EZB-Aussagen Euro zieht sich zurück
08.12.2011, 16:39 Uhr
Historisches Großprojekt: Eine gemeinsame Währung für Europa.
(Foto: REUTERS)
Die Euro-Anleger reagieren verschnupft darauf, dass die EZB die Hoffnungen auf eine aktivere Rolle bei den Staatsanleihenkäufen gedämpft hat. Da hatten einige offenbar auf stärkere Signale gesetzt, sagen Volkswirte.
Enttäuschte Hoffnungen auf zusätzliche Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bekämpfung der Schuldenkrise haben den Euro am Donnerstag belastet. Im Gegenzug stiegen die Renditen einiger Euro-Staaten wieder.
"Eine Menge Leute - Aktien-, Anleihen- und Devisen-Anleger - hatten auf die EZB gezählt", sagte Brian Dolan, Chef-Stratege von Forex.com. "Die EZB hat dem Markt praktisch den Boden unter den Füßen weggezogen." Die Notenbank habe zuvor angedeutet, sie könne die Anleihe-Käufe ausweiten, sollte die Politik Fortschritte machen. "EZB-Chef Mario Draghi behauptet nun, dass ihn die Interpretation überrascht und er keine großen Anleihe-Käufe signalisiert habe."
Der Euro verbilligte sich als Reaktion auf die Draghi-Äußerungen auf 1,3309 Dollar, nachdem er zuvor meist um die Marke von 1,34 Dollar gependelt war. Im Gegenzug stieg der Bund-Future um 59 Ticks auf 136,39 Punkte. Als Folge der höheren Nachfrage bei den als sicher geltenden Bundesanleihen stiegen die Renditen europäischer Schulden-Staaten wie Italien oder Spanien auf 6,416 beziehungsweise 5,727 Prozent.
Geldflut zur Euro-Rettung
Ein anderer Börsianer betonte, die Notenbank habe keine neuen Lösungen präsentiert. "Die Zinssenkung um 25 Basispunkte auf ein Prozent und die zusätzlichen Liquiditätsspritzen waren erwartet worden." Die EZB bietet den Banken zwei Refinanzierungsoperationen mit einer Laufzeit von drei Jahren an. Zugleich schwächte sie die Anforderungen für Wertpapiere ab, die als Sicherheit hinterlegt werden müssen, um den Banken besseren Zugang zu Notenbankgeld zu ermöglichen. Alle diese zusätzlichen Maßnahmen seien zeitlich begrenzt, erklärten die Währungshüter.
"Die EZB hat ein Bündel von Maßnahmen aufgelegt, um den Banken zu helfen und damit einer Kreditklemme vorzubeugen", sagte Sintje Boie, Analystin der HSH Nordbank. "Das ist eigentlich ein positives Signal, führt den Anlegern aber offenbar vor Augen, wie schwierig die Situation derzeit ist."
Draghi zeichnete außerdem ein düsteres Bild der Konjunktur. Die Schuldenkrise sei der wichtigste Belastungsfaktor. Vor diesem Hintergrund senkten die EZB-Volkswirte ihre Wachstumsprognosen.
Quelle: ntv.de, rts