Nervöse Blicke im Finanzsektor Euro widersteht der Angst
07.12.2010, 11:00 UhrMit der Abstimmung über den Sparhaushalt im irischen Parlament steuert die europäische Schuldenkrise auf einen neuen Höhepunkt zu. Wenn das Vorhaben scheitert, läuft die Milliardenhilfe der EU möglicherweise ins Leere.

Fußgängebrücke am Flughafen Dublin: Der Euro befindet sich in einer historischen Übergangsphase.
(Foto: REUTERS)
Der Euro hat sich am Dienstag leicht erholt. Die Gemeinschaftswährung notierte mit 1,3363 Euro deutlich über seinem New Yorker Vortagsschluss von 1,3305 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,3280 (Freitag: 1,3246) Dollar festgesetzt.
Händlern zufolge hofft Markt darauf, dass die im irischen Parlament anstehende Abstimmung über den mit drastischen Sparmaßnahmen gespickten Haushalt für 2011 reibungslos abläuft. Die Einsparungen sind eine Voraussetzung für die Freigabe eines milliardenschweren Rettungspakets von EU und IWF.
Sollte die Regierung von Ministerpräsident Brian Cowen den Sparhaushalt allerdings nicht durch die Kammer bekommen, könnten die Sorgen um die europäische Schuldenkrise wieder neu entflammen und den Euro auf Talfahrt schicken, sagte Analyst David Rodriguez, Stratege bei DailyFX. Ihr Augenmerk richten die Anleger zudem auf das Treffen der europäischen Finanzminister in Brüssel, wo auch die Kredithilfen an Irland erneut Thema sind.
Die Kurse für die irischen Anleihen notierten am Morgen nahezu unverändert. Auch die spanischen, portugiesischen und italienischen Bonds zeigten sich wenig verändert. Der Bund-Future gab zunächst zwölf Ticks auf 126,45 Punkte nach, zog dann aber auf das Vortagesschlussniveau an. Die Rendite für die zehnjährige Bundesanleihe lag mit etwa 2,86 Prozent auf dem Niveau des Vorabends.
Dass die Schuldenkrise mit der Irlandhilfe bei weitem noch nicht ausgestanden ist, darauf deuteten nevörse Kursreaktionen im Finanzsektor hin. Europaweit standen die Bankenwerte unter Druck. Vor allem die spanischen Titel führten im Auswahlindex Stoxx50 die Verliererliste an: BBVA gaben zeitweise um 2 Prozent nach. Banco Santander folgten 1,6 Prozent ins Minus. Die Aktien des deutschen Branchenprimus Deutsche Bank verloren 1,3 Prozent.
"Das Ergebnis des Treffens der Finanzminister der Euro-Zone gestern Abend war eine ziemliche Enttäuschung", beschrieb ein Börsianer die Einschätzung der Lage am Aktienmarkt. Die Minister hatten weder eine Ausweitung des Garantierahmens des Euro-Schutzschirmes beschlossen, noch über die Einführung einer gemeinsamen Euro-Anleihe gesprochen.
Fed-Beobachter schauen zu
Ein Übergreifen der europäischen Schuldenkrise auf den Dollarraum steht nach Ansicht eines hochrangigen Vertreters der US-Geldpolitik nicht zu befürchten. Die Staatsschuldenkrise in Europa hat nach Einschätzung des Präsidenten der Federal Reserve Bank von Richmond, Jeffrey Lacker, keine größeren Auswirkungen auf die US-Wirtschaft.
"Gegenwärtig sieht es nach einem handhabbaren Problem für uns aus", sagte Lacker bei einer Rede. Sollte sich die Lage in Europa allerdings verschlimmern, werde auch die Konjunkturentwicklung in den USA beeinträchtigt.
Wenn sich breitere und tiefere Wachstumshemmnisse in Europa abzeichneten und die Region "wieder in eine kräftige Rezession abgleiten, wäre alles möglich, und es könnte zu beträchtlicheren Auswirkungen auf unsere Exporte kommen", warnte Lacker. Dies wiederum schmälere dann das Wachstum in den USA.
Japans Reserven schmelzen
Unabhängig von den Problemen in Europa nahmen Devisenhändler eine Kennzahl aus Tokio zur Kenntnis: Japans Währungsreserven sind im November gesunken. Wie das Finanzministerium mitteilte, verringerten sich die Reserven im Vergleich zum Vormonat um 17,09 Mrd. US-Dollar auf 1,101 Billionen Dollar.
In den Vormonaten waren die Rücklagen der japanischen Zentralbank noch stetig gestiegen. Die Währungsreserven umfassen Wertpapiere, Bankeinlagen, Gold, Sonderziehungsrechte beim Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie andere Vermögenswerte.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts