Ruhe an der Peripherie Euro wieder gefragt
11.11.2011, 17:57 Uhr
"Zum Wohle Italiens: Berlusconi tritt zurück"
(Foto: REUTERS)
Die Lage an den Devisenmärkten entspannt sich: Die Hoffnungen auf eine stabile Regierung in Griechenland und einen zügigen Wechsel in Italien kommen bei den Investoren gut an. Beobachter befürchten jedoch, dass die jüngsten Entwicklungen nur für eine kurze Euro-Erholung ausreichen werden.
Das politische Hin und Her in Athen und Rom scheint ein Ende zu finden - entsprechend erleichtert zeigten sich die Anleger am Freitag und griffen beim Euro und den zuletzt eher verschmähten italienischen Anleihen zu. Die Gemeinschaftswährung legte in der Spitze um knapp einen US-Cent auf 1,3668 Dollar zu, die Rendite zehnjähriger italienischer Papiere stabilisierte sich unter der kritischen Sieben-Prozent-Marke.
Allerdings könnte die Erholung nach Einschätzung von Analysten auf wackeligen Füßen stehen. Vor allem mit Blick auf Italien mahnten sie zur Vorsicht: "Es ist weiterhin unklar, ob eine neue Regierung in Italien in der Lage sein wird, den Staatshaushalt ohne externe Hilfen erfolgreich zu sanieren," erklärte Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Auch die Experten der Metzler Bank zeigten sich skeptisch: "Vieles hängt nun davon, ob am Wochenende das geplante Reformpaket in Gesetzesform gegossen wird." Denn nur dann sei an einen Rücktritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi überhaupt zu denken.
Italiens Sparpaket nimmt erste Hürde
Der italienische Senat stimmte am Freitag dem neuen Sparprogramm zu, von dessen Verabschiedung Berlusconi seinen Rücktritt abhängig gemacht hat. Bevor die Maßnahmen in Kraft treten, müssen sie am Samstag allerdings noch vom Abgeordnetenhaus abgesegnet werden. Als Nachfolger Berlusconis wird derzeit der frühere EU-Kommissar Mario Monti gehandelt. Ihm werde an den Märkten am ehesten zugetraut, eine Regierung der nationalen Einheit zu führen und die dringend benötigten Sparmaßnahmen in dem hoch verschuldeten Land durchzusetzen, sagte ein Händler.
In Griechenland soll unterdessen der frühere EZB-Vizepräsident Lukas Papademos das Ruder übernehmen und einen Bankrott verhindern. Papademos wurde am Nachmittag vereidigt.
Die politische Unsicherheit vor allem in Rom hatte die Märkte im Wochenverlauf schwer erschüttert. Die Rendite zehnjähriger italienischer Papiere war am Mittwoch auf den Rekordstand von 7,5 Prozent geklettert - ein Niveau, zu dem sich das Land auf Dauer nicht refinanzieren kann. Zum Vergleich: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren derzeit um die 1,8 Prozent.
Dass die Nervosität am Freitag etwas nachließ, zeigte sich auch am Markt für Kreditausfallversicherungen (CDS): Fünfjährige Swaps zur Versicherung von italienischen Staatsanleihen fielen um 18 Basispunkte auf 545 Basispunkte. Damit beliefen sich die Kosten für die Versicherung von Anleihen über zehn Mio. Euro auf 545.000 Euro.
Irrtümliche Herunterstufung von Frankreich
Schwerer als die italienischen hatten es am Freitag die französischen Staatstitel. Die Rating-Agentur Standard & Poor's hatte irrtümlich eine Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit verkündet und damit Ängste vor einer Verschärfung der europäischen Schuldenkrise geschürt. Die Renditen der zehnjährigen Papiere legten zum Wochenschluss nochmals zu und lagen in der Spitze bei 3,512 Prozent zu - im Schlussgeschäft vom Donnerstag hatten sie bei 3,483 Prozent notiert.
Quelle: ntv.de, rts