Marktberichte

Fed läutet den Kurswechsel ein Euro zittert an der Marke

"Der Euro hat Federn gelassen": Bernanke und die China-Sorgen zwingen Devisenanleger in eine neue Realität.

"Der Euro hat Federn gelassen": Bernanke und die China-Sorgen zwingen Devisenanleger in eine neue Realität.

(Foto: REUTERS)

Der Ifo-Index bietet nur vorübergehend Halt: Die neuen Daten zum deutschen Geschäftsklima gehen im Rauschen der Märkte unter. Die europäische Gemeinschaftswährung klammert sich an eine markante Kursmarke.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Der Kurs des Euro scheint sich zu stabilisieren: Nach den deutlichen Kursverlusten der vergangenen Woche pendelte die Gemeinschaftswährung zu Wochenbeginn in einer engen Spanne um die Marke bei 1,31 US-Dollar. Die jüngste Talfahrt infolge der Aussicht auf ein Ende der Geldschwemme in den USA scheint damit vorerst gestoppt. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete am späten Nachmittag 1,3095 Dollar. Gegen Mittag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,3086 (Freitag: 1,3180) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7642 (0,7587) Euro.

"Der Euro hat Federn gelassen und der Kurs der Gemeinschaftswährung wird nach wie vor von Aussagen des US-Notenbankchefs Ben Bernanke belastet", beschrieb Devisenexpertin Jana Meier von HSBC Trinkaus den Handel zum Wochenauftakt. Mittlerweile halte sich die Gemeinschaftswährung aber in der Nähe der Marke von 1,31 Dollar. Bernanke hatte am vergangenen Mittwoch ein Ausstiegsszenario aus dem milliardenschweren Anleihekaufprogramm der Fed aufgezeigt und damit massive Bewegungen an den internationalen Finanzmärkten ausgelöst.

Der zweite Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas in Folge konnte den Euro hingegen nur wenig bewegen. Nach Einschätzung von HSBC-Analystin Meier hatte die erneute Aufhellung beim wichtigsten deutschen Konjunkturbarometer im Juni die Gemeinschaftswährung allenfalls kurzfristig etwas stützen können. Der Ifo-Index hatte an die positive Entwicklung im Vormonat angeknüpft, stieg auf 105,9 Punkte und machte damit Hoffnung auf eine konjunkturelle Belebung in der zweiten Jahreshälfte.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85115 (0,85330) britische Pfund, 128,54 (128,66) japanische Yen und 1,2241 (1,2257) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1286,75 (Freitag: 1295,25) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 31.000,00 (30.870,00) Euro.

Bernanke kündigt "Exit" an

Der angekündigte Kurswechsel in der US-Geldpolitik belastet weiterhin auch die europäischen Anleihemärkte. Die Investoren treten zunehmend vorsichtiger auf, erklärten Beobachter. Bereits seit Tagen herrsche latenter Abgabedruck, hieß es. Die Preise für Kreditausfallversicherungen zögen an.

Erkennbar sei, dass die Risiken höher eingeschätzt werden. Die Gründe seien zum einen die Verwerfungen am Geldmarkt in China, in deren Folge die Aktien der chinesischen Banken und Immobilienwerte kräftig unter Druck geraten seien. Zum anderen wirke auch der latente Ausstieg der US-Notenbank aus dem Anleihekaufprogramm. Dieser habe zu teils deutlichen Abflüssen aus den Kapitalmärkten in den Wachstumsländern geführt.

Der richtungsweisende Bund-Future notierte am Abend bei 140,32 Zähler ab und notierte damit so niedrig wie seit Monaten nicht mehr. "Die Märkte befürchten nach wie vor, dass die schwindende Liquidität für alle Assets schmerzlich sein wird", sagte Commerzbank-Analyst Rainer Guntermann. Die heftigen Kursbewegungen belegten die große Vorsicht der Anleger. Nach Einschätzung von Marktstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co wird der Richtungswechsel der Fed von Investoren als Zeitenwende interpretiert.

Der Höhepunkt eines fast 30 Jahre währenden Booms am Anleihenmarkt sei vorbei, meinte Rahn. Fed-Chef Ben Bernanke hatte Mitte vergangener Woche angekündigt, er könne die Anleihenkäufe möglicherweise noch in diesem Jahr zurückfahren und sie bis Mitte 2014 auslaufen lassen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/DJ/rts

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