gilt der Dollar auch nicht gerade als ein Hort der Sicherheit. Doch die Schuldenkrise in Griechenland, Portugal und Irland haftet offenbar fester am Euro: "Angesichts des neuen Fokus auf die Probleme des Euroraumes sehen die fundamentalen Schwierigkeiten der USA dann doch wieder gar nicht so schlimm aus", begründen die Analysten der Commerzbank das Comeback des Dollar in den vergangenen zehn Tagen.
Angesicht der Schuldenkrise in einigen Ländern der Euro-Zone und auch in den USA ziehen einige Anleger wieder die deutschen Bundesanleihen allen anderen vor: so liegt die Rendite der zehnjährige richtungsweisenden Bundesanleihe mit 3,08 Prozent derzeit wieder deutlich unter der US-Anleihe, die bei 3,15 Prozent rentiert. Der Bund-Future stieg um bis zu 20 Ticks auf 124,50 Punkte.
Die griechischen Anleihen bewegen sich am Montag nur wenig, während die Kurse der portugiesischen Papiere anzogen. Anleger setzten auf eine Absegnung des Rettungspaketes über 78 Mrd. Euro für das südeuropäische Land. Bis zur Klärung der Lage in Griechenland sei aber kaum mit einer nachhaltigen Erholung der portugiesischen Anleihen zu rechnen, sagten Händler.
Quelle: ntv.de, nne/rts